Schloss Stein in Baden (en français)

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Weitere Luftaufnahmen von Baden


Die Ruine „Schloss Stein“ erhebt sich auf dem nach ihr benannten Schlossberg, dem kantigen Jurazug, der mit dem Lägernkamm jenseits der Limmat das Südtor der Badener Klus bildet und an dessen Fuss die alte Stadtanlage von baden Ende des 13. Jahrhunderts entstand. Der Berg sinkt gegen Süden, auf der Nordseite stürzt er fast senkrecht ab. Die geographische Lage für die Errichtung einer Wehranlage war hier geradezu ideal. Nur vom westlichen Bergrücken her war ein ungehinderter Zugang zur Burg möglich. Eine schmale Treppe folgte dem steilen Grat und gewährleistete die Verbindung vom Schlosshof zum Stadtinnern. Die jetzige Niklausstiege nimmt diese Funktion noch wahr.

 

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Heute ist von der ausgedehnten mittelalterlichen Anlage nicht mehr viel übriggeblieben. Ein Teilstück der Ringmauer, die Niklauskapelle, eine nördliche habsburgische Mauer sowie ein Beobachterturm sind die letzten mittelalterlichen Reste dieser einst mächtigen Burg. Über das einstige aussehen der Feste sind wir schlecht informiert. Auf verschiedenen Ansichten des 16. und 17. Jahrhunderts ist die Burg nach ihrer Zerstörung im Jahr 1415 abgebildet. Zuvorderst auf dem Grat im Osten steht die heute im Kern noch erhaltene Burgkapelle. Von ihr aus stieg eine Staffelmauer auf dem Felsgrat gegen Westen bis zum bereits im 15. Jahrhundert bezeugten Beobachterturm. Dieser war durch eine zinnenbekrönte Mauer mit einem Wohnbau verbunden. Ein anderer Mauerzug begann ebenfalls bei der Kapelle und führte dem Südkamm entlang. Der dreieckige Burghof war spätestens seit dem 14. Jahrhundert durch zwei Schenkelmauern mit der Stadt verbunden, die immerhin 60 Meter tiefer lag als die Burg.

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Die Schlossanlage des 17. Jahrhunderts war nicht viel umfangreicher, dafür aber um einiges höher. Die Umrisse sind heute zum grössten Teil noch erkennbar. Die mittelalterliche Kapelle wurde in den erweiterten Baukomplex miteinbezogen. Die ehemaligen Mauern wurden wieder aufgebaut, verstärkt und mit Bastionen ausgerüstet. Der Wächterturm wurde instandgestellt. Neben ihm wurde an Stelle des einfachen Palas ein hochragender Wohnbau errichtet. Ein Felskopf, der eine Plattform erhielt, entstand, als ein Halsgraben auf der Westseite ausgehauen wurde. Die Anlage setzte sich aus zwei Teilen zusammen, einer unteren, ausgeebneten Terrasse mit den Bastionen hinter der Südfront und einem oberen Teil mit dem auf Steinbauten stehenden Reduit. Auf der ansteigenden Bergkante im Norden erhebt sich heute noch ein Teilstück der habsburgischen Staffelmauer. In ihrer Nähe befinden sich die malerischen Überreste des voreidgenössischen Beobachterturms. An ihn lehnt sich die mittelalterliche Zinnenmauer an. Westlich davon ist der in den Felsen eingetiefte Kellerhohlraum des ehemaligen Palas sichtbar sowie ein Steinbogen, der wohl dem Wohnbau des 17. Jahrhunderts als Unterbau gedient hatte. Im Südosten hinter der Kapelle befindet sich eine tonnengewölbte Kasematte mit südseitiger Schiessscharte.

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Wohl schon vor der Jahrtausendwende im Besitz adliger Dynasten, gelangte der Stein von Baden vermutlich im 11. Jahrhundert an die Grafen von Lenzburg, von denen sich bereits im frühen 12. Jahrhundert eine Linie nach ihrem Besitz in Baden nannte. 1172 gelangte die Feste durch Erbschaft an das Haus Kyburg. Nach des Aussterben der Grafen von Kyburg 1264 fiel die Feste an Habsburg. Die Schlosskapelle St. Nikolaus wurde urkundlich erst 1346 erwähnt, obwohl sie wahrscheinlich schon zur Zeit Rudolfs von Habsburg bestand. Den Habsburgern diente das Gotteshaus als Hofkapelle. Unter Herzog Leopold wurde es neu errichtet und 1398 mit besonderen Rechten und Privilegien ausgestattet. Fortan waren die Kapläne der Kapelle direkt den Herzögen oder deren Vögten unterstellt. Ob Graf Rudolf von Habsburg auf dem Stein zu Baden abstieg, wissen wir nicht. Man nimmt eher an, dass er auf der Kyburg, dem „Stein“ zu Rheinfelden oder in seinen Städten Winterthur, Brugg oder Landshut residierte. Die Burg und die zu Ende des 13. Jahrhunderts am Fuss des Burghügels gegründete Stadt Baden wurden zum mächtigen Zentrum der antieidgenössischen Politik. Von hier aus brach Herzog Leopold 1315 zur Schlacht von Morgarten auf, und von hier aus wurden die österreichischen Vögte in die Untertanengebiete geschickt. Als Sitz der vorderösterreichischen Verwaltung und ihres Archivs war die Feste den Eidgenossen schon lange ein Dorn im Auge. Da kam ihnen der König zu Hilfe: Sigismund ächtete Herzog Friedrich IV „mit der leeren Tasche“ nach dessen Parteinahme für Papst Johannes XXIII anlässlich des Konzils zu Konstanz. Der Monarch drängte die Eidgenossen zur Eroberung der habsburgischen Stammlande und entband sie von dem 1412 geschlossenen fünfzigjährigen Frieden mit Österreich. Die Eidgenossen liessen sich zur Eroberung des österreichischen Aargaus nicht lange bitten. Bereits am 24. April musste sich Bremgarten den Zürchern ergeben. Wenig später zogen sie zusammen mit den glarnerischen und schwyzerischen Kontingenten, denen die übrigen Orte folgten, vor die Stadt Baden. Nach kurzer Zeit fiel den Eidgenossen die Stadt mit dem „Niderhus“ in die Hände. Einzig der „Stein“ leistete erbitterten Widerstand. Erst nach dem Eintreffen von Berner Kontingenten mit grossen Geschützen ergab sich die Besatzung. Trotz kaiserlichen Protesten und Drohungen begannen die Eidgenossen die Burg zu plündern, zu brechen und in Brand zu stecken. Der kostbare Hausrat wurde auf die Seite geschafft. Die Urkunden, Urbare – darunter das bekannte Habsburger urbar -, Rödel, Register und Listen über die vorderösterreichischen Lande, Rechte, Gefällte und Gerichte wurden zusammengerafft und nach Luzern transportiert. Den Eidgenossen waren die Urkunden, die den Besitz der Habsburger im Gebiet der Eidgenossenschaft festhielten, in die Hände gefallen. Die Berechtigung des Hauses Habsburg auf die umstrittenen Gebiete wurde damit hinfällig.

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Über zweihundert Jahre sollte die ehemals trotzige Feste in Trümmern liegen. Im Zusammenhang mit den Religionswirren, vor allem aber während des ersten Villmergerkrieges (1656), hatte sich Baden als strategisch bedeutsamer Ort für die Katholiken erwiesen, so dass die Stadt mit dem Wiederaufbau des einstigen Habsburgersitzes beginnen wollte. Trotz massiven Protesten aus dem reformierten Lager entstanden auf dem Burgfelsen starke Mauern mit Wehrgängen, Bastionen und eine Kasematte. An der höchstgelegenen Stelle wurde das Wohnschloss errichtet. Der 1670 vollendete Aufbau der Feste bildete zwar politisch für die katholische Eidgenossenschaft einen Triumph, strategisch hingegen eine totale Fehlkonzeption, weil die Anlage der modernen Artillerie überhaupt keine Rechnung trug und ein denkbar günstiges Angriffsziel bot. 1712, im Zweiten Villmergerkrieg, liess sich der Kommandant der Feste von der Sinnlosigkeit eines Widerstands überzeugen und kapitulierte. Unmittelbar nach der Übergabe der Stadt begannen die Zürcher mit dem Schleifen der Wehranlagen. Zürich hatte sich vor allem machtpolitisch durch den Bau der Festung herausgefordert gefühlt. Am 18. Juni war das schloss vollends niedergelegt. Die Trümmer der Anlage – wie überhaupt die meisten Ruinen – dienten in späteren Jahren wiederholt als Steinbruch. 1837 wurde im bestehenden Ruinenfeld ein öffentlicher Aussichtspunkt errichtet.

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Baden aufgenommen bey der St.Clara Kapelle.:Arter.
Aus, Der Wanderer in der Schweiz. Aquatinta.
Aus, Der Basel Meahly & Schabelitz 1835-1842

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Mit der Schleifung des Schlosses Stein 1415 hatten sich die Eidgenossen selbst ein würdiges Verwaltungsquartier im Zentrum der Gemeinen Herrschaft entzogen. In Baden befand sich aber ein weiterer Wehrbau, der urkundlich erst 1265 erwähnt wird, aber wohl schon früher erbaut worden war, das „nider hus“. Diese Burg gehörte zu Allodgütern des Schlosses Stein. Verschiedene Vogteirechte und vor allem die Blutgerichtsbarkeit waren an das Niderhus gebunden. Die Eidgenossen benutzten nun anfänglich dieses feste Haus als Sitz. 1486 wurde jedoch beschlossen, das Niderhus am alten Platz neu zu errichten, wurde es doch als öffentliches Gebäude der Bedeutung des Tagsatzungsortes nicht mehr gerecht. Von 1421 an fanden die Tagsatzungen in Baden statt, die den Rechenschaftsbericht des Landvogts in der Gemeinen Herrschaft entgegennahmen. Das neu errichtete Bauwerk diente fortan als Sitz des Vogtes.

 

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Das ehemalige Landvogteischloss bildet im Grundriss ein unregelmässiges Geviert, das ein mächtiges Turm Fundament umklammert. Der mittelalterliche, in jüngere Gebäude integrierte Turm wurde im 15. Jahrhundert teilweise niedergelegt und ragt heute noch bis auf drei Geschosse in die Höhe. Der früher vierstöckige Bau mit steilem Satteldach wurde mehrmals umgestaltet. Im 16. Jahrhundert erhielt er an der Ostseite einen „Schneggen“, einen runden Treppenturm. Die Innenausstattung war recht prunkvoll, diente das Gebäude doch Repräsentationszwecken, für Audienzen und Sitzungen.

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Im 18. Jahrhundert wurde das Haus renoviert und erweitert. Nach dem Einmarsch der Franzosen begann es zu zerfallen, da es seine Zweckbestimmung verloren hatte. 1807 wurde die Liegenschaft von der Stadt Baden gekauft und zu Schulzwecken benutzt. Heute beherbergt das Haus ein Museum mit den reichhaltigen städtischen Altertümersammlungen.

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Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles