Das stattliche Schloss Rued östlich über dem Dorf gab der Gemeinde den Namen Schlossrued. Die ursprüngliche Behausung der Ritter von Rued stand noch auf der gegenüberliegenden Talseite und wurde vermutlich 1386 zerstört. Die neue Schlossanlage wurde 1520 von dem alten Berner Patriziergeschlecht «von May» erworben, in dessen Besitz sie bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts verblieb. Das Schloss erlebte eine wechselvolle Geschichte, es brannte 1775 nieder, wurde 1792 bis 1796 unter dem damaligen Schlossherrn Carl Friedrich von May vom Architekten C.A. von Sinner in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Das Schloss und der zugehörige Gutsbetrieb gehörten in der Folge den Familien Frey, Schöftland, Gams und Preiswerk und blickt unter dem jetzigen Besitzer einer ungewissen Zukunft entgegen.
Der viergeschossige, frühklassizistische Neubau des Schlosses mit hohem Walmdach und talseitig turmartig vorspringendem Mittelrisalit entstand in der Formsprache des Berner Landhauses, nur seine Wuchtigkeit erinnert noch an ein Schloss.
Privatsitz.
Das Schloss Rued hat eine neue Besitzerin. Das Wahrzeichen der kleinen Aargauer Gemeinde Schlossrued ist am Freitag von der Firma EROWA aus Reinach AG für 2,72 Millionen Franken ersteigert worden.
Die im Werkzeug- und Formenbau tätige EROWA wolle das Schloss und die Nebengebäude als Schulungszentrum nutzen, sagte Firmenchef Bruno Sandmeier nach der Versteigerung in Schlossrued. Die Firma sei sich im Klaren, dass dazu erhebliche Investitionen nötig seien.
An der Zwangsversteigerung mitgeboten hatte auch die Ex-Frau des bisherigen Schlossbesitzers. Sie bot schriftlich 2,34 Millionen Franken und erhöhte auf 2,7 Millionen Franken. Sie wurde um 20 000 Franken überboten. Der Versteigerung durch das Betreibungsamt Schlossrued wohnten 50 Personen bei.
Die Versteigerung des denkmalgeschützten Schlosses war von der Pfandgläubigerin UBS, verlangt worden. Die Grossbank steht mit einer Forderung von 4,6 Millionen Franken gegenüber dem bisherigen Besitzer, dem Aargauer Geschäftsmann Herbert A. Strittmatter, an zweiter Pfandstelle. Davon sind 3,2 Millionen Franken mit einem Grundpfand gesichert.
Gläubigerin im ersten Rang ist Strittmatters Ex-Frau. Ihre pfandgesicherten Forderungen belaufen sich auf 2,3 Millionen Franken. Bei der Versteigerung konnte der Zuschlag deshalb erst erfolgen, als das Gebot die Höhe dieser privilegierten Forderung überstieg.
Zur Anlage, die etwas oberhalb der Gemeinde liegt, gehören das Schloss mit Wohnhaus, Schopfanbau und Waschhaus, Hausplatz, Garten, Anlagen und Wald sowie die Schlossstrasse. Der Wert der Anlage war auf 1,2 Millionen Franken geschätzt worden.
Das Schloss Rued ziert das Wappen der 899-Seelen-Gemeinde im Ruedertal. Die Gemeinde hofft, dass nach der Versteigerung die stark vom Zerfall bedrohte Anlage bald saniert und einer Nutzung zugeführt wird.
Mit Klagen und Beschwerden hatte sich der bisherige Besitzer als Pfandschuldner bis zuletzt gerichtlich gegen die Zwangsverwertung gewehrt. Die Gerichte wiesen eine Aberkennungsklage gegen die UBS und eine Betreibungsbeschwerde ab.
Strittmatter hatte die Schlossanlage in den 1980-er Jahren erworben. Mitte der 90er-Jahre brach jedoch sein Firmenkonglomerat auseinander. Strittmatter hatte vor allem mit Tierfutter und Tierkörper-Recycling-Anlagen gehandelt, war dann aber in Konkurs- und Gerichtsverfahren verwickelt.
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