Besser als sonst überall in Appenzell konnten die Innenrhoden ihren alten landwirtschaftlichen und Alpencharakter bewahren. Das geht aus dem hervor, wenn man die ländliche Holzhäuser und die einfache Architektur begutachtet. Einzig Appenzell, der Hauptort des Kantons, zeigt hier oder dort die bürgerliche Architektur, ohne sich jedoch zu viel vom traditionellen Stil zu entfernen. Das Schloss Appenzell bestätigt die Ausnahme. Es ergibt sich aus dem eleganten Typ des bürgerlichen Hauses, das im Grundriss an die offenen und regelmässigen Meisterhäuser erinnert ohne Verteidigungszwecke. Das Haus wurde 1563 für den reichen Arzt Antoni Löw gebaut. Es zählt mit der parochialen Kirche von Sankt-Mauritius und dem Rathaus zu den wichtigsten Steinkonstruktionen von Appenzell.
Antoni Löw war ein sehr energischer Leiter der Reformierten in Appenzell. Er wurde von der gegnerischen katholischen Partei angeklagt und zum Tode verurteilt am 19. Dezember 1584, da er verleumderische Absichten gegen einen Priester geäussert hätte. Eine Chronik berichtet, dass der Henker geschriehen hätte, jubilierend, während der Exekution: „Man kann einen Schelm, aber nicht einen ehrlichen Mann verurteilen!“ Das Schloss fiel an den Staat, der es den Religiösen als Wohnhaus überschrieb. Die Franziskaner besetzten also das Schloss bis 1682, als sie sich schliesslich im neuen Kloster Maria zum Engel einrichten konnten. Dann kam das Schloss zu Antoni Speck, der darin bis zu seinem Tod in 1708 wohnte. Danach gelangte es in die Hände von Johann Baptist Fortunat und nach diesem Datum blieb es im Familiengut der Sutter. Am 15. Februar 1875 erhielt der Arzt Anton Alfred Sutter das exklusive Besitztum des Hauses. Der Arzt, ein guter Mann mit grossem Ruf, liess seine Konsultationsräume im Schloss einrichten, weswegen man manchmal in Appenzell vom „Doktorhaus“ spricht.
Das Gebäude mischt, auf harmonischer Weise, einen gotischen Teil und besonderen Architekturen aus der Renaissance. Das Haus hat vier Stockwerke auf viereckigen Grundriss und wird von einem Zeltdach bedeckt. Die Fassaden unterstreichen die horizontale Dimension durch mehrere Kranzgesimse und Vordächer. Ein runder Treppenturm steht in der Mitte der Westfassade; vor ihm die Säulenhalle. Als unregelmässige Stockwerkmarkierung, betont der Treppenturm noch mehr die Höhe. Der Anhang an der Südflanke stammt aus einem neueren Zeitalter. Auch bemerkenswert sind die Fenstergruppen im gotischen Stil, die das Innere mit Kolonnen aus Stein im Renaissance Stil trennen. Im ersten Stockwerk trägt ein Fensterpfosten das Datum 1570.
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