Die Wartenberge führen ihren Namen zu Recht. In dieser Benennung kommen Lage und Wesen der damit bezeichneten ehemaligen Burgen deutlich und bezeichnend zum Ausdruck. Erbaut waren sie auf dem westlich über Muttenz ziemlich isoliert, dazu hoch und steil, gegen zweihundert Meter über dem Dorfe emporsteigenden Berge. Dieser, weither sichtbar und weithin blickend, wurde, durch Burgenbauten befestigt, zu einer das Land überschauenden und die Straßen, die vom Rheine her zu den Jurapässen und weiterhin nach Welschland und Italien führten, beherr' schenden Warte. Daher die Burgen, die der Berg trug, die Wartenberge genannt wurden.
Der befestigte Wartenberg und der Dinghof Muttenz treten als zusammengehörendes Besitztum des Straßburger Domstiftes in die Geschichte ein. Sehr wahrscheinlich haben die nämlichen Umstände die Kirche Straßburg zur Befestigung des Wartenbergs geführt, die das Klosters Hohenburg zur Anlegung der Birseckburgen veranlaßt haben. Nämlich das Bedürfnis, sich vor bösen Nachbarn zu schützen.
In früher Zeit, wann läßt sich nicht feststellen, gingen die Wartenberge mit dem Dinghof Muttenz als Lehen vom Domstift Straßburg an die Grafen von Froburg über. Dieser Lehenserwerb entsprach der auf die Beherrschung wichtiger Verkehrspunkte gerichteten froburgischen Hauspolitik.
Zur Zeit der Froburger, im 13. Jahrhundert, hausten auf den Wartenbergen ihre Dienstmannen, die Marschalke von Wartenberg. Neben ihnen nannten sich gleichzeitig auch zwei Eptinger nach den Wartenbergen, als Lehensträger der hintern, d. h. südlichsten der drei Burgen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kamen auf die vordere (nördliche) und mittlere Burg zwei Angehörige des Basler Achtburger, d. h. Patriziergeschlechtes der zer Sunnen, welche die beiden Burgen als Pfandlehen von den Froburgern erwarben.
Es war das Bestreben Österreichs, zwischen seinem aargauischen und seinem sundgauischen Besitze eine territoriale Verbindung herzuftellen. Aus diesem Grunde suchte es der Nachfolger des niedergehenden Hauses Froburg in der Beherrschung des Untern Hauensteins zu werden und sich in den Besitz von dessen sisgauischen Herrschaften zu setzen. Diese Bestrebungen durchkreuzte der Bischof von Basel, indem er Österreich durch die Erwerbung von Waldenburg, Liestal und Homburg zuvorkam. Den für Österreich empfindlichen Schlag suchte König Albrecht im Rahmen des noch Möglichen dadurch zu parieren, daß er 1306 von einer altern Linie der Neu-Homberger das Straßburger Lehen der Wartenberge mit dem Dinghof zu Muttenz und dem Kirchensatz daselbst erwarb. Auf den Wartenbergen und zu Muttenz entstand nun für etwa 100 Jahre ein merkwürdiges Gebilde von Lehens- und Unterlehensverhältnissen. Lehensherr blieb das Domstift Straßburg. An die Stelle der Froburger bzw. der Neu-Homberger trat Österreich. Dieses gab Muttenz und die Wartenberge als Afterlehen an die Grafen von Habsburg-Laufenburg, und die Grafen von Habsburg-Laufenburg ihrerseits waren genötigt, mit den beiden vordern Burgen (der mittleren und der nördlichen) die zer Sunnen weiter zu belehnen, d. h. die Ansprüche der zer Sunnen auf die vordere und die mittlere Burg Wartenberg anzuerkennen.
Im Erdbeben von 1356 zerfielen die drei Wartenberge, wurden aber offenbar wieder hergestellt. Anderthalb Jahrzehnte nach dem Erdbeben gingen die vordere und mittlere Burg Wartenberg, der Dinghof und der Kirchensatz zu Muttenz sowie der Hardwald an die Munch zu Münchenstein über, und zwar als Lehen von den Habsburg-Laufenburgern, nach deren Aussterben unmittelbar von Österreich.
Unter den Munch schmolzen die Herrschaften Wartenberg-Muttenz und Münchenstein in eine Einheit zusammen. Sie bildeten von da an eine stattliche Herrschaft und zugleich den Schlüssel und Eingang zum Sisgau.
Als Solothurn im Jahre 1467 durch plötzlichen Überfall sich des Schlosses Münchenstein bemächtigt hatte, ließ es sich auch durch die Leute von Muttenz schwören. Der Abschied von Basel von 1469 entzog den Solothurnern neben Münchenstein auch Muttenz und die Wartenberge, wodurch fur Basel die große Gefahr der Festsetzung der Aarestadt unmittelbar vor Basels Toren fur einmal beseitigt war. Durch den Vorfall gewitzigt, suchten sich die Basler dadurch zu sichern, daß sie den Munch ihre Herrschaften Münchenstein und Muttenz-Wartenberg abpfändeten. Streitigkeiten zwischen den Munch und Basel brachten aber erstere dazu, ihre beiden Herrschaften von Basel weg an Solothurn zu verpfänden (1485). Basel, um sich nicht territorial von Solothurn abdrosseln zu lassen, weigerte sich, die Lösung der Herr' schaften anzunehmen. Ein Handstreich der Solothurner gegen Münchenstein schlug diesmal fehl, und die Solothurner mußten auf eidgenössischen Schiedsspruch hin den zwischen in Basel und den Münch abgeschlossenen Pfandvertrag um München ei und Muttenz-Wartenberg anerkennen. Damit war Basel zum zweiten Male der Gefahr, durch Solothurn von seinem sisgauischen Gebiete abgeschnürt zu werden, entgangen. Aber erst 1515 vermochte die Stadt, sich durch regelrechten Kauf von den Münch endgiltig den Besitz von Münchenstein, Muttenz und der Wartenberge zu sichern. Osterreich gab zu diesem Erwerb seine Zustimmung und verzichtete auf die Lehenschaft an Münchenstein, den Wartenbergen und Muttenz.
Damit waren mit Muttenz die vordere und die mittlere Burg Wartenberg baslerisch geworden. Die hintere (südliche) Burg hatte ihre eigenen Geschicke. Im 14. Jahrhundert befand sie sich als Lehen im Besitze der Eptinger. Später, im 15. Jahrhundert, wurde die Basler Achtburgerfamilie Sevogel von Osterreich mit dieser Burg belehnt. Von den Sevogel kam der hintere Wartenberg durch Erbgang an den Luzerner Schultheißen Jakob von Hertenstein, Erbauer des durch seine holbeinischen Wandgemälde bekannten Hertensteinhauses in Luzern. Von diesem ging der hintere Wartenberg an die neuerbaute Kirche zu Rümlingen oberhalb Sissach, und von dieser Kirche ungefähr zur nämlichen Zeit wie die beiden anderen Wartenberge an Basel. Die drei Wartenberge mit Muttenz bildeten bis zum Revolutionsjahre 1798 einen Bestandteil des dem Landvogt auf Münchenstein unterstellten Amtes dieses Namens, dem dann noch die Dörfer Pratteln, Biel-Benken, Binningen und Bottmingen angegliedert wurden.
Der vordere Wartenberg reicht, wie neuerdings von Felix Staehelin nachgewiesen worden ist, in seiner Kernanlage in römische Zeit zurück. in dem faßt genau quadra' tischen ältern Turm, der sich innerhalb der Ruine heraushebt, darf, wie Bodenfunde ergeben haben, ein ehemaliger römischer Wartturm erblickt werden. Die zur Beob' achtung des Geländes und zur Sicht über den Rhein hervorragend geeignete Lage spricht auch dafür, daß der Turm im vordem Wartenberg zu der rückwärtigen römischen Wartenlinie hinter der Grenzwehr am Rheine gehört hat, von der die römische Anlage auf dem Stürmenkopf bei Laufen im Birstal wohl auch ein Glied war. Das einzige zusammenhängend erhaltene Stück der mittelalterlichen Burg ist die gegen Süden gerichtete Mauer, deren westlicher Teil einer ältern Zeit angehört als der östtliche. Im ältern Mauerstück ist unmittelbar beim Turm noch deutlich das ehemalige Burgtor zu erkennen. Im Burghof östlich vom Turme sind die Reste einer Zisterne vorhanden. Die Mauerreste auf der Ost- und Nordseite sind zur Zeit nur spärlich sichtbar. Unter dem Schutte aber dürften die Mauerzüge noch wohl erhalten sein. Im Westen trennt ein Halsgraben die Burgstelle vom übrigen Bergrücken ab.
Vom mittlern Wartenberg ist bloß der feste Wohnturm erhalten. Auf die ehemals nördlich vom Turm befindliche Vorburg läßt der heute noch deutlich durch einen Graben abgeschnittene Platz schließen. Der Turm selbst ist durch ausgehobene Gräben auf allen Seiten isoliert. Sein Eingang befand sich entsprechend der Lage der Vorburg in der nördlichen Turmmauer. Balkenlöcher in der Höhe an der nördlichen Außenseite des Turmes verraten das ursprüngliche Vorhandensein einer dort unter dem Turmdach verlaufenden Holzgalerie oder eines nach dieser Seite ausgeladenen Geschosses in Holzkonstruktion.
Der hintere Wartenberg ist im Norden vom übrigen Bergrücken durch einen Halsgraben abgetrennt. Von der Anlage sind noch der gegen den Halsgraben erbaute runde Bergfried sowie der einst die Ostfront bildende Mauerzug zu sehen. Die große Öffnung in dieser Mauer bedeutet vielleicht das ehemalige Burgtor. Von dem süd' lichen und westlichen Mauerzuge ist über dem Boden nichts mehr zu sehen. Aber auch hier dürften die Mauern unter dem Schutte noch genügend vorhanden sein, um ihre Freilegung zu lohnen.
Im Sommer 1932 hat Herr Schatzungsbaumeister J. Eglin in Muttenz auf dem mittleren Wartenberg bei Anlaß der Restauration des dortigen Turmeinganges das Innere des Turmes von dem darin liegenden Schutte befreit. Beim Aufräumen dieses Schuttes ist Herr Eglin auf Fundstücke gestoßen, die für die Baugeschichte des mittlern Wartenberges aufschlußreich sind. Es handelt sich um Werkstücke, die z. T. wohl vom alten Torbogen des Turmes, z. T. von einem Turmfenster stammen. Die Werkstücke reichen in die romanische Stilepoche zurück und können darum als baugeschichtliche Zeugen gelten aus der Zeit, da die Hochkirche Straßburg noch über Muttenz herrschte. Aus gotischer Zeit stammende Funde, nämlich Ofenkacheln in der Gestalt von Hohl- und Nischenkacheln des ausgehenden 14. Jahr, hunderts beweisen, daß der mittlere Wartenberg noch nach dem Erdbeben bewohnt war und daß es sich bei ihm um eine Burganlage handelt, die im Erdbeben wohl Schaden erlitten haben mag, die aber erst später in Abgang gekommen ist. Wie es sich in dieser Beziehung mit den beiden übrigen Wartenbergen verhält, werden die geplanten Ausgrabungen zeigen.
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