Autres vues aériennes de Aarberg
Unweit des Städtchens Aarberg, an der alten Strasse nach Frienisberg und Bern, fällt ein Hügel auf, der den Namen "die Burg" trägt. Zweifellos war dieser charakteristische Hügel einst ein keltisches oder alamannisches Refugium und wurde dann im Hochmittelalter als Sitz einer Adelsfamilie gewählt, weil der tiefe Ringgraben und die ganze Anlage für eine starke Ritterburg ausserordentlich günstig waren. Freilich, heute ist vom Mauerwerk hier nichts mehr zu sehen; aber nach zuverlässigen Nachrichten trug der Hügel noch um 1770 einen alten, stark zerfallenen Turm, und die nachmalige Besitzerin des Hügels, die Stadt Bern, verkaufte 1788 "dem Hans Bräuni im Stättli den sogenannten Burghubel, den Platz dess ehmaligen gräflichen Wohnsitzes". Sicher werden die paar Häuser bei der "Burg", im sogenannten "Tiergarten", mit den Steinen der längst zerfallenen Ruine gebaut worden sein. Alte Leute vermögen sich noch an das jetzt ganz zugedeckte Sodloch zu erinnern, und auf der Südhalde des Hügels sickert immer noch eine Quelle heraus. Auf der Westseite befindet sich eine Höhle, die als einstiger Geheimgang oder Notausgang gedeutet wird. Der Burghügel galt seit altem als "unghüürig", und als in den Jahren 1870 ein Besitzer dort Grabungen vornahm, stiess er auf ein schönes Schwert, das er aber sogleich wieder vergrub, um den Burggeist nicht heraufzubeschwören! Den Zugang hat man sich von der Waldseite vorzustellen, wo offenbar ein Vorwerk war, von dem die wegen der großen Länge durch Pfeiler gestützte Zugbrücke hinüberführte.
Der Erbauer dieser Ritterburg ist nicht bekannt; doch gehörte das dortige Gebiet schon im 12. Jahrhundert dem Grafengeschlechte von Neuenburg und Ulrich III und sein gleichnamiger Sohn werden hier zeitweilig gewohnt haben. Ums Jahr 1220 wurde von Graf Ulrich auf der felsbewehrten Kuppe an der Aare das Städtchen Aarberg, ein wichtiger Brückenkopf und Verkehrspunkt, angelegt. Nun ist auszudenken, dass im Laufe der Zeit die gräflichen Stadtherren sich einen besondern Wohnsitz, eine neue Burg, im Städtchen anlegten, nachdem dieses durch das mühevolle Graben eines umschliessenden Flussbettes zu einer damals schlechthin unüberwindlichen Festung geworden war. Diese neue Ritterburg, von der man keine genauen Anhaltspunkte hat, wird an Stelle oder neben der heutigen Kirche gestanden haben. Dieses Schloss, seit 1358 bzw. 1379 Sitz des bernischen Landvogts, hatte um 1380 eine neue Schindelbedachung erhalten, verbrannte 1419 mitsamt dem übrigen Städtchen und wurde 1477 nochmals von Feuer heimgesucht. Von dem tragischen Burgbrand von 1419 berichtet der zeitgenössische Chronist Justinger: "Uf denselben tag waz ein nüwer vogt mit sinem wibe, kinden, gesinde und husrat gen Arberg komen; und (wie) er mit den kinden und jungfrouwen in die burg gangen waz, kam das grossmechtig für(e) und verbran(te) im ein kint und eines sines nachgeburen kint von Bern, ein sin jungfrouwe und ein burgknecht. Und sprang der vogt hinderus in den graben, anders er were ouch verbrunnen; im verbran ouch aller sin husrat." Wohl in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand dann als neuer Landvogtsitz das heutige "Schloss" (Amthaus), ein typischer bernischer Renaissancebau mit hohem, stark vorspringendem Dach und dem üblichen sechseckigen Treppenturm an der Südwestfront. Der Bau erhielt um 1803 neue Fenstereinteilungen.
Nach einen Stich von Weibel um 1810
Und nun noch etwas von den adeligen Herren der alten und neuen Burg Aarberg. Wie schon angedeutet, bildeten sie einen Zweig des Grafenhauses Neuenburg. Sie waren aber von 1225 an, obschon gräflicher Abstammung, eigentlich nur noch Freiherren, da sie über keine Grafschaft geboten. Doch nannten sich seine Vertreter vom Ende des 13. Jahrhunderts an "Grafen von Aarberg". Der markanteste, zugleich aber auch bedenklichste Burgherr von Aarberg ist Graf Peter, geboren um 1300. Schon in seiner Jugend zeigte er sich als schwerer Junge, indem er 1318 seinen Vater kurzerhand gefangen setzte. Im Gümminenkrieg war er ein eifriger Helfer Berns, im Laupenstreit bald hernach einer der verschlagensten Gegner. Die Berner, die ihn in Aarberg belagerten, konnten seiner festung mit keinem Mittel beikommen. Vor Laupen rettete er nicht bloss leichthin sein Leben, sondern liess noch das Silbergeschirr aus den Adelszelten mitlaufen. Im Nachkrieg, 1340, verwüstete er die Gegend von Murten und verbrannte das ganze Dorf Kerzers mit der Kirche. Er steckte immer stärker in Finanznöten, so dass er 1358 seine gesamte Herrschaft der Stadt Bern und 1367 seinem Vetter Rudolf IV von Nidau verpfänden musste. Seinen Untertanen wurde er immer mehr "aufsetzig": "Qui devient pauvre devient chicaneur"! In seiner Not wurde er gar zum Raubritter und Wegelagerer, indem er bei Romont einen Kaufmannszug überfiel und dafür in contumaciam zum Tode verurteilt wurde. Er hatte sich mit seiner zweiten Gattin Luquette von Greyerz auf die ihm noch verbliebene einsame Burg Illens an der Saane zurückgezogen. Sein Lebensende war Nacht und Grauen: 1372 hauchte er in bitterster Armut sein sündiges Leben aus und zwar, wie die Überlieferung meldet, in einer elenden Feldhütte bei der Römerstrasse auf dem Aarbergerfeld. Seine beiden Söhne starben als dürftige Geistliche.
Nach einem Aquarell von F. Küpfer 1880
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