weitere Luftaufnahmen von Aarwangen
Südlich der Juraklus von Oensingen erlaubt die in Moränen- und Schottermassen tief eingesenkte Aare nur an wenigen Stellen günstige Übergänge. Die Grafen von Frohburg, die sich im 12. und 13. jahrhundert beidseits der Hauensteinpässe eine nicht unbedeutende Machtstellung aufbauten, sicherten sich zwei davon und legten in ihrer Nähe befestigte Städtchen an: Fridau, gegenüber von Murgenthal, und Weidlisbach. Fridau wurde im Guglerkrieg 1375 zerstört und nicht mehr aufgebaut. Das ebenfalls heimgesuchte Wiedlisbach erstand wieder. Es lag etwas abseits vom Fluss, an der wichtigen Strasse am Jurafuss, und konnte sich durch Verkehrserträge und als bescheidene Bauernsiedlung am leben erhalten. An der Aare selbst errichteten die Kyburger im 13. Jahrhundert ein Konkurrenzstädtchen, Wangen. Die Anlage von gleich zwei Städten, gute zehn Kilometer unterhalb von Solothurn, spricht für den Rang der von ihnen bewachten, gegen das Emmental und Bern leitenden Querverbindung.
Der dritte Flussübergang, zwischen den beiden erwähnten, zielte ins Tal und in ein bewaldetes Hinterland. Er besass geringere Bedeutung. Vielleicht ist er deswegen keiner Städtegründung für würdig befunden worden. Immerhin erstand hier, in Verbindung mit einer Zollstation, eine Burganlage, die etwa um 1300 den Schutz einer Brücke übernahm.
Die Herren von Aarwangen sind 1212 als Lehensmannen bereits der Zähringer, später der Kyburger nachgewiesen. Möglicherweise sassen sie zuvor in einer nahen Erdburg im Moosberg- oder Spichigwald. Ihnen ist das frühe Mauerwerk des Schlosses zu verdanken, dessen imposantes heutiges Aussehen freilich auf die Bernische Landvogteiepoche zurückgeht. Als Dienstleute der Grafen von Neu-Kyburg waren die Freiherren im 13. Jahrhundert auch mit Habsburg eng verbunden. Einer von ihnen, Walther von Aarwangen, nahm als Ritter am Feldzug König Rudolfs gegen Ottokar von Böhmen teil. Dem Geschlecht folgten als Erben um 1350 die bei Melchnau residierenden Edlen von Grünenberg, deren Herrschaft allerdings schon bald dem Niedergang geweiht war. Dieser erfolgte gleichzeitig zu jenem der Grafschaft Neu-Kyburg, die unter Rudolf von Habsburg gewissermassen als Puffer zwischen dessen Hausgütern und dem savoyischen Besitz entstanden war und nicht zuletzt über den Oberaargau gebot. Es gelang der Stadt Bern, sich hier zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Landeshoheit anzueignen. Aarwangen ging 1432, kurz nach der eidgenössischen Eroberung des Aargaus, käuflich an sie über, 1480 folgte auch der Rest des Grünenberger Besitzes. Die vom Schloss Aarwangen aus verwaltete neue Landvogtei umfasste damit ungefähr das Gebiet des heutigen Amtsbezirks Aarwangen.
Die Burg erhebt sich als feste Brückenwarte am südlichen Ufer der Aare. Landeinwärts ragt über 30 Meter hoch als wuchtiges Bollwerk der Bergfried auf. Hauptturm und ursprünglich vermutlich Wohnturm, ist er in neun Stockwerke gegliedert, die jetzt leer stehen. Sein Mauerwerk aus regelmässig aufgeschichteten, aus Tuffstein sorgfältig behauenen Bossenquadern hebt sich von der Kyburger Technik der Verwendung roher Findlingsblöcke ab, ist aber ähnlich alt wie diese (Ende des 12., Anfang bis Mitte des 13. Jahrhunderts); es entspricht einer bei den Hohenstaufen sehr verbreiteten Konstruktionsart. Ein durchziehendes Gesims markiert die Höhe des untersten Wohngeschosses, zu welchem von der Aareseite her (jetzt im Landvogteigebäude verborgen) noch immer der ursprüngliche, hochgelegene Zugang führt. Darunter befand sich das Verlies.
Der Bergfried gehört zum alten bestand der Anlage. Von diesem ist wenig erhalten: Ausser dem Fundament eines quadratischen Wehrturms neben der Brücke erkennt man den Unterbau von Abschnitten der Ringmauer, die sich hufeisenförmig um die Burg legte, die vierte Seite, gegen den Fluss, aber offen liess. Auch der einst aus einem Weiher mit Wasser gespeiste Graben ist nur noch in Ansätzen feststellbar. Alle anderen Bauteile sind später entstanden. Das Landvogteigebäude stammt aus dem 15. und 16., sein Dachaufsatz wahrscheinlich erst aus dem 17. Jahrhundert. 1643 wurden der Treppenturm und sein hübsches Renaissanceportal errichtet. Der im Nordosten angebaute, gegen die Aare vorspringende Flügel erhielt sein jetziges Aussehen und sein Mansartdach erst 1775. Barock, mit den kreisrunden Scharten, den Volutengiebeln und den diesen aufgesetzten Kugeln, erschient vor allem die Bekrönung des Hauptturms von 1624/25, die als Wehrplattform gedacht war. Sie wird dem damaligen Bernischen Festungsbaumeister Valentin Friedrich zugeschrieben.
In der Umbruchszeit von 1798 wurde das Schloss arg mitgenommen und ging seiner Inneineinrichtung grossenteils verlustig. Wiederhergestellt, wurde es zum Sitz des Bezirks- und Richteramts bestimmt. Vor rund 20 Jahren ist es mit grosser Sorgfalt restauriert worden.
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