Nordwestlich von Bern, hinter dem Bremgartenwald, auf dem rechten Aareufer, auf einer vom Fluss in weiter Schleife umzogenen Halbinsel liegt das bernische Bremgarten, heute ein Luftschloss im Stile des 17. und 18.Jahrhunderts, beschattet von alten Bäumen und mit grossen Gartenterrassen umgeben und ein altes romanisches Kirchlein mit einsamem Friedhof.
Im März 1298, kurz nach dem Sieg im Jammertal über die mit Freiburg verbündeten Adeligen, zu denen wohl auch die Herren von Bremgarten gehörten, zogen die Berner vor Bremgarten, eroberten und verbrannten das dortige Städtchen und bezwangen wenige Tage darauf auch das auf einem Felsen über dem Fluss gelegene feste Schloss. Vom ehemaligen Städtchen, das dicht zu Füssen der Burg gelegen war, ist nur das Kirchlein, heute ein beliebtes Ausflugsziel für besinnliche Spaziergänger, übrige geblieben.
Beim Beginn der urkundlichen Überlieferung war die Burg der Stammsitz der Freiherren von Bremgarten, die seit Mitte des 12.Jahrhunderts, zunächst wohl im Vasallendienst der zähringischen Rektoren nachweisbar sind; ihre Herrschaft und Güter dehnten sich auf dem rechten Aareufer von Zollikofen an abwärts bis gegen Wohlen und auf den ansteigenden Terrassen bis gegen Kirchlindach aus.
Albrecht Kauw 1656
In den ersten Jahrzehnten des 14.Jahrhunderts aber steckten auch die Herren von Bremgarten bereits in wirtschaftlichen Nöten, so dass ihrer drei Brüder zu Ende des Jahres 1306 ihre Herrschaft: die Burg, den Hof, den Grund und die Au zu Bremgarten, ebenso das Gut und die Hofstatt zu welchen das Patronatsrecht über die Kirche von Bremgarten gehört, ferner das Fahr (die Fähre), die zugehörige Matte am Landungsplatz und weitere Güter und Höfe um 600 Pfund dem nahen Johanniterhaus zu Buchsee (Münchenbuchsee) verkaufen mussten.
Die Johanniter in Buchsee blieben bis zur Säkularisation infolge der Glaubensänderung im Jahre 1528 im Besitz der Herrschaft und haben das Schloss zum grössten Teil wieder bewohnbar gemacht und als Sitz des Komturs verwendet. Der letzte Komtur von Buchsee, Peter von Englisberg (1508-1529), bekannte sich zur neuen Lehre und übergab die von ihm in Schulden gebrachte Komturei, ohne Wissen und Willen des Ordens, der Stadt Bern, welche ihm auf Lebenszeit den Genuss von Wohnung und Einkünften zu Bremgarten zubilligte.
Nach dem Tode Peters von Englisberg im Jahre 1528 verkaufte die bernische Regierung das Schloss samt Twing und Bann zu Bremgarten dem berühmten Eroberer der Waadt, Schultheiss Hans Franz Nägeli, der hier seinen bevorzugten Sommersitz aufschlug. Hier soll sich der jüngere Amtskollege Nägelis, Schultheiss Hans Steiger, der Stammvater der weissen Steiger (mit dem weissen Steinbock im Wappen), um die Hand der Tochter des mit ihm verfeindeten Hans Franz beworben und diesem das Jawort und die Versöhnung mit dem Schwert in der Hand abgerungen haben. Jedenfalls fand am 4. August 1567 im Kirchlein von Bremgarten die Trauung des reichen Schultheissen Hans Steiger mit der schönen Tochter Magdalena Nägeli (sie wurde durch drei Ehen Mutter von 22 Kindern und erlebte 97 Enkel und Urenkel und ward die Stammutter eines grossen Teiles des bernischen Patriziates) statt, und es folgten darauf an den folgenden Tagen sowohl im Schloss zu Bremgarten als in Bern grosse Hochzeitsfestlichkeiten. Als am 6. August das neuvermählte Paar in Bern einritt, zog ihnen - wie der Chronist Haller-Müslin erzählt - "eine gemeine Burgerschaft mit Spiessen und Fendlinen zu Ehren entgegen". Und als "morndes Hans Steiger seiner Früntschaft ein köstliches Gastmahl hielt, ward ihm zu Ehren die Historie "Esther" (gedruckt 1568, ohne Namen des Verfassers) gespielt und diese Aufführung auf allgemeines Begehren der Bürgerschaft am Sonntag, den 17. August, öffentlich vor dem Münster wiederholt. Wir sehen, auch im alten Bern wusste man Feste zu feiern.
Nach dem Tode des Schultheissen Nägeli im Jahre 1579 kam Bremgarten an Venner Ludwig Brüggler, den Gemahl einer zweiten Tochter Nägelis. Im Jahre 1598, nach dem Tod Brügglers, kaufte Venner Niklaus Kilchberger die Herrschaft und vererbte sie auf seinen gleichnamigen Sohn. Dann gehörte das Gut Bremgarten dessen Sohn, dem Schultheissen Anton Kirchberger ( + 1696). Des Schultheissen Enkel endlich verkaufte Schloss und Herrschaft um 15 000 Pfund an Marc Elie Chemilleret von Biel und seiner zweiten Gemahlin Magdalena von Wattenwyl, die den Besitz ihrem Neffen Junker Gabriel von Wattenwyl testamentarisch legierte. Im Jahre 1761 erwarb Johann Rudolf Fischer von Reichenbach die Herrschaft um 80 000 Pfund, gab sie aber schon 1765 an Albrecht Frisching, einen der fünf Söhne Vinzenz Frischings, Herrn zu Wyl, und der Julie Rosine von Erlach (von Riggisberg) weiter. Albrecht Frisching, geboren 1735, war Professor der griechischen Sprache in Bern, dann Mitglied des Grossen Rates 1775, Landvogt zu Landshut 1782-1789, ein Mann von ausserordentlichen Talenten, vieler Gelehrsamkeit und voll scharfen und boshaften Witzes. Er hatte starken Einfluss auf seinen älteren Bruder, den bekannten Seckelmeister Karl Albrecht Frisching, den Führer der bernischen Friedenspartei im Frühjahr des Jahres 1798. Als man 1803, nach Einführung der Mediationsakte, Albrecht Frisching in den neuen grossen Rat gewählt, lehnte er dankend ab, "er sei ein zu alter Esel in den neuen Stall". Er zog vor, auf seinem Landgut "Birchi" bei Bremgarten, Schloss und Herrschaft hatte er wieder verkauft, seine Ruhe zu haben.
Seit 1780 hatte Frisching Bremgarten einer gründlichen Erneuerung und Umwandlung unterzogen. Die älteren Ansichten von Bremgarten aus dem Ende des 17.Jahrhunderts (von Albrecht Kauw von 1656 und 1669) und aus der Mitte des 18.Jahrhunderts zeigen uns noch das Bild einer fast unversehrten mittelalterlichen Burg, deren interessantester Teil der isoliert auf hoher runder "Motte" sich erhebende zinnengekrönte Bergfried war. Albrecht von Frisching hat nun vor allem den die Zugangsseite der Burg sperrenden Turm abtragen und zugleich auch den ihn tragenden Hügel ausebnen lassen und gewann so den heutigen geräumigen Vorhof und Vorgarten. Spuren der alten Stützmauern sind noch am Nordhang hinter dem Schloss gegen die Aare feststellbar, ebenso der ehemalige Graben, der sich hier quer über die schmalste Stelle der Halbinsel zog. Auch die alten Wohnbauten liess Frisching grossenteils bis auf die mächtigen Fundamente niederreissen und an ihrer Stelle den langgestreckten einstöckigen Barockbau mit jenem eleganten Gartensaal errichten, der heute die Bewunderung der Besucher erweckt. Schloss Bremgarten wurde so zu einem Landsitz im Stile der Wohnkultur des ausgehenden 18.Jahrhunderts, bei welchem namentlich auch die grosszügigen Gartenanlagen zum geschlossenen Eindruck wesentlich beitragen. Heute Privatbesitz.
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