Einst eine der wichtigsten Burgen und Adelssitze des alten Uechtlandes, liegen die spärlichen Trümmer der Burg Fenis heute verlassen und wegabgelegen im Walde ob dem Dorfe Vinelz, in der Gemeindemarch von Ins. Aber vor vielen Jahrhunderten spielte sich hier ein für die damalige Zeit reiches und reges Leben ab, das häusliche und gesellschaftliche Treiben eines mächtigen Dynastengeschlechtes, der Grafen von Fenis. Man muss sich den alten Burghügel, der heute von hohen Waldbäumen dicht besetzt ist, frei und bloss, d. h. abgeholzt denken, dann erhält man die richtige Vor stellung von der prächtigen Lage, deren sich die Burg Fenis einst erfreute: zu Füssen das alte Dörfchen Vinelz (franz. Fénil) und der nahe See, aus dem die idyllische "Grafeninsel" herübergrüsste, jenseits die goldenen Rebhänge und die beiden Kirchen des uralten Nugerol; und dazwischen zur Linken der liebliche Jolimont, wo unten die alte Kirche des Dorfes Sunkort stand und wo sich über den Rebhalden bald einmal das malerische Schloss Erlach erhob.
Die Burg Fenis (auch im Aostattal ist eine Burg "Fenis", ein prächtiges Schloss von 1330) geht wie Oltigen entstehungsgeschichtlich vor das Jahr 1000 zurück. Über ihr einstiges Aussehen sind wir keineswegs aufgeklärt; denn die wenigen Mauerreste die noch aus dein Waldboden schauen, erlauben kein sicheres Bild. Auffallend ist der kräftige, durch mächtige Gräben (Ringgraben) isolierte Burghügel, dem sowohl am südlichen Hange wie auf der Nordhalde sonderbare Erdwerke vorgelagert sind, die den Gedanken an eine hiesige Befestigung aus vorgeschichtlicher Zeit nahelegen. Hier wird einst eine Fliehburg, eine richtige Volksburg gewesen sein, und die starken Vorwerke scheinen die Stallungen oder Pferche des hierhin geflüchteten Viehs beschützt zu haben.
Die Ritterburg dürfte aus einem kräftigen Bergfrit im Westen und einem sich anschliessenden, mittelgrossen Palas im Osten und turmbewehrten Umfassungs bauten bestanden haben. Eine noch sichtbare ringförmige Vertiefung wird das Sodloch gewesen sein. Alte Leute in Ins wissen zu erzählen, wie ihre Väter in den Kellern unter einem grossen Turmstumpf Verstecken gespielt. Damals waren für benachbarte Örtlichkeiten gegen Vinelz hin noch die Ausdrücke "Grafenmoos", "Burgzelg" und "Burggraben" gebräuchlich. Heute kennt man nur noch den "Grafenbrunnen", eine Waldquelle oben am Schaltenrain. - Die öftere Bezeichnung "Hasenburg" ist eine später aufgekommene volkstümliche Benennung für den "Schlosshubel"; in den ältern Urkunden erscheint dieser Name nicht. Noch 1718 findet sich auf einem Katasterplan die Bezeichnung "alte Burg Phoenix" (!) für die Ruine "Hasenburg"-Fenis.
Und nun die gräflichen Bewohner dieser Burg Die Grafen von Fenis, möglicherweise verwandt mit dem Hause Oltigen, tauchen kurz nach 1000 urkundlich auf mit Ulrich, der als Söhne hinterliess: Burkart, Bischof von Basel, und Conon, Bischof von Lausanne, sowie mutmasslich Mangold, erwähnt 1096, der offenbar der Stamm-Vater des neuen Hauses Fenis-Neuenburg ist. Denn bereits im 12. Jahrhundert scheint die Familie die alte Stammburg verlassen zu haben und nach Neuenburg (Neuchâtel) übergesiedelt zu sein. Die alte Burg war damit in zunehmendem Masse überflüssig geworden, weil Burkart ganz in der Nähe die Burg Erlach ums Jahr 1100 errichtet hatte, die nun der Verwaltungssitz des alten Allodialgebietes wurde. 1214 wird unter den neuenburgischen Ministerialen Cono de Finils genannt, der vermutlich als Kastellan der Burg Fenis amtete. - Nach der Burg Fenis wird auch ein berühmter Minnesänger genannt, Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg. Doch wird dieser am ehesten identisch sein mit einem mächtigen Nachkommen der Familie, dem Grafen Rudolf I. von Neuenburg-Nidau, dessen Vater, Ulrich III., noch das Fenis-Siegel führte. Als Wiege des weitverzweigten Grafenhauses Neuenburg wird die Ruine Fenis immer ihre Geltung haben.
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