An der Nordrampe der Lötschberglinie erblickt der Reisende zwei Burgruinen. Die eine, die Felsenburg, biete ein ähnliches Spektakel wie die Kirche von Wassen im Reusstal, indem die Bahn in Kehren um sie herumfährt. Die andere, die Tellenburg, erhebt sich auf einem Hügel unmittelbar neben dem grossen Kanderviadukt hinter Frutigen.
Beide Anlagen sprechen für die Bedeutung, welcher der Verbindung nach dem Wallis, über Kandersteg, die Gemmi und vor allem den Lötschenpass, schon im Mittelalter zukam. Die Zähringer suchten sie unter ihre Kontrolle zu bringen, und auch später trachteten andere Geschlechter danach, sie zu beherrschen. Das Frutigtal gehörte im 12. und 13. Jahrhundert den Freiherren von Kien, einer oberländischen Adelsfamilie, die auch die Herrschaft Worb übernahm und sich etwas später in Bern einbürgerte. Von ihren befestigten Anlagen zeugen wenige Ruinenreste oberhalb von Kien bei Reichenbach und in Mülinen sowie die Türme der Tellen- und Felsenburg, die vermutlich kurz vor oder nach 1200 erbaut wurden.
Tellenburg in 1797, Fischer
Die Tellenburg erfüllte nicht nur die Funktion einer Zollstätte am Lötschenweg, was die mit „Zoll“ sprachlich verwandte Bezeichnung „telle“ belegt, sondern wahrscheinlich auch die rolle eines Verwaltungsmittelpunkts im Frutigtal. Es handelte sich um einen festen Wohnturm an beherrschender Stelle. Von den fünf geschossen dienten die oberen der Unterkunft und waren durch einen Hocheinstieg erreichbar. Die Befestigungen wurden im 13. und 14. Jahrhundert verstärkt. Den Herren von Kien folgten damals als Besitzer für kurze Zeit jene von Wädenswil, von 1312 an die Herren von Turn, die mit dem Wallis in enger Beziehung standen und mit dem Bischof von Sitten ein Lehensverhältnis eingingen. Eine falsche Politik seitens Habsburgs und Neu-Kyburgs führte zur Verschuldung der Edlen von Turn. Bern erwarb von ihnen im Jahr 1400 das ganze Frutigtal käuflich.
in 1950
Die Tellenburg, im Zentrum der Talschaft, erschien als Landvogteisitz am geeigneten und wurde mit einem Hauptgebäude und einer Reihe von Nebenbauten versehen, die bis 1798 ihren Zweck erfüllten. Die Amtsverwaltung und der Gerichtssitz wurden dann nach Frutigen verlegt. Die Tellenburg nahm eine Armenanstalt auf, wurde aber 1885 durch einen Brand vernichtet. Der wohl zuvor etwas verwahrloste bau erstand nicht mehr neu. Als Ruine kündet der Bergfried heute noch von der wichtigen Aufgabe, die ihm einst zukam.
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