Bern: Schloss Toffen - Le château de Toffen

Thorberg

Nach Kauw, 1670

toffen

Das Schloss in 1767 Herrliberger

Umrahmt von blühenden Gartenanlagen und beschattet von hohen Bäumen, blickt das herrschaftliche Schloß Toffen von seiner sonnigen Bergterrasse über das fruchtbare Gürbetal hinaus. Das Schloß ist heute für jeden Beschauer ein typisches Beispiel eines vornehmen, von einstigen Befestigungsanlagen entblössten Patriziersitzes aus dem 18. Jahrhundert. Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als Albrecht Kauw das Schloß in großen Ölgemälden und in Aquarell darstellte, war es aber ein von zinnengekrönten Ringmauern geschütztes "festes Haus". Ein mäch tiger, drei bis viergeschossiger Wohnbau mit steilem Zeltdach beherrschte die Anlage gegen Norden, während nach Süden hin die hohen Ringmauern einen quadratischen Hof umschlossen, in den das von einem kleinen Türmchen beherrschte Tor Einlaß gewährte.

Toffen

Wie bei den meisten Burgen unseres Landes ist auch für Toffen die Zeit der Erbauung unbekannt. Die Burg erscheint zu Anfang des 14. Jahrhunderts zuerst in den Urkunden, ist aber sicher älter. Am 19. Mai 1306 verzichtet Herr Johann von Bremgarten, Kirchherr zu Worb, auf sein gesamtes väterliches Erbteil zu Gunsten seiner Oheime, der Freiherren Heinrich und Ulrich von Bremgarten; unter den betreffenden Gütern befanden sich ausdrücklich auch die Burgen zu Bremgarten und Toffen. Um 1323 besitzt der Berner Bürger Peter von Gysenstein Twingrechte zu Toffen. Durch seine Tochter gelangte der Besitz an deren Gemahl, den Edelknecht Johann Senn von Münsingen. Von Johann Senn und seinen Söhnen erkaufte sich 1352 und 1355 ein Einheimischer, Ulrich "Keseli" von Toffen, Burger zu Bern, um 1200 Pfd. Burg und Burgstall mitsamt dem Dorf, der Mühle, der Bläue und 30 namentlich aufgezählten Gütern daselbst. Über hundert Jahre verblieb nun Toffen bei Nachkommen Käslis.

Nach Kaw 1670

Nach mehreren weiteren Besitzerwechseln brachte endlich im Jahre 1507 Bartholomäus May (1446-1531) Schloß und Herrschaft käuflich an sich. Er war wohl der größte Handelsherr, den Bern jemals zu den Seinen zählte. Nach dem Tellrodel (Steuerverzeichnis) von 1494 war er unstreitig der reichste Berner. In jenen Jahren übernahm er es auch, zu Handen der eidgenössischen Orte, den nachmals berühmten, zur Beute von Grandson gehörenden Diamanten ,,Sancy" zu verkaufen. Er verkaufte den Stein auf der Lyoner Messe um 7'000 rheinische Gulden an Kaufleute aus Genua, die ihn um 11'000 Dukaten dem Herzog von Mailand weiter verhandelten, der ihn endlich an Papst Julius II. zum Schmuck seiner Tiara um 20'000 Dukaten weitergab. Barthlome May beteiligte sich auch als Feldhauptmann an den großen Kriegszügen seiner Zeit. Von Novara soll er 1521, der Sage nach, aus dem Besitz des Marschalls La Trémouille einen jungen, lebenden Bären in die Heimat gebracht haben, für den der erste Bärengraben in Bern erstellt wurde. Barthlome May ist der Stammvater des seither in mehreren Linien blühenden bernischen Patriziergeschlechtes von May.

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Schloß Toffen blieb bis 1610 der vornehmste Sitz der Familie. Wolfgang May (* 1567, + 1606), Herr zu Toffen, hinterliess die Herrschaft seiner Tochter Johanna, die sich 1608 mit Abraham Stürler (* 1585) verheiratete, der aber 1628 der Pest erlag. Die Witwe verkaufte nun die ganze Herrschaft an Loys oder Elogius Knobloch, gebürtig aus Hagenau im Elsaß und seit 1596 Burger zu Thun, der wohl der Hagenauer Patrizierfamilie dieses Namens angehörte und sich vermutlich in Verbindung mit Handelsgeschäften, vielleicht zuerst im Zürichbiet, dann in Thun niedergelassen hatte. Im Jahre 1630 reichte ihm die Verkäuferin von Toffen auch ihre Hand zur Ehe. Von zwei Pfälzer Tischlermeistern liess Loys Knobloch nun zu Toffen seit 1633 in mehrjähriger Arbeit jenes prachtvolle, geschnitzte Renaissancegetäfer herstellen, das in der sog. "Bretzelistube" noch heute ein Schmuckstück des Schlosses bildet, umsomehr als der Raum später noch von der Hand des bekannten Berner Malers Joseph Werner (+ 1710) durch Darstellungen der nach Überwindung der Pestzeit in Bern abgehaltenen Volksbelustigungen malerischen Schmuck erhielt.

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Aufnahme von 1941

Loys Knoblochs Tochter aus seiner ersten Ehe, Anna, heiratete im Jahre 1616 Abraham von Werdt (* 1594), des Großen Rates, Landvogt zu Aarwangen, Schultheiß zu Thun, Venner und Deutschseckelmeister und 1651 sogar in engerer Wahl für das Schultheissenamt der Stadt und Republik stehend, und brachte ihm nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1642 die Herrschaft Toffen zu. Im Besitz der Berner Patrizierfamilie von Werdt blieb nun Toffen als Sitz des adeligen sog. "Toffener" Zweiges der Familie in neun Generationen, also während dreihundert Jahren, bis es durch die gegenwärtige Besitzerin, Frau von May-von Werdt, wieder einem Zweig der Familie von May zugebracht wurde.

Hans Georg III. von Werdt (1648-1710) ließ das Schloss fast ganz neu aufbauen. Durch Abtragung des hohen Dachstuhles und Erniedrigung des Mittelbaues um ein Stockwerk, durch Niederlegung der Ringmauer und des alten Tores und durch die Verwandlung des einstigen Schlosshofes in eine blühende Gartenterrasse wurde der alte Burgsitz ein wohnlicher, den Bedürfnissen eines eleganten und vornehmen Lebens entsprechender Landsitz. Der damals neu errichtete westliche Seitenflügel nahm nun den großen Fest- und Pokuliersaal auf, zu dessen Ausschmückung die ganze Vetternschaft des Bauherrn ihre Wappenscheiben stiftete und dessen prunkvolle Ledertapete mit ihrem strahlenden Gold noch heute dem Raum sein altes, fest liches Gepräge bewahrt hat. Eine große Reihe von Familienbildern vieler Generationen gibt dem schönen Raum seine besondere Weihe.

Vor Inangriffnahme der Erneuerung seines Schlosses liess wohl Hans Georg von Werdt von dem bekannten und damals beliebtesten Landschaftsmaler in Bern, von Albrecht Kauw, "Schloß und Herrschaft Toffen" von allen vier Himmelsrichtungen auf großen Ölgemälden darstellen, deren Originale noch heute die gedeckte Hofhalle, das Treppenhaus und den Festsaal zieren.
Nach 1798 fielen die Herrschaftsrechte in Toffen dem bernischen Staat zu, während das Schloß und die dazugehörenden Güter als Familienbesitz erhalten werden konnten.

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles