Pfrundhaus
Schlössli
Die Waldau-Gruppe - Bau- und nutzungsgeschichtlicher Ueberblick
1 Aufnahmeklinik | 6 Althaus-Stöckli | 11 Grünthalhaus | 16 Pfrundhaus | 21 Minigolf |
2 Alte Klinik | 7 Personalhaus | 12 Kapelle | 17 Holzplatz | |
3 Laborgebäude | 8 Haus B | 13 Schlössli | 18 Wunderbar | |
4 Zentralgebäude | 9 Haus A | 14 Kurhaus | 19 Wirtschaftsgebäude | |
5 Althaus | 10 Gärtnerei | 15 Kornhaus | 20 Personalrestaurant |
Die Siechenkapelle, die heute zum weitläufigen und heterogenen Gebäudekomplex der psychiatrischen Universitätsklinik Waldau gehört, ist in ihrer Grundsubstanz rund 500 Jahre alt. Zum besseren Verständnis der wechselvollen, durch zahlreiche Nutzungsänderungen und Umstrukturierungen gekennzeichneten Geschichte der sowohl bau- wie auch medizinhistorisch bedeutenden Waldau-Gruppe scheint es angezeigt, zunächst ihr allmähliches Zusammenwachsen in grossen Zügen zu umreissen.
1491-1501 (Verlegung auf das Breitfeld)
Bis ins späte 15. Jahrhundert befand sich das Siechenhaus der Stadt Bern an der östlichen Ausfallstrasse nahe der Haspelgasse im Obstberg. In den Jahren nach 1491 wurde diese hauptsächlich zur Absonderung von Leprakranken dienende Institution auf das Breitfeld in der Kirchgemeinde Bolligen verlegt. Gleichzeitig (bis 1501) wurde auch die dazugehörige Kapelle, die seit 1365 mit einer eigenen Kaplanei ausgestattet war, durch einen Neubau auf dem Breitfeld ersetzt.
Schlössli
Ende 16. Jahrhundert (Erste Ausbauphase)
1598. wurde die Gruppe der Siechenhausbauten um das Haus des Siechenmeisters, das sogenannte Siechenschlössli, erweitert. Der dreigeschossige Quaderbau mit traufseitigem Treppenturm und der ungewöhnlichen Uebernahme des städtischen Laubenmotivs auf der nördlichen Giebelseite ist ein Werk der Prismeller Werkmeister Peter und Hans zur Matten und stellt heute das älteste, noch weitgehend in seinem ursprünglichen Habitus erhaltene Bauwerk der Gruppe dar. Im Anschluss daran, 1599-1601, und wohl von den gleichen Werkmeistern erbaut, entstand das sogenannte Blatternhaus. Diese 1498 gegründete, zweite Absonderungs- und Behandlungsstätte für ansteckende Krankheiten wurde somit nun ebenfalls vom Ostausgang der Stadt (Sandfluh) auf das Breitfeld verlegt. Teile davon haben sich im Maürwerk der ersten zwei Geschosse des sogenannten Kurhauses erhalten. Beide Anstalten - Siechen- und Blatternhaus - wurden schon bald danach gemeinsam verwaltet und rechtlich zusammengeschlossen (1643-1645).
1682. (Tiefgreifende Erweiterung der Siechenhauskapelle)
Inzwischen war die Kapelle offensichtlich zu klein geworden. Dies dürfte in erster Linie eine Folge der Zusammenlegung der beiden vorgenannten Anstalten gewesen sein, war aber vielleicht auch durch die wachsenden Platzansprüche der im Umkreis der Anlage ansässigen Landgutbesitzer mitbedingt. So wenigstens lassen es ein Bestuhlungsplan aus dem 18. Jahrhundert und zahlreiche noch heute erhaltene Bankschildchen mit den Wappen partizischer Familien vermuten. Unter Verwendung der Schiffsmaürn des Altbaus wurde die Kapelle nach Osten erheblich erweitert, zu einem längsrechteckigen Einheitsraum ergänzt und zeitgemäss barock ausgestattet.
18. Jahrhundert (Ausbau zum Ausserkrankenhaus)
Im Anschluss an den Bau des neün Burgerspitals (1734-1742) wurde vom Rat auch die Sanierung der Anlagen auf dem Breitfeld beschlossen.
1742 baute Ludwig Emanül Zehender anstelle von drei Kornspeichern ein massives Kornhaus .
1746 wurde die Anlage nach Plänen von Samül Lutz und unter der Leitung von Werkmeister Abraham Wild um eine Anstalt für Geisteskranke, das sogenannte Tollhaus erweitert.
Pfründerhaus
1756-1765 wurde nach Plänen von Ludwig Emanül Zehender ein neüs Blatternspital und Pfründerhaus erbaut.
1758 Erneürung des Siechenschlösslis .
1760 Innenumbau des alten Blatternspitals und Neudefinierung der Nutzung indem es fortan zum Ort für "Halbtolle und venerisch Kranke" wurde.
1762-1764 schloss der Berner Architekt Niklaus Sprüngli den Raum zwischen altem Blatternhaus und Siechenschlössli zu einem Hof, indem er den Platz durch einstöckige Nebenbauten rahmte.
1765 wurde die gesamte Anlage unter dem Namen "Ausser Krankenhaus" zusammengefasst und unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt.
19./20. Jahrhundert (Ausbau und Zusammenschluss zur Waldaugruppe)
1809 Uebergang des gesamten Areals von der Gemeinde Bolligen an die Gemeinde Bern.
1851-1855 Neubau der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Waldau durch die Stadt Bern. Architekt der klassizistischen Anlage war Gottlieb Hebler. 1883 wurde die Waldau Staatsbesitz.
Doch erst nach 1891, nachdem das Ausserkrankenhaus im Inselareal einen Neubau erhalten hatte, wurden die Siechenkapelle und die übrigen fünf Gebäude des Ausserkrankenkauses an die psychiatrische Klinik Waldau abgetreten, und erst als Folge dieser Zusammenlegung wurde die Siechenkapelle zum Gottesdienstraum für die ganze Gebäudegruppe. Zuvor wurden sowohl reformierte wie ab 1865 auch katholische Gottesdienste für die psychiatrische Klinik in speziellen Räumen im ersten Obergeschoss des Hauptgebäudes abgehalten.
1899-1901 Aufstockung des ehemaligen Tollhauses .
1913 Bau der alten Aufnahmeklinik.
1958 Bau des Laborgebäudes.
1967. Bau von Personalgebäuden und dem Hirnanatomischen Institut.
1970. Beginn der Gesamtsanierung des Waldauareals.
1972/73 Innen- und Aussenrestaurierung der Kapelle
- Planung und Bauleitung: Kantonale Denkmalpflege (Heinz Zwahlen)
- Restaurierung der Dekorationsmalerei: Firma Josef Fischer, Bern
1992/93 Entfeuchtung und Aussensanierung der Kapelle.
Auszug aus dem Kunstführer:
(Autor: Georges Herzog, Inventarisation der Kunstdenkmäler des Kantons Bern)
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