Freiburg : Schloss Middes (en français)

Middes

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Um zwei Vaterschaftsprozessen zu entrinnen, verlässt der Architekt Johann Paulus Nader am 3. Dezember 1746 unvermittelt das bernische Gebiet, Schulden, Frauen und Kinder hinter sich lassend. Dieser Bürger von Eiderstatt in Niederungarn hatte 1722 Wien verlassen, um nach Bern zu übersiedeln, wo ihn der bedeutende bernische Architekt Albrecht Sturler anstellte. Er vertraute ihm die Überwachung diverser Bauplätze an bevor ihm verschiedene private Auftrage namentlich in Burgdorf zufielen. Seit 1743 war er mit der Umgestaltung des Schlosses Bremgarten beschäftigt. In Freiburg wird der Flüchtige als «Architekt bezüglich Wissen und Steinmetz bezüglich Beruf» qualifiziert und findet gleich Arbeit. Am 11. März 1748 gibt ihm der ehemalige Seckelmeister und Landvogt von Bulle, Nicolas Griset de Forel, den Auftrag, auf dem der Familie gehörenden Landgut von Middes seinen Landsitz zu bauen. Zurück zum Katholizismus bekehrt, wird Nader von 1751 bis 1769 zum offiziellen Architekten der Abtei Hauterive. Der Abt von Lenzburg dürfte die Gelegenheit genutzt haben, um ihn die Plane für den Familienlandsitz Vogeishaus bei Bösingen zeichnen zu lassen. Dieses Schloss gilt mit demjenigen von Middes als eines der schönsten, privaten Bauwerke jener Zeit. Nader wird von ihren Exzellenzen von Freiburg namentlich mit dem Bau des Schützenhauses auf den Grand-Places beauftragt. Dieser begabte Architekt wird an der Modernisierung der Landvogteischlösser teilnehmen und gleichzeitig zahlreiche private Aufträge erhalten. Er stirbt 1771 an den Folgen eines Sturzes im Treppenhaus des Zisterzienserinnen-Klosters in der Mageren Au, wo er mit einer Renovation beauftragt war.

Das Schloss wird bis Mitte 19. Jh. im Besitz der Familie Griset de Forel bleiben. 1830 findet die heiliggesprochene Madeleine-Sophie Barrat, Gründerin der Schwestern vom Herzen Jesu mit ihren Novizinnen dort Zuflucht, bevor sie sich im Schloss Montet niederlässt. Zwischen 1860 und 1927 wechselte dieses beachtenswerte, das Broyetal beherrschende Bauwerk sechsmal den Besitzer (Der Graf von Boursetty bewohnte das Schloss in 1885 und war Eigentümer der Hälfte durch Kauf, die im Jahre 1914 an Herrn Richard von Samper wiederverkauft wurde. Die Familie von Boccard installierte die Elektrizität im Schloss und lebte dort bis 1903. Die Familie von Jean-Marie Musy, ehemaliger Schweizer Präsident, wurde Eigentümer des Schlosses Middes während der Jahre 1930-1940), um schliesslich von der Familie de Montenach erworben zu werden. Trotz dieser vielen Wechsel und der Benützung durch religiöse Kongregationen war das Haus nie Gegenstand wesentlicher Umbauten und hat deshalb die ursprüngliche Raumverteilung und Ausstattung behalten. Es besitzt nach wie vor keine Zentralheizung. Eine grosse axial angeordnete Allee verbindet es mit dem Dorf. Die Allee mündet in einen von Dienstgebäuden umgebenen Hof. Die ganze Anlage zwischen Hof und Garten, welche Schloss und umgebende Landschaft zu einer szenischen Einheit verbindet, entspricht wahrscheinlich bernischen Vorbildern. Die Hauptfassade zählt dreimal drei Achsen, mit einem leicht vorragenden Risalit, also insgesamt neun Achsen, die dorfseitige Fassade nur deren sieben. In der Mitte der Hauptfassade befindet sich ein grosser Balkon, von dem aus die Griset der Forel den Ausblick auf den Garten und jenseits der Gartenmauer auf eine bis zur Juralinie unbegrente Landschaft geniessen konnten.

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Das alte Schloss, heute ein Bauernhof. Das Eingangstor ist mit 1676 datiert.

Das sogenannte „alte Schloss“ ist eine Hofanlage, dessen Wohnhaus im Unterbau mit schön profilierten Fenstergruppen dem 16. Jahrhundert angehört und das in der reicher geschmückten Tür und vor allem in dem Rest eines polygonalen Eckturmes sich ein wenig über die gewöhnliche Profanarchitektur hinaushebt.

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles