Jura: Schloss Franquemont - Le château de Franquemont (en français)

Wer von den Sommêtres-Felsen bei Noirmont-Muriaux das Land überblickt, sieht entzückt zu seinen Füssen einen Ausschnitt des romantischen Doubs-Tales liegen. Dort, südlich des Dorfes Goumois, auf einem Felskamm zwischen der kleinen Hochebene Belfond - "beau fonds" und dem Doubs, beherrschte einst die weltberühmte Burg Franquemont das stille, abgelegene Ländchen. Diese Burg hatte 1305 der Freiherr Gauthier de Montfaucon errichten lassen, der den dortigen Grund und Boden vom Grafen Renaud von Montbéliard-Bourgogne empfangen hatte. So kann Gauthier als Gründer der nachmaligen Herrschaft Franquemont gelten, die - auch auf der linken Doubsseite sich erstreckend - die Dörfer Goumois, Montbaron, Belfond, Gourgouton und Vautenaivre umfasste. Sie ging durch Erbschaft an das Grafenhaus Mümpelgard (Montbéliard)-Württemberg über, dem sie bis 1474 verblieb; Henri, "bâtard dc Monbéliard", erscheint 1394 und 1438, sein Sohn Jacques 1456 in Urkunden als Burgherr von Franquemont. Henri de Montbéliard führte den Titel "Sire de Franquemont", ebenso seine Nachkommen Jacques und Claude. Claude war Inhaber der Herrschaft, als der Burgunderkrieg ausbrach. Der Bischof Johann von Venningen hatte sich auf die Seite der Feinde des kühnen Herzogs Karl gestellt, und er war es, der den Befehl gab, die Burg Franquemont zu belagern. Aus welchem Grunde wohl Die starke Feste war nämlich, weil sie den Doubsübergang bei Goumois beherrschte, wider den Willen des Schlossherrn von burgundischen Truppen besetzt worden. Nun wurden diese, als die Berner im Herbst 1474 mit 3000 Mann und ihren Verbündeten über Pruntrut nach Héricourt zogen, von 500 Mann bischöflicher Truppen aus dein Münstertal, aus Delsberg und St. Ursanne, die sich von der Hauptmacht getrennt hatten, in der geräumigen Burg Franquemont belagert. Stolz flatterten die Fähnlein der Kontingente im Winde.






Es lohnt sich, bei dieser denkwürdigen Belagerung von 1474 etwas zu verweilen: Die Burg wurde umzingelt und die Belagerung, bei der auch grössere Geschütze verwendet wurden, hob an. Der dort angekommene Bielerhauptmann Adam Goüffi meldete, dass am 10. und 11. November sieben Türme und Tore und eine Fall' brücke genommen worden seien. Die ganze Burganlage bestand nämlich aus einem geräumigen, mit Mauern und Ecktürmen bewehrten äussern Hof, dem Wehrturm, den Nebengebäuden, dem Haupttor mit Halsgraben und Hauptzugbrücke, dem kleinen Burghof und dem grossen Wohngebäude, an das sich die Bastion mit stuckbewehrten Kasematten anschloss. Auch eine Kapelle ist vorhanden gewesen. Bereits lagen nun 40 Mann der Belagerer im grossen Hof. Da sprach der Herr von Franquemont über die Mauern zu den feindlichen Hauptleuten, er hätte ein solches Schicksal an dem Bischof von Basel nicht verdient; er selber würde das Schloss gerne übergeben, doch die darin befindlichen Burgunder wollten solches nicht zugeben. Die Besatzung hing am nächsten Morgen ein blosses Schwert über die Mauer auf der Doubsseite hinab, und sie riefen den Burgundern, die sich jenseits erblicken liessen, zu: "Rasch! rasch!", womit sie wohl die baldige Entschüttung meinten. Doch die Belagerer verdoppelten ihren Eifer. Von Biel verlangten sie schleunigsten Zuzug. Es war nur noch das Haupttor zu erobern, als von St. Ursanne eine grosse Büchse ankam. Mehrere Hakenbüchsen von Delsberg wurden auf den Abend erwartet. Aber bereits am nächsten Tag, am 13. November 1474, d. h. nach bloss viertägiger Belagerung, musste sich die Burgbesatzung ergeben. Der Bischof von Basel legte sofort Hand auf die eroberte Feste. Ein Inventar wurde aufgenom men, aus dem hervorzugehen scheint, dass der Sire de Franquemont ein ziemlich armer Schlucker war. Umsonst versuchte der Herr von Montbéliard, die jure belli verlorene Herrschaft wieder zu bekommen; er trat 1481 alle seine dortigen Rechte samt der Burg um 200 Gulden dem Bischof förmlich ab. Durch Vermittlung der Eidgenossen wurde der genannte Burgherr Claude de Franquemont im Jahre 1482 wieder mit Franquemont belehnt. Im Oktober 1488 erhielt das neuerrichtete Schloss den fatalen Besuch des berüchtigten Bielers Bendicht Beppet, eines gewalttätigen Prozesshubers, der sich mit einer bewaffneten Bande einnistete und - zur Wahrung vermeintlicher Ansprüche - die Gegend durch Raubzüge in Schrecken hielt. Claude de Franquemont starb ohne männliche Nachkommen 1519, und nun bewohnten Jean Baul du Baillot und sodann Girard d'Aros das Schloss, das mit der zugehörigen Herrschaft 1537 an den Ritter Nicolas de Gilley (deutsch: Niklaus von Gill) kaufweise (um 900 Goldtaler) überging. Dieser Nicolas de Gilley erlangte, seiner guten Dienste wegen, im nächsten Jahre schon vom Kaiser die Umwandlung der kleinen Herrschaft in eine Reichsbaronie und liess nun eigene Münzen prägen mit Wappen und Umschrift, ein Recht, das ihm vom Bischof scharf bestritten wurde. Die Münzen der Gill oder Gilley von Franquemont gelten heute als grosse numismatische Seltenheit.

Den verarmten Kindern des allzu hochtrabenden Nicolas de Gilley kaufte 1594/95 der Graf von Montbéliard die Baronie für 44000 Taler heimlich ab; doch wurde dieser Kauf vom Bischof nicht anerkannt und der Prozess hierüber endigte erst 1658, nachdem die Grafen von Montbéliard den Bischof als Oberherrn über die Herrschaft Franq uemont anerkannt hatten.
Im 30 jährigen Krieg litt die Gegend von Franquemont schwer unter den rauhen Schweden. Das Schloss wurde von ihnen in Brand gefleckt, der den Dachstuhl des Hauptgebäudes zerstörte. Als 1675, in den Kriegen Ludwigs XIV., die feste Burg Franquemont zum Stützpunkt fremder Truppen zu werden drohte, befahl der Bischof im Jahre 1676, das Schloss vollständig abzutragen. Dies geschah trotz des Widerspruchs des Inhabers, Herrn von Montbéliard-Württemberg, und der Bevölkerung der Gegend. Die Schleifung der schicksalsreichen Burg wurde im Frühjahr 1677 von einer Anzahl bischöflicher Untertanen im Frondienst vollzogen. Heute sind nur noch einige Mauerreste zu erkennen: unlängst erblickte man noch einen Mauerteil mit einer interessanten, ovalen Schiesslucke, und in den verschütteten Kasematten kam noch eine Türe zum Vorschein.

(Illustrations fournies par R. Laager)

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