Weitere Luftaufnahmen von Pleujouse
In der Ajoie erhoben sich einst gegen zwanzig Burgen, die im Hochmittelalter meistens auf Rodungsland entstanden waren. Zu diesen Rodungsherren gehörte auch eine Familie, die im 11. Jahrhundert im Elsgau verschiedene Höfe besass. Um 110 gründete sie ihre Burg auf einem Felssporn des auslaufenden Blauenbergs. Von da an führte sie auch den Namen von Pleujouse.
Als erster urkundlich erwähnter Namensträger erschien 1105 Lutfridus. In der 1136 ausgefertigten Gründungsurkunde der nahe gelegenen Zisterzienserabtei Lucelle werden die Eheleute Huzo und Petronilla von Pleujouse erwähnt, ebenso in dem einige Jahre später ausgestellten Bestätigungsbrief. Darin finden sich auch die Namen ihrer drei Söhne und von deren Onkel Warnerus. Wenn sich auch der Stammvater des Geschlechts nicht feststellen lässt, geht doch aus allen Akten, die im 12. Jahrhundert ihren Namen nennen hervor, dass die Familie zu den alteingesessenen Edelfreien gehörte. In den Zeugenlisten figuriert sie stets nach den Grafen und den hohen geistlichen Würdenträgern mit ihren Standesgenossen. Zu Lützel unterhielt sie stets gute Beziehungen, erwies sich als seine Wohltäter und Beschützer und beschenkte das Kloster mit zahlreichen Gütern. Dies ist um so bemerkenswerter, als die übrigen benachbarten Adligen dem Konvent gegenüber eher ablehnend oder gar feindlich gesinnt waren, sahen sie in ihm doch ein Hindernis zur weiteren Ausdehnung des eigenen Besitzes.
Als der Bischof von Basel in den Fürstenstand des Reiches erhoben wurde und sich anschickte, die ihm übertragene weltliche Herrschaft auszubauen, immer mehr zu erweitern und zu festigen, gelangte auch die Burg Pleujouse in seine Hände. Unter welchem Rechtstitel dies geschah, ist nicht mehr ersichtlich. Es lässt sich auch nicht mehr feststellen, ob die Herren von Pleujouse, die im 13. Jahrhundert oft im Dienst des Bischofs tätig waren, dem Stamm der Burgengründer angehörten oder ob eine neue Familie sich nach der Feste, die auch Nüwenburg genannt wurde, bezeichnete. Verschiedene Urkunden, die Streitigkeiten zwischen dem Bischof, den Grafen von Pfirt und von Mömpelgard regelten, wurden im 13. Jahrhundert in Pleujouse ausgefertigt.
Schon vor dem Aussterben der Herren von Pleujouse wurde die Burg verschiedentlich verpfändet. Der aus burgundischem Adel stammende Johann von Vienne, zuvor Erzbischof von Besançon und geistlicher Herr über das Bistum Metz, war vom Papst nach Basel geschickt worden. Der neue Landesfürst versuchte energisch, die Basler Kirche wieder in sämtliche Rechte einzusetzen. Seine Kämpfe brachten ihn aber in eine doppelte Abhängigkeit. Politisch geriet er unter den Druck der Habsburger, finanziell unter den nicht minder lastenden seiner Geldgeber aus Kreisen reicher Stadtbürger.
Um 1340 gehörte Pleujouse Thüring und Rudolf von Ramstein, die bereits die Feste Zwingen als bischöfliches Lehen empfangen hatten. Sie verliehen die Elsgauer Burg als Afterlehen an den Herrn von Murieux-Spiegelberg in den Freibergen. 1380 befand sie sich als Pfand in den Händen des später (1386) bei Sempach gefallenen Hans-Ulrich von Asuel. Von dessen Nachkommen gelangte das Schloss in den Besitz der Ritter von Nant, von diesen durch Johann von Nant, Erzbischof von Besançon, über Wilhelm von Vienne an den Grafen Diebold von Neufchâtel. Diese burgundische Familie hatte bereits mit dem Kauf von St-Ursanne und verschiedenen Burgen im Gebiet des Bischofs von Basel versucht, ihre ursprüngliche Herrschaft auch über den Juranordfuss hinaus auszudehnen. Der drohenden Gefahr der Einengung und Entfremdung seiner landesherrlichen Rechte zu Beginn des 15. Jahrhunderts konnte sich der Bischof nur entziehen, indem er die Pfandschaften wieder einlöste. Mit Hilfe der Stadt Basel brachte er die dafür notwendige Summe von 10000 Gulden auf. Aber Graf Diebold war nicht bereit, die Pfänder aus der Hand zu geben. Es kam zu einem Kriegszug, der sich von Pleujouse in den Sundgau verlagerte, wo der Graf mit Hilfe der Basler geschlagen wurde. Hierauf kam die Pfandschaft um die gleiche Summe an den Grafen Johann von Freiburg. Das Burglehen Pleujouse gelangte 1428 an die mächtige Familie von Mörsberg, deren Stammfeste nahe beim Kloster Lützel im Sundgau lag.
Im Verlauf des Armagnakenkrieges wurden die auch in Basel eingebürgerten Mörsberger zu erbitterten Feinden der Stadt, da sie als österreichische Landvögte im Elsass und im Breisgau Partei für ihre Herren nahmen. Die mit Basel verbündeten Eidgenossen eroberten Mörsberg, bemächtigten sich de Burg Pleujouse und verbrannten sie. Die Burg wurde wieder aufgebaut und blieb im Besitz der Mörsberger bis zum Jahr 1582. Darauf ging sie an die Grafen von Ortenburg über. Im Dreissigjährigen Krieg wurde sie von den Truppen des Herzogs Bernhard von Weimar besetzt. Der Kavalleriegeneral Baron Christoph Martin von Degenfeld, der schon unter König Gustav Adolf gedient hatte, nahm 1637 mit seinem Stab Wohnsitz auf der Burg. Um seinem Haus das Schicksal von Mörsberg, das die Franzosen verbrannt hatten, zu ersparen, blieb Graf Ortenburg auf dem Schloss und suchte die ungebetenen Gäste durch gute Bewirtung, soweit ihm dies in der bedrängten Lage möglich war, bei guter Laune zu halten. Dabei erschöpften sich seine Vorräte an Getreide und Wein vollständig. Nach dem Abzug der Besetzer befand sich das Haus in einem trostlosen Zustand. In den folgenden Jahren setzten die Besitzer das Schloss wieder instand, wobei sie von den Bischöfen durch Nachlass der Abgaben unterstützt wurden. Nach dem Tod der Witwe des letzten Ortenburgers, die 1660 in Lucelle beigesetzt wurde, blieben Schloss und Lehen in der Hand des Bischofs. Von nun an wohnte der fürstliche Jagdmeister auf der Burg. Die Festungsanlagen liess man verfallen.
In der Franzosenzeit wurde Pleujouse mit Umschwung als Nationalgut verkauft. In der ehemaligen Behausung des Jagdmeisters wurde ein Wirtshaus eingerichtet, die übrigen Gebäude vernachlässigte man. Im Ersten Weltkrieg diente das Schloss während der Grenzbesetzung als Kantonnement. Die verschiedensten Truppenteile hinterliessen dort Erinnerungen an ihren Besuch. Täfer und Fussböden benutzten sie als Heizmaterial.
1924 erwarb eine jurassische Gesellschaft von Geschichtsfreunden das Anwesen, suchte es vor dem gänzlichen Zerfall zu bewahren und teilweise sogar wieder zum Gebrauch herzurichten. Im Januar 1980 zerstörte eine Feuersbrunst das Gebäude mitsamt der mittlerweile herbeigeschafften kostbaren Einrichtung. Der Kanton Jura bemüht sich um seine Wiederherstellung.
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