Nidwald: Schloss Winkelried (Winkelriedhaus) (en français)

Winkelried

Ausser der Rosenburg, dem ursprünglichen Sitz der Meier des Hofes Stans, hat sich in Stans ein zweiter adliger Sitz bis in unsere Zeit hinein erhalten. Ausserhalb des eigentlichen Fleckens steht im Oberdorf das sogenannte Winkelriedhaus. Den namen erhielt der Sitz von seinen Bewohnern, den Winkelried, die aber erst im ausgehenden 15. Jahrhundert die Anlage übernommen hatten.

Winkelried

Das Winkelriedhaus präsentiert sich heute als vielgliedrige Anlage, deren Bauphasen von den einzelnen Besitzern geprägt wurden. Drei wichtige Bauabschnitte können wir unterscheiden: einen mittelalterlichen Bestand, dies Ausbauten unter Ritter Melchior Lussy in den Jahren 1560 bis 1570 und schliesslich den grossen Umbau von 1599 bis 1602. Den ältesten Teil des vielfältigen Baukörpers bildet der turmartige Bau in der Südecke mit seinen fast meterdicken Mauern und einer Höhe von zehn Metern. Der spätmittelalterliche Turm reicht zwar wohl in die Zeit vor Lussys Übernahme des Besitzes zurück, stellt aber trotzdem nicht den Stammsitz des alten Geschlechts der Winkelried dar.

Winkelried

Im Innern des Hauses, im ersten Obergeschoss, findet sich heute die Hauskapelle, während um 1600 der Sakralraum, den sich der gelähmte Ritter Lussy hatte einrichten lassen, im Erdgeschoss untergebracht war. Diese Hauskapelle zeichnet sich durch einen prächtigen farbigen Fliesenboden mit dem Vollwappen von Melchior Lussy und seiner vierten Frau Agatha Wingartner aus. Die übrige Einrichtung des Raums, der Rokokoplafond und der Altar mit dem Bild von Karl Borromäus, stammen aus der Zeit von Landammann Traxler, einen späteren Besitzer des Hauses. Im gleichen Geschoss finden sich in einem Zimmer der Südwestecke Wandmalereien mit Passionsszenen, die zum Teil wieder übertäfert wurden. An den Turm schliesst räumlich der zweite und dritte Wohnkomplex an. Die Inneneinrichtung des Gebäudes, das mehrere Säle und Gemächer umfasste, war sehr kostbar. Die Prunktstube galt bis ins Jahr 1882 als Sehenswürdigkeit und wurde dann leider verkauft. Im Dachgeschoss befindet sich der Festsaal. Seine gewalmte Kassettendecke von 1563 befindet sich heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich. Beim Umbau und bei der Neugestaltung des Bauwerks von 1599 bis 1602 hatte der Besitzer, Melchior Lussy, italienische Stilmerkmale in die Zentralschweiz verpflanzt. Lussy hatte lang im Süden gelebt und die italienische Baukultur schätzen gelernt. Davon zeugt vor allem die dreistöckige offene, später teilweise wieder vermauerte Loggia nach Süden. Ferner erhielt das Gebäude unter seiner Hand eine einheitliche Gestalt von südländischer Prägung. Gegen Südosten erstreckt sich der Garten, der von einer hohen Mauer umfasst war. Bis gegen das ende des 19. Jahrhunderts befand sich hier eine prächtige barocke Gartenanlage. Ein hohes, mit Fresken ausgemaltes Tor mit weit ausladendem Dach bildete den Zugang. Die teilweise stark übertünchten Fresken stellen an der Aussenseite die Verkündigung und an der Innenseite die Krönung Mariens dar. Im Garten ist an der Fensterfront neben der Haustür die Reitertreppe noch erhalten, die von den Damen beim Besteigen der Pferde benutzt wurde.

Winkelried

Im ausgehenden Mittelalter erschienen die Winkelried als Besitzer der Anlage, die bis heute deren Namen behalten hat. 1506 wurde sie als „Winkelrietz knaben hofstad“ bezeichnet. Nach dem Tod Arnolds von Winkelried übernahm der spätere Landammann Heinrich von Matt 1524 das Besitztum, doch bereits 160 ging die Anlage an Ritter Melchior Lussy über. Wie auch andere im Solddienst reich gewordene und mit königlichen Adelspapieren ausgestattete Kriegsleute trachtete Lussy danach, sein neu erworbenes Ansehen durch den Bau eines standesgemässen Hauses zu dokumentieren. Neben Ludwig Pfyffer war Melchior Lussy einer der bedeutendsten Staatsmänner jener Zeit. Eng befreundet mit Kardinal Borromäus, spielte er in der katholischen Reform eine wichtige Rolle und trat auch in seinem Heimatkanton politisch in Erscheinung. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, zu unfreiwilligem Nichtstun verurteilt, gelähmt im Winkelriedhaus. Nach seinem Tod erbten das Gebäude, das er in rund vierzig Jahren hatte umbauen und vergrössern lassen,l seine Nachkommen. Um 1766 starb das Geschlecht in der Hauptlinie mit den Söhnen des Bannerherrn Johann Ludwig Aloys Lussy aus. Der Sitz ging deshalb an dessen Stiefsohn, den Bannerherrn und späteren Landammann Jost Traxler, über. Nach dessen Tod übernahm sein Schwiegersohn Karl Georg Kaiser 1851 das Haus, das heute noch im Besitz seiner Nachkommen ist.
Am unteren Ende des Bezirks „Leuwengrube“ befunden haben, währen der Flurname Murmatt auf eine Burg an der oberen Grenze des Winkelrieds schliessen lässt. Auch die ehemalige Höhlenburg im Drachenloch, am gegenüberliegenden Mutterschwandenberg, gilt als mögliche Stammburg der Winkelried. Die Familie kann mit einer ganzen reihe von bedeutenden Persönlichkeiten aufwarten: Auf Heinrich Winkelried übertrug der Geschichtsschreiber Tschudi den aus der deutschen Heldendichtung entlehnten Zunamen Schrutan (Drachentöter). Bereits 1507 war in der Chronik von Petermann Etterlin die Sage vom Drachentöter Winkelried festgehalten und ins Bewusstsein der Zeitgenossen eingedrungen. Der in einer Urkunde vom 1. Mai 1367 auftretende Erni Winkelried kann mit jenem Arnold Winkelried identifiziert werden, der in den Nidwaldner Schlachtjahrzeiten an der Spitze der bei Sempach 1386 Gefallenen steht. Kriegslieder – vor allem das Halbsuterische Sempacherlied – besingen seine Opfertat. Diese bestand im Zusammenraffen feindlicher Speere während eines gegnerischen Angriffs, um dadurch den Eidgenossen eine Bresche durch den Sperrwall zu ermöglichen. Die von der Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts angezweifelte und ins Reich der Fabel verwiesene Episode wird von der neueren Forschung wieder für glaubwürdig gehalten.

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Andere Vertreter des Geschlechts werden uns als Landammänner, Tagsatzungsboten und als eidgenössische Schiedsrichter vorgestellt. Aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist ein dritter Arnold (Erni) überliefert, in dessen Stube 1474 ein grosses Sondergericht getagt hatte, weil der Saal im Rathaus dafür zu klein war. Wir sind der Überzeugung, bei dieser Stube handle es sich um einen Saal im Winkelriedhaus. Sein Sohn Arnold IV, der als Besitzer des Hauses angeführt wird, bekleidete mehrere öffentliche Ämter und nahm an verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen teil, von denen hier nur die italienischen Feldzüge genannt seien. Sein Bruder Heinrich wurde ein berühmter Reisläufer, der in der Schlacht von Marignano sein Leben liess. Auch Arnold V war ein gewiegter Söldnerführer, der gar von Maximilian Sforza, dem Herzog von Mailand, zum Hauptmann seiner Schweizergarde ernannt und 1514 zum Ritter geschlagen wurde. Er vertrat in Italien die Interesse mehrerer Stadtstaaten, wechselte dann die politische Partei und damit den Arbeitgeber und stand fortan gegen die Zusicherung einer fetten Pension in den Diensten von Franz I von Frankreich. In der Schlacht von Bicocca (1522) beendete eine Kugel sein unstetes Leben.

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Das Winkelriedmonument bei Stans

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