Weitere Luftaufnahmen von Thayngen
Nach und vor Renovation
Dieser Edelsitz beherrschte das Dorf vom ersten Ansatz des Rebhanges aus. Hans Im Thurn- Stokar, der patriarchalische Vogtherr zu Thayngen und Altikon, Ratsmitglied, Pannerherr und Reichsvogt von Schaffhausen, baute das 1575 errichtete "eingemauerte Haus" im Jahre 1593 ganz neu auf, vorwiegend als Sommersitz, während er den Winter im "Süssen Winkel" oder im "Turm" der Stadt verbrachte. 1604 dürfte der Treppenturm gefolgt sein. Wohl um auch der Familie seines ältern Bruders Rüeger eine Wohnung zu verschaffen, liess der Nachfolger, der künftige Bürgermeister Hans, 1615 den "Anstoss ufm Kerhals" (Kellerhals) an der Nordostecke aufführen. Ein zweiter Turm (ca. 1875 abgebrochen) bewehrte die Mitte oder Westkante der Südfront. In den Jahren 1683-86 wurden namentlich die Getäfer und Fenster völlig erneuert. Das an die Westmauer gehängte Häuschen wurde 1702, wie das Türgericht angibt, von Hans Im Thurn-Wyss durch das Anhängsel zu ebener Erde ersetzt. Nach der Aufhebung der Gerichtsherrschaft gelangte das "Schloss" samt dem benachbarten Rebhaus und der Trotte in bäuerlichen Besitz.
Die Zeichnung stellt den alten Zustand dar. Der Treppenturm ist auf die Höhe der Dachtraufen geköpft; über seinem schönen spätgotischen Eingang nennt eine Wappentafel mit Inschrift das Erbauerpaar.
Das ganze Gebäude ist mit einer Tonne unterkellert. Rechts gelangte man durch das Rundbogenportal (jetzt einfache Türe) ins Erdgeschoss. Die Vorhalle war hoch getäfelt, mit Wandkästen versehen und mit einer Balkendecke überspannt. Die eigentliche Wohnung wendet sich der Sonne und dem Dorfe zu, in der Südostecke die hohe Stube. Würde das Braun ihrer Kassettendecke und der pilastergegliederten Wände vom weissen Anstrich befreit, so gewänne sie mit ihrem alten Thaynger Kachelofen und den Fensternischen wärmere Behaglichkeit. Im dritten Raum gegen Abend war die Balkendecke durch Malereien des 17. Jahrhunderts belebt.
Wir erreichen auf der steinernen Wendeltreppe die Obergeschosse, welche geriegelt am Hauptbau über den Mauerstock ausladen. Das erste zerfiel nördlich in die Küche und eine lange (jetzt unterteilte) Laube, welche noch die alte Ausgussplatte, einen schön gemusterten Backsteinbelag und an der Balkendecke Malereispuren aufweisen. Auf der Südseite liegen die besten Gemächer des Hauses. Die (halbierte) Stube zur Linken, ebenfalls hoch und hell, ist bis zur schön kassettierten Decke getafelt, eine der tiefen Nischen mit einer Fensterbank versehen. Das nächste Zimmer zeigt Getäfelmalerei im Stile des 18. Jahrhunderts, z. B. den Junkersitz an der Barzheimer Steig und das Schloss Herblingen, daneben einige spätere, aber wenig glückliche Ersatzbilder, und darüber, wie das westlichste, hübsche Stuckrahmen. Im obersten Stockwerk des Anbaus betritt man ein altes Gelass mit bemalter Bretterdecke, üppigen gelben Ranken auf dunkelm Grund, bunten Fugenleisten und Mittelkassette, Kastennische und frommem Wandspruch. Der mit Ziegelplättchen belegte ehemalige Festsaal weist an seiner mächtigen, von einer Holzsäule gestützten Balkendecke ornamentale Bemalung auf, an den Schmalwänden eigenartige grau-schwarze Linienmuster. Die Versinschrift neben dem Nischenkasten an der Südostecke, welche die Erbauer des ,,Oberhofs" ehrt, lässt schliessen, dass ihr Erbe mit Hilfe eines HC im Jahre 1613 dieses Zierwerk vollendet hat.
©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles