Hinter dem stattlichen Rathaus von Schwyz und dem renovierten Hotel „zum weissen Rössli“ erhebt sich ein mächtiger Turm. Neuere Forschungen nehmen an, dass der Turm einen Stützpunkt der habsburgischen Landesverwaltung bildete. Die Erbauungszeit dürfte ins frühe 13. Jahrhundert fallen. Der Grundriss beschreibt ein Quadrat von 8.5 Metern Seitenlänge. Die Mauerdicke beträgt im Erdgeschoss 2.1 m, im obersten Geschoss hingegen noch 88 cm. Ursprünglich führte eine hölzerne Treppe an der Südseite zu dem im ersten Stock gelegenen Hocheingang. Ein ausladender hölzerner Söller mit spitzem Helm schloss den Wehrbau, wie noch erhaltene Darstellungen zeigen, nach oben ab. Der hölzerne Abschluss wurde beim Dorfbrand von 1642 vollständig zerstört. Die heutigen vergrösserten Fenster und ihre teilweise veränderte Anordnung gehen auf die Rennovation von 1774 bis 1776 zurück. Aus dieser Zeit stammt auch der Treppenhausanbau. Bei dieser Gelegenheit wurden das Walmdach erneuert und neue Ziegelböden eingezogen.
(Weitere Luftaufnahmen von Schwyz)
Heute besitzt der Turm an den Seiten je drei übereinanderliegende, hochrechteckige Fensteröffnungen und ein Fenster an der Westseite, während die Ostwand fensterlos ist. Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die Fassaden des Turms verputzt und mit gequaderten Ecklisenen markiert. Anlässlich der Rennovation von 1948 wurde die Anlage in ihren ursprünglichen Zustand wieder hergestellt. Ein steiles Zeltdach löste das Walmdach ab. Der Verputz an den Fassaden wurde entfernt und das Bruchsteinmauerwerk sichtbar gemacht. Der Treppenhausanbau hebt sich als späterer verputzter Anbau vom alten Baubestand ab.
Ob und wie lang der Turm bewohnt war, ist ungewiss. Sicher ist nur, dass er bereits im 16. Jahrhundert als Archiv für die „Landesfreiheiten“ und im Erdgeschoss als Gefängnis gedient hatte. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts beherbergte das Bauwerk das Staatsarchiv und wurde deshalb als Archivturm bezeichnet. Den kostbarsten Bestandteil bildeten dabei die Bundesbriefe von 1291 und 1315 sowie die weiteren Bundesbriefe mit den acht Orten der Alten Eidgenossenschaft, ferner Siegelstöcke und Fahnen, darunter die erbeuteten Banner aus dem Alten Zürichkrieg, den Schlachten von Morgarten (1315), Laupen (1339), Sempach (1386) und Grandson (1476). Die Feuergefahr im Innern des Archivturms bildete eine ständige Bedrohung für dieses Zeugnisse von gesamtschweizerischer Bedeutung. Mit der Verlegung der Objekte in das 1936 gebaute Bundesbriefarchiv konnte diese Gefahr gebannt werden. Ungefähr fünfzehn Jahre lang stand der Archivturm leer.
Seit 1953 ist das Historische Museum, auch Turmmuseum genannt, hier untergebracht. Das Museum beherbergt im Keller eine Sammlung von einheimischen Steinen, im ersten Stock geschichtliche Gegenstände des Standes Schwyz, im zweiten Stock Dokumente aus der Zeit der fremden Kriegsdienste und im dritten Stock profane und sakrale Bildwerke sowie die Sammlung der Ratsbecher.
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