An der alten, berühmten Strasse, die über den obern Hauenstein schon zur Römerzeit die grössten Städte unseres Landes, Aventicum und Augusta Raurica, verband, fanden die adeligen Geschlechter im Mittelalter günstige Örtlichkeiten, um verwegene Felsennester zu bauen. Auf der südwestlichen Hälfte des Bergüberganges - auf heutigem solothurnischem Boden - zählen wir allein fünf Burgen. Links beim Eingang in die vielgepriesene majestätische Klus, wo der Kaufmann auf seiner Fahrt von Savoyen an den Rhein das Mittelland verliess und ins Juragebiet eintrat, stand trotzig die öistiche Erlinsburg, von der wir uns heute leider keine Vorstellung mehr machen können. Rechts grüsste über dem Dorf Oensingen die neue Bechburg auf die alte Reichsstrasse herab. Am andern Ende des Engpasses öffnete jeweilen das Städtchen Klus seine Tore; auf dem Felsen droben thronte das Stadtschloss Klus, auch Alt-Falkenstein geheissen. Wenn sich die Kaufleute durch das Dorf Balsthal nach Osten wandten, dann warfen sie einen raschen Blick auf Neu-Falkeniein ob St. Wolfgang und zogen an der alten Bechburg, die südlich der Bergstrasse lag, vorbei zur Passhöhe empor.
Von ihnen allen ist wohl die letztere die älteste Burg. Nicht nur spricht die Geschichte für ihr hohes Alter, sondern auch der natürliche Umstand dass sie an der wichtigsten Stelle des obern Hauensteins erbaut wurde; denn sie beherrschte einst oberhalb von Holderbank nicht nur die Reichsstrasse, sondern auch deren Abzweigungen über Bärenwil durch die Schlucht nach Hagendorf und über die Tiefmatt nach Oberbuchsiten. Da die geschichtlichen Quellen leider so spärlich fliessen, schwebt über dem Ursprung der Burg und deren Bewohner ein fast undurch dringliches Dunkel. Die Burg wurde wahrscheinlich im 11. Jahrhundert von einem bedeutenden Geschlecht, das sich Grafen von Bechburg nannte, angelegt. Die Bechburger hatten ihren Sitz im Buchsgau gegründet, in dem sonst die Froburger als Grafen regierten. Der Bestand zweier gräflicher Häuser innerhalb der einen Landgrafschaft Buchsgau ist sehr auffallend. Wahrscheinlich lässt sich die Sachlage so erklären, dass sich die Bechburger im Gegensatz zu den Froburgern zur Grafenwürde emporgeschwungen hatten, indem jene ihre geschützte Stellung im Tal ausnutzten. Doch ist von einer "Grafschaft Tal" nie die Rede. Auf Grund der Zeugnisse darf nicht gezweifelt werden, dass die Froburger die eigentlichen Gaugrafen waren, da sie sich ja als Landgrafen bezeichneten und immer erste Lehens träger der Landgrafschaft waren. Ob die Bechburger aus dem Hause Buchegg oder Froburg stammten, ist völlig unsicher.
Neben den alten Bechburgern tauchten um 1145 unvermutet zwei Falkensteiner auf, die aus dem Hause Bechburg zu stammen scheinen. Das wäre meiner Ansicht nach ein Zeugnis dafür, dass die Grafen von Bechburg Falkenstein bei St. Wolfgang im 12. Jahrhundert gebaut haben. Die Nachkommen der Brüder Rudolf und Konrad von Bechburg (1201) trennten sich endgültig in zwei Linien. Von Rudolf stammten die Falkensteiner ab, die den Grafentitel übernahmen, von Konrad die Freiherren von Bechburg, die den alten "Familiennamen" bewahrten. Beide teilten den Besitz, u. a. auch die Burg: die Falkensteiner beanspruchten nebst der Falkenstein bei St.Wolfgang auch die vordere alte Bechburg, die Freiherren behielten den hinteren Teil, der gegen Westen lag, und gründeten wahrscheinlich die neue Bechburg. Jede dieser Teilburgen hatte ihre eigene Geschichte. Die vordere wurde 1325 vom Grafen Rudolf II. von Falkenstein an seinen Schwiegervater, den Edelknecht Heinrich III. von Ifental verkauft. Dieser musste sie im selben Jahre von Johann von Froburg und Rudolf von Nidau, den Landgrafen des Buchsgaus, zu Lehen nehmen.
Die hintere fiel der Freiherrin Agnes, der Tochter Kunos von Bechburg, anheim und kam durch ihre Ehe an den Froburger Grafen Ludwig IV. Sein Enkel Johann veräusserte sie als freies, lediges Eigen 1336 an den schon genannten Edelknecht Heinrich III., so dass die ganze Veste wieder einem Besitzer allein gehörte. Freilich, dieser war kein Graf und Freiherr mehr, sondern ein unfreier Ritter; so hatten sich die Zeiten geändert. Seine Tochter Margarethe verkaufte die ganze Burg am 12. Mai 1416 der Stadt Solothurn, welche sie an Privatleute auslehnte, so 1477 an Ulrich Pfister genannt Koler aus dem Sarganserland, 1521 an Schultheiss Hans Stölli, um 1550 an die Familie Bloch. Wie Franz Haffner 1666 berichtet, war die Bechburg schlecht unterhalten; nach 1700 brannte sie ab. Die Ruine wurde, wie das häufig geschah, von den Bauern als Steinbruch benützt, so dass heute nur wenige Mauerreste zu sehen sind.
Auf einem von Osten nach Westen vorspringenden Felsgrat dehnte sich die Burganlage aus. Sie konnte nach Norden, Westen und Süden als sturmfrei gelten; nur von Osten her über eine Fallbrücke war die Veste zugänglich. Vor dem untern Zwinger hoben die Bauleute einen Burggraben aus. Vom ersten Zwinger gelangte der Besucher in einen zweiten, höher gelegenen und von da in die vordere Burg. Diese nahm mit einem festen Haus die ganze Breite des Grates ein; im Haus eingeschlossen, so scheint es wenigstens, stand an der Nordfront der Turm, d. h. der Berchfrit. Vom "Hause" weg erreichte man durch einen ummauerten Hof die hintere, westliche Burg, die stark gemauert und nach drei Seiten durch den steilen Abfall des Felsens geschützt war. Dem Maler Kauw verdanken wir eine sehr gute Ansicht der Burg aus der Zeit um 1660.
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