Das Schloss Wartegg im Kanton St. Gallen, wurde 1557 von Caspar Blarer von Wartensee, ein kleiner Machthaber der Region, errichtet. Es überwacht den Bodensee, nicht weit weg von Rorschach, Nahe der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Das war sicher der Grund, dass es im Laufe der Jahrhunderte eine ideale Zuflucht für mächtige (oder eher ex-mächtige) war.
Gerade nach der französischen Revolution wurde es vom Marquis Marc-Marie de Bombelles (1744-1822) bewohnt, ein Mann, dessen Leben einem Roman ähnelt, und der zu dieser Zeit der geheime Beamter des Königs von Frankreich war. Marc-Marie de Bombelles führte ein Tagebuch (dessen 7 Volumen durch die Editionen Droz von Genf veröffentlicht worden) die es uns erlauben, einige historische Ereignisse zu erfahren. Ich weiche einen Moment vom Thema ab, um ein Beispiel zu geben: er half mit bei der Premiere von „Wilhelm Tell“ von Schiller, und seine Eindrücke sind einmalig.
Weitgehend in Geschichtsbüchern unerwähnt: Louis XVI fuhr in Richtung Wartegg, als er auf seiner Flucht in Varennes erfasst wurde. Der Marquis von Bombelles war auch dorthin geflüchtet, als er die Gefahr anbrechen sah, und hatte zweifellos die Stelle gewählt, weil er selbst aus dem Norden war (er war als Bitche geboren, in der Mosel und kannte Deutsch). Marc-Marie de Bombelles kannte die letzte königliche Familie Frankreichs gut, die er aus der Nähe beobachtete, und er gibt aus dem Leben des Paares Louis XVI und Marie-Antoinette eine Übersicht, aus der viele Historiker seitdem geschöpft haben (oft ohne es zu zitieren).
Dieser Edle war in der Tat ein guter Familievater und bedauerte, dass das königliche Paar ein so schlechtes Beispiel war. Es geht aus seinen Schriftstücken hervor, dass Louis XVI auch ein guter Vater war, der jedoch keine ausreichende Kontrolle über seine eigenen Gefühle und Impulse, über seine Frau und besonders über sein Königreich hatte. Was Marie-Antoinette betrifft, war sie für Bombelles eine schlechte Mutter, die ihre Kinder vernachlässigte und von ihren Vorrechten profitierte. Er missbilligte besonders die Tatsache, dass sie sich „nicht darauf beschränkte Königin zu sein, sondern hartnäckig König sein wollte“. In seiner Meinung, sollte die königliche Familie ein Beispiel sein, das dem ähnlich war, wie seine eigene Familie.
Um dieses kurze Porträt des Menschen abzuschliessen, der Louis XVI empfangen durfte, trat er nach dem Tod seiner Frau in den Orden ein und wurde wurde unter der Restauration Bischof von Beauvais,der seine Diözese aber wenig besuchte. Er starb am 5. März 1822 in Paris.
Ein Romanleben sage ich Ihnen.
Aber ich komme zum Schloss von Wartegg zurück.
Louis XVI gelangte niemals dorthin, aber die Adresse war nicht für immer verloren: der Erzbischof von Paris Leclerc de Juigné, der Bischof von Chalon-sur-Saône Jean-Baptiste du Chilleau, die überlebenden Mitglieder der Familie von Bourbon, der Graf von Chambord, die Prinzessin von Bourbon-Parma und ihre beiden Söhne, jene und andere Bekannte flüchteten dorthin. Das ging so weiter bis ins 19. Jahrhundert und bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als die letzte bekannte Persönlichkeit dorthin flüchtete: die letzte österreichische Kaiserin, Zita.
Nachdem das Schloss durch verschiedene Hände ging, wurde es 1996 zu einem Hotel.
Texte de Anne Cuneo (www.cuk.ch)
Photos Birgit Muller
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