Herrliberger (18. Jahrhundert)
Salenstein bei 1820 (Arter)
Die Entstehung des Schlosses ist im elften Jahrhundert anzusiedeln. 1092 wurden die Herren von Salenstein erstmals urkundlich erwähnt als Ministerialen der Abtei Reichenau. Wie die Abtei Reichenau verarmten sie in den folgenden Jahrhunderten und mussten Salenstein 1375 verkaufen. Salenstein ging in den nächsten siebenhundert Jahren durch viele Hände. Das Schloss wurde dauernd um- und ausgebaut.
1869 kaufte es Baron Alexander von Herder, Enkel von Johann Gottfried Herder. Er renovierte das Schloss im Stil der englischen Neugotik. Seit 1979 ist das Schloss in Besitz der Winterthurer „Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte“.
Es war einst das Wahrzeichen der Gemeinde. Das Schloss Salenstein mit den weissen Mauern und dem Treppengiebel, das stolz auf dem Berg über der Gemeinde thront. Heute ist von diesem Stolz nicht mehr viel zu spüren – die Schlossmauern sind blass, der Efeu klettert immer weiter in die Höhe und die Giebel zerfallen. Schloss Salenstein ist einem Konflikt zwischen der Gemeinde Salenstein und seinem Besitzer zum Opfer gefallen. Besitzer ist der Winterthurer Immobilienkönig Bruno Stefanini. Er hat das Schloss 1979 im Namen seiner Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte gekauft.
Auftreten eines Kolonialherrn
Im gleichen Jahr wie Stefanini das Schloss kaufte, wurde Peter Forster zum Gemeindeammann von Salenstein gewählt. Bruno Stefanini legte der Gemeinde ein Projekt für die Nutzung des Schlosses vor: Im Schloss Salenstein sollte ein Museum eingerichtet werden mit den kulturellen Schätzen, die zu Stefaninis Stiftung gehören. Der Gemeinderat lehnte den Projektvorschlag geschlossen ab. Laut Peter Forster trat Bruno Stefanini der Gemeindebehörde gegenüber wie ein Kolonialherr auf. Er habe imperative Forderungen gestellt, die die Gemeinde beim besten Willen nicht habe erfüllen können – etwa die Errichtung einer mehrere Meter hohen, goldenen Christusplastik des Bildhauers Limbach und die Errichtung eines Carparkplatzes.
«Seither spielt Herr Stefanini mit uns ein Katz-und-Maus-Spiel. Er lässt das Schloss zerfallen und versucht uns damit immer wieder unter Druck zu setzen», so der Gemeindeammann. Bei der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte war keine Stellungnahme zu erreichen. Einzig Bruno Stefanini könne etwas zum Schloss Salenstein sagen, der 85-Jährige sei aber nur brieflich zu erreichen. Auf einen eingeschrieben Brief mit der Anfrage auf eine Stellungnahme reagierte der medienscheue Winterthurer jedoch nicht.
Mit dem Zerfall des Schlosses Salenstein verliert die Gemeinde einen Teil ihrer Geschichte. Das Schloss wurde 1092 als Sitz für einen Dienstmann des Reichenauer Abtes gegründet und hat der Gemeinde den Namen und das Wappen gegeben. «Der Zerfall des Schlosses tut mir weh, denn es ist die Geschichte unseres Dorfes», sagt Stefan Meier. Er wohnt seit über 40 Jahren direkt unterhalb des Schlosses. Somit hat er auch die letzten «goldenen Jahre» des Schlosses miterlebt – als es noch im Besitz des englischen Millionärs und Schriftstellers Norman Friedrich Budgeon war. Budgeon bewohnte das Schloss und es war jeden Abend beleuchtet. In dieser Zeit zwischen 1959 und 1979 wurden auch die letzten Renovationsarbeiten gemacht. Sie wurden vom lokalen Gewerbe ausgeführt, der Mauerpolier war Stefan Meiers Vater.
Schloss steht leer
Heute steht das Schloss Salenstein leer. Renovationsarbeiten wurden keine mehr gemacht. «Die Gemeinde Salenstein kann sich die Besitzer ihrer Schlösser nicht aussuchen. Manchmal haben wir Glück, manchmal haben wir Pech», sagt Peter Forster. Der Gemeindeammann ist sich aber sicher, dass auch das Problem mit Schloss Salenstein eines Tages gelöst sein werde – ohne mehrere Meter hohe Goldplastik und ohne Carparkplatz am falschen Ort. Es werde auch da einmal eine einvernehmliche Lösung geben. (ThurgauerZeitung)
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Millionaer-laesst-Traumschloss-im-Thurgau-zerfallen/story/26808455
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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles