Roland Zh wikipedia
Auf dem runden Moränenhügel zwischen Regensdorf und Katzensee erhebt sich die Ruinen Alt-Regensberg. Sie war einst Stammsitz eines bedeutenden Freiherrengeschlechts. Der Name der Burg weist einerseits auf die nahe Siedlung hin, hebt sich aber andererseits mit der stolzen Endung „-berg“ für einen dreissig Meter hohen Hügel bewusst von der bäuerlichen Umgebung ab.
Die verwahrloste Ruine wurde in den Jahren 1955 bis 1957 wissenschaftlich untersucht. Der archäologische Befund ergab vier Bauetappen. Die ältesten Funde lassen auf einen ersten Bau in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts schliessen. Die heute sichtbaren Mauern entsprechen in den wesentliche Zügen dem Zustand nach der dritten Bauphase, die in die Zeit zwischen 1350 und 1458 fällt. Da man bei der Ausgrabung bis zum gewachsenen Boden vorstiess, bewegt sich der Besucher ungefähr auf dem Wohnhorizont der ersten Burgbewohner. Dort, wo man heute über eine Treppe die Ringmauer erreicht, war seit ältester zeit der Zugang zur Burg. Erst in unserem Jahrhundert schloss man hier die Ringmauer in der Annahme, der Eingang habe sich an der Stelle des heutigen Wasserreservoirs befunden. Gleich hinter dem zugemauerten Eingang setzen die Grundmauern des Zwingers an, der mit einem zweiten, inneren Tor abschloss. Er wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts zur Verstärkung der Eingangspartie erbaut. Im östlichen Teil sind die Mauerfundamente auffallend tief und in den Ecken sichtbar verstärkt. Das war deshalb nötig, weil dieser Teil in die älteste Wasserversorgung der Burg zu stehen kam. Es muss sich um eine über sechs Meter tiefe, mit Brettern ausgeschalte Zisterne gehandelt haben, die zur Zeit des Zwingerbaus aufgegeben wurde. Aus den Funden kann man schliessen, dass ein zwei Meter tiefes Loch zunächst noch offen blieb. Es konnte einem Feind als unerwartete Fallgrube zum Verhängnis werden.
Zum ältesten Bestand der Anlage gehört der Bergfried. Sein Fundament reicht rund vier Meter unter die Erdoberfläche, und seine Eigenart besteht darin, dass er bis hinauf zur betretbaren Fläche vollständig ausgefüllt ist. Diese massive Bauweise sollte verhindern, dass ein Belagerer den Turm untergraben konnte. Das untersten Geschoss, auf dessen Boden der Besucher heute steht, wurde durch Mauerschlitze erhellt. Der Eingang lag um ein Stockwerk höher auf der Westseite des Turms. Man erreichte ihn ursprünglich über eine Leiter und ein einfaches Holzpodest, dessen Pfostenlöcher im Zug der Ausgrabung am Mauerfuss festgestellt werden konnte. Später führte vom erhaltenen Mauersockel in der Nordwestecke des Turms aus eine Treppe zum Eingang hinauf. Das Äussere des Wohnturms erfuhr im Lauf der Jahre eine auffällige Umwandlung. Im 11. Jahrhundert hatte man den Aussenmantel aus Bollensteinen gefüllt und im Mörtel waagrechte Fugenstriche angebracht. Um 1200 herum wurde die ganze Aussenfläche vom damaligen Wohnhorizont an aufwärts weggeschlagen und durch sorgfältig bearbeitete Bossenquader ersetzt. Der ganze Turm erhielt dadurch ein wesentlich vornehmeres Aussehen.
Im nördlichen Teil der Anlage lehnt sich ein rechteckiges Mauerfundament an die Ringmauer an. Hier erhoben sich in der Zeit des 12. oder frühen 13. Jahrhunderts auf einem Mauersockel hölzerne Bauten, die als Stallungen und Wirtschaftsgebäude dienten. Diese mussten im Lauf des 14. Jahrhunderts einem Palasbau weichen, der den ganzen Raum zwischen Bergfried und Ringmauer im nordöstlichen Bereich der Anlage beanspruchte. Die beiden massiven, über zwei Meter breiten Quermauern, die den Wohnbau nach Westen und Süden begrenzten, sind deutlich erkennbar. Später erweiterte man den Palas nach Süden. Alle diese jüngeren Bauteile kamen auf einem Wohnhorizont zu stehen, der teilweise mehr als zwei Meter über dem Boden der ersten Siedlungszeit lag. Diesen Zustand suchte man bei der Konservierung dadurch anzudeuten, dass man die jüngeren Mauerreste auf moderne Mauersockel abstützte. Die beim Palasbau verlorengegangenen Stallungen erhielten im südlichen Teil der Anlage ihren neuen Platz. Hier richtete man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch einen Backofen ein. An der Stelle des 1919 erbauten Reservoirs erhob sich seit dem 13. Jahrhundert ein massiver Steinbau. Er diente wohl als Keller und Speicher.
In der Frühzeit war die Burg von einer Palisade umgeben. Erst im ausgehenden 12. Jahrhundert baute man eine Ringmauer, die auf einem rund zwei Meter breiten Fundament ruhte. Sie wurde im Lauf der Zeit wiederholt ausgebessert, erhöht und vor allem dort, wo sie gleichzeitig die Palasmauern zu tragen hatte, verstärkt.
Besondere Beachten schenkte man zu allen Zeiten der Wasserversorgung. Die älteste Wassergrube fiel dem Bau des Zwingers zum Opfer. Ihre Aufgabe übernahm die erhaltenen Zisterne in der Südwestecke der Anlage. Hier wurde das Regenwasser der nahen Dächer in einer riesigen, mit Lehm abgedichteten Anlage von 6.5 Metern Durchmesser gesammelt. Nach dem Durchfliessen einer Kiesschicht sammelte sich das filtrierte Wasser im zentralen Schacht und konnte mit einem Kessel geschöpft werden.
Die letzten Bewohner der Burg bauten zwischen 1458 und 1468 im Erdgeschoss des Palas, an der Ostseite des Bergfrieds, eine neue Wasserversorgung. In einer etwa einen Meter tiefen und etwa 2.5 Meter breiten, quadratischen Lehmwanne sammelten sie das Regenwasser der Hausdächer. Erhalten ist noch ein plattenbelegter Kanal, der das überflüssige Wasser auf die Aussenseite der Ringmauer abführte. Zu dieser zeit erinnerte allerdings nur noch der Name der Burg an das längst ausgestorbene Geschlecht der Freiherren von Regensberg. Über ihre Herkunft weiss man heute, dass sie aus dem Gebiet von Mâcon-Mömpelgard (Montbéliard) stammten und zum Hochadel zu zählen sind. Einer der Ahnherren, Lütold von Mömpelgard, war verheiratet mit Willebirg von Wülflingen. Bei einer Erbteilung fiel dem Zweig der späteren Freiherren von Regensberg reicher Bestand an Eigengut, an Lehen und Rechtstitel zu, der von Rüti bis Süddeutschland reichte. Zum gleichen, riesigen Erbe, das wir uns nicht als geschlossenes Territorium vorstellen dürfen, gehörten ursprünglich auch weite Gebiete im Reppischtal, im Knonaueramt, am Zugersee und bis nach Unterwalden hinein. Dieser Teil des Besitzes ging an die blutsverwandten Herren von Sellenbüren, die auf der Uetliburg sassen, und fiel nach deren Aussterben offenbar fast ausnahmslos an die Klöster Muri, Engelberg und St. Blasien im Schwarzwald.
In der so genannten Hunfried-Urkunde von 1044 erscheint in der Zeugenliste ein Lütold von Affoltern (heutiger Zürcher Stadtteil). Da sich die Adligen jener Zeit noch nicht immer nach einem festen Wohnsitz, sondern bald nach diesem, bald nach jedem Besitztum nannten, dürfte es sich um den Erbauer von Regensberg handeln. Das würde auch mit dem archäologischen Befund übereinstimmen, der den Bergfried und die Palisade in die Mitte des 11. Jahrhunderts verweist. Mit Lütold I von Regensberg, der 1088 im Kampf gegen den Abt von St. Gallen fiel, setzt sich jene Reihe der Lütolde fort, die in Leotald von Mâcon erstmals fassbar wird. Lütold II schenkte 1130 dem Kloster Einsiedeln Güter an der Limmat mit der Auflage, dort ein Nonnenkloster zu errichten, das den Namen „Fahr“ erhielt. Erstaunlicherweise hat es alle konfessionellen und politischen Wirrnisse überdauert. Der Grafentitel, den sich Lütold IV zu Beginn des 13. Jahrhunderts zulegte, sagt einiges über die Machtstellung der Freiherren aus. Sie stützte sich auf Güter und Rechte in einem Gebiet, das vom Klettgau und Thurgau bis hin zur Aaremündung, möglicherweise sogar bis ins Berner Oberland und ins Emmental hinein reichte. Sie zeigte sich aber auch in ehelichen Verbindungen, etwa mit dem Grafenhaus Kyburg, oder in der Gründung des Klosters Rüti. Sichtbares Zeichen des Aufschwungs war die entscheidende Umgestaltung der Burg zum hochmittelalterlichen Adelssitz mit Ringmauer und neuer Ummantelung des Bergfrieds. In der Zeit um 1230 scheinen die Regensberger das Städtchen Grüningen gegründet zu haben. Ebenso hatten sie bei der Gründung oder beim Ausbau des Städtchens Kaiserstuhl die Hände mit im Spiel. Etwas später folgten Glanzenberg, von dem in der Nähe des Klosters Fahr noch Mauerspuren erhalten sind, und Neu-Regensberg. Nach 1255 kam es zu einer grossen Erbteilung. Lütold VI behielt neben der Stammburg unter anderem Grüningen, Rüti und die Burg Balm auf dem rechten Rheinufer bei Rheinau, sein Bruder Ulrich Neu-Regensberg und den Besitz an der Limmat. Es scheint, dass besonders die Gründung von Neu-Regensberg und die Erbteilung die Mittel der Freiherren überforderten. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beginnt eine nicht mehr abreissende Kette von Verpfändungen und Verkäufen, die zwar zunächst eher die Randgebiete als die eigentliche Kernzone des Besitzes betrafen. Als Grund für den Niedergang hat man immer wieder die sagenumwobene Regensbergerfehde von 1267 angeführt. Danach hätten die Zürcher zusammen mit den Habsburgern die umliegenden Burgen der verhassten Regensberger, nämlich die Uetliburg, die Wulp bei Küsnacht und das Städtchen Glanzenberg, mit abenteuerlichen Listen eingenommen und zerstört. Die heutige Geschichtsforschung steht diesem Ereignis eher skeptisch gegenüber. Da zu diesem Zeitpunkt die Besitzverhältnisse auf der Wulp und der Uetliburg unklar und die erwähnten Zerstörungen archäologisch nicht mit Sicherheit nachzuweisen sind, besteht der Verdacht, dass der Chronist Johannes von Winterthur verschiedenartige Ereignisse mit viel Phantasie zu einem einzigen Geschehnis zusammengefasst habe.
Unter den späteren Regensbergern schritt der Machtzerfall fort und beschleunigte sich vor allem nach 1290. damals hatte Lütold VII seinen Stammsitz bereits verlassen und war auf die Burg Balm übersiedelt. Bald darauf veräusserte er diesen Sitz sowie Burg und Städtchen Kaiserstuhl. Vielleicht liess er sich bis zu seinem Tod um 1320 nochmals auf Alt-Regensberg nieder. Möglicherweise kehrten auch die letzten Vertreter von Neu-Regensberg auf die Stammburg zurück, nachdem sie in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts Burg und Städtchen an der Lägern verkauft hatten. 1331 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus.
Der rasche Niedergang der Freiherren von Regensberg fügt sich in das Bild, das man in der Zeit vom 1280 bis 1320 auch von anderen hochfreien Geschlechtern wie den Freiherren von Wart, von Schnabelburg, von Freienstein und von Teufen gewinnt. Die Lücke, die durch den Niedergang dieser Geschlechter entstand, wurde teilweise ausgefüllt von Geschlechtern aus dem Dienstadel, die häufig durch Dienstleistungen am habsburgisch-österreichischen Hof Bedeutung und Ansehen erlangten. Für das Gebiet des Kantons Zürich waren dies unter anderem die Herren von Landenberg, und es ist kaum ein Zufall, dass um die Mitte des 14. Jahrhunderts Hermann von Landenberg-Greifensee auf Alt-Regensberg wohnte. Unter ihm und seinen Nachfolgern wurde die Burg entscheidend um- und ausgebaut. Die neuen Besitzer liessen die Ringmauer erhöhen und das Burggelände vor allem im Süd- und Ostteil massiv auffüllen. Zu den entscheidenden Veränderungen gehörten auch der Bau des Palas und der neuen Stallungen. Doch schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts verlor die Burg an Bedeutung, als Ulrich von Landenberg-Greifensee nach der Heirat mit Clara von Seen-Wülflingen nach Alt-Wülflingen übersiedelte. Zwar blieb sein Sohn Martin auf Alt- Regensberg zurück. Als sich aber dessen älteste Tochter mit dem Zürcher Johann Schwend vermählte, zog das Ehepaar offensichtlich das Leben in der Stadt dem bescheidenen Dasein auf der Burg vor. Die gesunkene Bedeutung der Burg hatte sich schon im Alten Zürichkrieg gezeigt, als offenbar die Eidgenossen Alt-Regensberg ohne Widerstand besetzen konnten. 1458 erwarb der reiche Kaufmann Rudolf Mötteli aus Ravensburg den verlassenen Sitz am Katzensee. Mit grossem Aufwand gestaltete er vor allem das Innere der Burg im Sinne grösserer Wohnlichkeit um. In seinem Bericht, den er darüber verfasste, schreibt er von sechs heizbaren Räumen, die er mit Riemenböden und Holztäfer versehen habe. Auch von Glasfenstern, Ofenkacheln, einem neuen Backofen und einem vertieften Weinkeller ist die Rede. Die Stadt Zürich machte Mötteli das recht auf Alt-Regensberg streitig. 1468 unterstützte Luzern, dessen Bürger Mötteli geworden war, den Anspruch Zürichs. Deshalb kam die Burg mit dem, was von der ehemaligen Herrschaft übrig geblieben war, an die Stadt. Diese war an der Burg selbst nicht interessiert und liess sie zerfallen. Heute ist die Burgstelle, nicht aber der Burghügel, Eigentum des Kantons Zürich.
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