Das in anmutiger Landschaft gelegene Schloss Berg stammt erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen eines ländlichen Herrensitzes mit Wohnhaus und symmetrisch darauf bezogener Hof- und Gartenanlage mit Orangerie und Wirtschaftsgebäuden.
Eine Burg stand nie an diesem Orte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts verliehen die Grafen von Habsburg als Vögte des Embracher Chorherrenstiftes die niedere Gerichtsbarkeit über Berg an adelige Familien wie das Haus Hohenteufen; 1430 gelangte die Herrschaft an Hans von Gachnang zu Goldenberg, 1464 an Hans Heinrich zum Tor und später an die Familien von Ulm und von Meiss. Die hohe Gerichtsbarkeit kam 1452 mit der Grafschaft Kyburg an Zürich. Nachdem Anna Dorothea von Meiss 1642 die Gerichtsherrschaft über Berg durch Heirat an Hans Heinrich Escher vom Luchs gebracht hatte, erbaute sich Junker Escher ein neues Wohnhaus, das heutige Schloss Berg. Die Anlage bestimmt ein langrechteckiger, von Südost nach Nordwest ziehender, zweigeschossiger Baukörper mit Treppengiebeln und hohem Satteldach. Die Fassaden mit ihren unverputzten Mauerflächen weisen unregelmässigen Bruchsteinverband auf, und nur die Hausecken sind durch Ecklisenen aus Bossenquadern betont. Über dem modern kopierten rundbogigen Hausteinportal prangen die farbig gefassten Wappenschilde der Erbauer: Hans Heinrich Escher vom Luchs und seiner Frau Anna Dorothea von Meiss. Die Fenster mit Hausteingewänden erhellen die Räume in Grüppchen zu zwei, drei oder vier Fenstern.
Im Innern des Schlosses durchzieht ein Flur das Erdgeschoss quer von einer Traufseite zur anderen. Bemerkenswert ist der Saal in der Mitte der Gartenfront, wo im wesentlichen die ursprüngliche Ausstattung erhalten geblieben ist. Die Fenstersäulen ruhen auf maskengeschmücktem Unterbau. Das Wandgetäfer zeigt über einem Sockel mit quergestellten Füllungen und unter dem sich stark ausladenden Gesims mit Zahnschnitt, Eierstab und Karnies in verkröpften Rahmen glatte Rundbogenblenden mit Diamantbuckeln an den Kämpfern mit geschnepften Schlusssteinen. Die Eingangstüre wird von zwei toskanischen und am unteren Schaft kannelierten Säulen flankiert, die das Gebälk mit dem gesprengten Polygonalgiebel tragen. Auch am Buffet, das sich seitlich angliedert, sind die gleichen Stilelemente vertreten. Ebenfalls zwei sehenswerte Fenstersäulen weist das anschliessende Wohnzimmer auf: Über den Fruchtgehängen leuchten am kleingliedrigen Gebälk Schilde mit den später aufgemalten Wappen der Hirzel und Escher vom Luchs. Im Esszimmer an der Nordostfront hat sich vom Ausbau in Nussbaumholz das Buffet aus der Mitte des 17. Jahrhunderts in dreiteiligem Aufbau erhalten. Zu den Kostbarkeiten der Ausstattung gehören auch verschiedene Ofen, unter denen im Saal der grosse Turmofen von Hans Heinrich Pfau hervorragt.
Die Escher bewohnten den Landsitz mehr als zwei Jahrhunderte. Nach dem Umsturz von 1798 blieben ihnen noch die beiden Schlösser Berg und Eigental sowie die Ländereien. Doch Junker Hans Georg (1756-1837) konnte sich mit den neuen Zeiten nicht abfinden und widersetzte sich der Regierung, worauf er mit vierzehn anderen Revolutionsgegnern vom Direktorium verhaftet und sechs Monate lang in Basel festgehalten wurde. Nach dem Sturze Napoleons glaubte er erneut, die Zeit zur Wiederherstellung der alten Zustände sei gekommen. Seine Denkschrift, die er zusammen mit 300 anderen Gesinnungsgenossen an die Regierung sandte, verfehlte aber ihr Ziel, und erst von da an zog sich Escher, der als ein Mann «von Geist und Mut», als «helldenkend» und «weltklug» galt, vom politischen Leben zurück und widmete sich fortan der Pflege seiner Landgüter.
Die letzte Angehörige des Gerichtsherrengeschlechtes, Albertine Cäcilie, verkaufte die Anlage 1875 an Hermann Sieber aus Zürich. Über Jakob Zwingli kam das Landhaus 1911 an Major Karl Richard Ziegler in Schaffhausen. Mit dem Aufenthalt des Dichters Rainer Maria Rilke im Winter 1920/21 betrat Schloss Berg für kurze Zeit die Bühne der Weltliteratur. Rilke erhielt das Erdgeschoss mit dem behaglich grossen Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und die Küche zur Verfügung gestellt. Hier reifte in ihm auch der Entschluss, der Schweiz treu zu bleiben. Weil damals in Berg gerade eine Viehseuche grassierte, war seine Bewegungsfreiheit eingeengt, und er schrieb darüber an Rudolf Junghans: «... Mein Gehen ist jetzt durch die strengen Einschränkungen der Viehseuche auf den Park beschränkt, in dem ich mir einen Weg von hunderternundzwanzig Schritten Länge als Bahn vorgesetzt habe, die ich viele Male hin und wieder durchmesse: diese Unveränderlichkeit bringt mir kaum etwas anderes hinzu, als die geatmete Weite und den empfundenen Raum, aber alles andere, was anfinge, Eindruck zu sein, träte auch schon in Rivalität zu meiner streng genommenen Koncentration.» Mit dem Abflauen der Seuche begann Rilke, kleinere Ausflüge ins Flaachtal zu unternehmen, und es gab noch lange Zeit Bauern, die sich des freundlichen Mannes mit dem runden schwarzen Filzhütchen erinnerten .
1922 verkaufte Major Karl Richard Ziegler sein Gut an den Obersten Hans Bühler-Volkart (gest. 1967) aus Winterthur.
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