Zürich Schloss Knonau - Zurich Château de Knonau

 


Geschichte

Dieser Text wurde dem Buch "Zürcher Denkmalpflege" entnommen, 12. Bericht 1987-1990, herausgegeben von der Baudirektion Hochbauamt, Abt. Denkmalpflege - mit freundlicher Genehmigung (Hr. Müller)

1240 Das Damenstift Schänis ist Grundherrin in Knonau und Inhaberin der sehr beschränkten Gerichtsbarkeit, die durch einen Meier verwaltet wird: 1240 erste urkundliche Erwähnung eines solchen (Wernherus villicus de Chnonowo). Der Meierhof ist der Vorläufer des Schlosses.
Um 1290 Meyer von Knonau 1617 und Leu 1757 berichten, dass Rudolf Meyer von Knonau-von Hohenlandenberg um 1290 auf der Burg Knonau gewohnt habe. Einen Burgstall erwähnt Stumpf 1547, einen Burgstall oder Schloss mit Wassergraben nennt Meyer von Knonau 1617. Ein solcher Bau ist aber weder urkundlich noch archäologisch nachgewiesen (vgl. 1507).
1363 Die Familie Meyer von Knonau bürgert sich in der Stadt Zürich ein.
1399 Die Gerichtsherrschaft Knonau gelangt käuflich an den Inhaber aller Meierrechte, den Zürcher Bürgermeister Johannes Meyer von Knonau und seinen Bruder Rudolf.
1507 Die Stadt Zürich verlegt den Sitz der äusseren Vogtei Hedingen-Freiamt-Maschwanden in den Meyerhof nach Knonau, da auch der Inhaber der Gerichtsherrschaft Knonau, der Zürcher Ratsherr Gerold Meyer von Knonau (1454-1513) seine Rechte durch Zürich verwalten lässt: «(...) das ein vogt sinen sitz söll haben zu Knonauw und also vogt sein (...) und sölle zu Knonauw haben das wisly darin er stat, den koelgarten da die schmidt ist gestanden, die zweien aker, daz wissly und die weid underm holz, die wyermatten».1 Vgl. 1512.
Die Hypothese, dass das heutige Schloss bereits 1507-1508 erstellt worden sein könnte, wurde bei der Untersuchung 1985 nicht erhärtet (vgl. 1512). Ebensowenig kamen sichere Befunde eines feudalzeitlichen Vorgängerbaus zum Vorschein.
Dagegen konnte der flache Querschnitt des Weihers (Grabens) durch archäologische Sondierung ermittelt werden.
Erste Zürcher Landvögte in Knonau: 1507 Niklaus Bluntschli, 1509 Felix Schwend, 1512 Christen Meyer, 1 513 Hans Berger, 1 533 Leonhard Holzhalb. Die Landvogtei heisst Freiamt, Knonaueramt oder einfach Amt, als Wappen wurde jenes der Freiherren von Eschenbach übernommen.
1512 Gerold Meyer von Knonau verkauft die Gerichtsherrschaft Knonau samt Meyerhof an die Stadt Zürich: «(...) Jtem der Meyerhof zu Knonow. Item zwen acker ouch das wissly und die weyd undrem holtz. Item die wyermatten ist by fünf manwerch.
Item das hus schür und spicher ouch das wissly darin es stat. den koelgarten und die hofstat, da die schmidt ist gestanden».2 Vgl. 1507.
1525 Um- oder Neubau des Schlosses (bisherige Hypothesen: 1507, 1512) als Sitz der zürcherischen Landvögte. Fälldaten des Bauholzes: 1523-1524 (LRD 1990, Dok. 50). Spätgotischer Kubus mit Treppengiebel, markantes Beispiel dieses Typus zürcherischer Schlösser im 16. Jahrhundert. Stumpf 1547 und Meyer von Knonau 1617 sprechen von einer wohl örtlichen Kontinuität von Vorgängerbau (Meyerhof bzw. Meyersches Wasserschloss) und Neubau, wohl mit vorübergehender Wüstlegung «<widerumb erbauwen» bzw. «in abgang kommen und buwloss worden»).
1531 Beschädigung im 2. Kappelerkrieg.
1534/1540 Befestigung des Schlosses durch eine Mauer sowie einen vom Wattbach gespiesenen Wassergraben mit Fallbrücke; Befestigungsmassnahmen wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Kappelerkriegen. Die älteste erhaltene Rechnung stammt von 1534 und bezieht sich auf die Fallbrücke.
1547 Johannes Stumpf, Chronik (...): «Es hat Knonow ein zergangen Burgstal gehebt, das ist vor wenig jaren durch die statt Zürych widerumb erbauwen und zu einem sitz und wonung des landvogts im Freyenambt erkorew> (Dok. 1).
1550 In einer Rechnung der Landvogtei wird das Schloss «land vesti am bach by der alten hus hofstat» genannt.3
1566 Darstellung des Schlosses auf der Kantonskarte von Josias Murer.
1584 Einrichtung eines Zeughauses im Erdgeschoss des Schlosses.
1617 Gerold Meyer von Knonau (1584-1619), Stammbuch des Geschlechts der Meyer von Knonau (...), fol. 9: «Anno 1290. vor und nach hat glebt Rudolf (...) hat syn wonung und sitz zu Knonow in einer gar lustig gelägenen BurgstaI, mit einem wassergraben umgeben, gehebt»; fol. 4: «Eh die Meyer von Knonow husshablich sich gen Zürich gesetzt und Burger worden, habend sy ir wonung zu Knonow, alda ein fyne behussung mit einem wassergraben umgeben, vest und an einem lustigen ort bewohnet und zugehebt. Welche Burgstal oder Schloss min gnedig Herren von Zürich, nachdem sy Knonow von den Meyeren von Knonow 1512 erkhauft, zu einer wohnung eines Vogts, den sy dahin sendend, gemacht, und wider erbuwen dan ermelte Burgstal, wyl sy unbewont, und die Meyer von Knonow zu Zürich sich husshablich enthalten, in abgang kommen und buwloss worden ist, wie das vilangezogenen Her Stumpf in syner Cronica im 6. Buch am 32. Cap. bestettet».4 Vgl. 1547.
1545 Nach einem Volksaufstand verliert die Landvogtei das Malefizgericht; bis um 1800 bleibt aber das Schwert in der Richterstube des Schlosses hängen.
1649 Datum mit Inschrift auf einem Ziegel, gefunden 1926 am Schlossgiebel (Dok. 16).
1685 Darstellung des Schlosses von Johannes Meyer auf der Randleiste der Kantonskarte von Hans Conrad Gyger.



18. Jh. Bau der Trotte mit Wohnung und Schopf und der Schlossscheune.
1704 Darstellung des Schlosses von Johann Kaspar Morf (nach Conrad Meyer 1685) und Text, in: Hans Heinrich Bluntschli, Memorabilia Tigurinq oder Merckwürdigkeiten der Stadt und Landschaft, Zürich, Joh. Rud. Simmler 1704, S. 130; 2. Auflage 1711; 3. Auflage 1742 (Dok. 2).
Um 1750 Lavierte Federzeichnung des Schlosses, wahrscheinlich von Johann Caspar Ulinger (1704-1768) in der ZBZ, Graph. Sig.
1757 J.J. Leu, Lexikon (...), S. 106 (Stichwort Meyer von Knonau): «Welches adeliches Geschlecht solchen Zunamen bekommen von der Burg und der Vogtey Knonau, als aus selbigem Rudolf zu End des XIII. Seculi auf der Burg Knonau gewohnt und den Zehenden daselbst nebst den Gerichten zu Mettmenstetten und Breitmatt besessen haben solle (...»> (Dok. 4).
1770/1772 Malerarbeiten im Schloss (Dok. 22).
1786 Pflanzung der beiden, den Eingang flankierenden Platanen, die heute als die(mächtigsten der Schweiz gelten.
1788-1789 Aufnahmepläne des Schlosses 1788; Umbaupläne 1789, beide Serien signiert JCF [7= Johann Caspar Fries (1739-1805)]. letztere zusätzlich «CO Vög: &» [= Johann Caspar Vögeli (1742-1795)]. Verlegung des Haupteingangs von der Nord- an die Südseite, Treppenhaus- und Abortanbau in verputztem Fachwerk, Fensterachsenregulierung. Damals wurden wohl auch die drei Turmöfen im 1. und 2. Obergeschoss aufgesetzt: einer mit Musikemblemen.

Gleichzeitig - und nicht schon 1740, wie auch angenommen wurde 9 erfolgten wahrscheinlich die Auffüllung des Wassergrabens, der Abbruch der Umfassungsmauer und der vorgelagerten Kleinbauten. Errichtung einer neuen Gartenmauer als mit Sandstein platten abgedeckte, kaum mannshohe verputzte Bruch- und Bollensteinmauer in quadratischer Führung. Erstellung einer symmetrischen Gartenanlage zwischen dem Schloss und den Nebengebäuden; damals wurde wohl auch das schmiedeeiserne Gartenportal angebracht. Bau der flankierenden pavillonartigen Nebengebäude an den Ecken der Südmauer nach Plan von JCF (7= Johann Caspar Fries, siehe oben); Nutzung nach Planbeschriftung: von der Strasse aus gesehen links Wasch- und Badhaus mit Knechtenkammern; rechts Gefängnis mit zwei Salons.
Anbau an die Schlossscheune (Wagen- und Holzschopf, Speicher), Projektplan: Verding an Zimmermeister Ziegler 1788 (Dok.6).
1798 Helvetik: Knonau kommt zum Bezirk Mettmenstetten; das Schloss wird verpachtet: Im Innern erhält sich die Wappentafel der 48 Landvögte, von Nikolaus Bluntschli 1507 bis Hans Rudolf Holzhalb 1785.
1798-1807 Das Schloss ist an Pfarrer Jakob Fäsi verpachtet.
1803 Mediation: Knonau kommt zum Bezirk Horgen.
1807-1814 Das Schloss ist an Unterstatthalter Johann Heinrich Frick verpachtet.
1816 Regeneration: Knonau wird Hauptort des gleichnamigen Bezirks, das Schloss Sitz der Bezirksbehörde unter dem Oberamtmann (bis 1823 Johann Heinrich Frick, 1823-1830 Konrad Melchior Hirzel, später Bürgermeister von Zürich). Wohl damals klassizistischer Kachelofen mit Quadrigamotiv im 1. Obergeschoss (Raum 9 b).
Um 1830 Vogelschauvedute der Schlossanlage von Heinrich Keller (1778-1862).
 
 


1832 Das Schloss wird an Gemeindepräsident und Posthalter Caspar Syz, Knonau, verkauft und verbleibt im Besitz von dessen Nachkommen bis 1900 (1840 Gebr. Kaspar, Johannes, Jakob und Gottlieb Syz, 1847 Gottlieb Syz, 1881 Johann Gustav Syz). Es dient nun bis 1887 als Gasthaus «Goldener Löwen» und Postgebäude.
1833-1834 Anbau (Gerichtshaus) für die Bezirkslokalitäten, südlich an die Schlossscheune, auf Rechnung von Caspar Syz.
1837 Affoltern am Albis wird Bezirkshauptort; die Bezirksbehörden verlassen das Schlossareal 1839.
1837 Bau der Käshütte (ab 1842 Sennhütte) durch eine Corporation (ab 1842 Hüttengenossenschaft, ab 1904 Sennereigenossenschaft).
1847 Umbau des Gerichtshauses für Wohnzwecke.
1848 Anbau der Scheune westlich an das Trottgebäude.
1852 Umbau des Gefängnisses von 1788 zum Wohnhaus.
1854-1855 Neubau des Gerichtshauses und der Schlossscheune nach Brand
1865 Bau der Kegelbahn an der nördlichen Gartenmauer
1879-1880 Neubau des Gerichtshauses und der Schlossscheune nach Brand.
1900

Eigentümerin des Schlosses und der Nebengebäude ist Witwe Strehler-Syz (vgl. 1832). In der Folge mehrfacher Eigentümerwechsel:

1904 Erben des Johann Jakob Strehler, gleichen Jahres Johann Jakob Egli

1905 Eugen Kressebuch. Dieser soll vier der schönsten Landvogts-Wappentäfelchen aus dem Schloss an den Sammler Robert Häberli zum Adler in Knonau verkauft haben (vgl. 1924/1925).

1910 Johann Bachmann

1915 Albert Dutli in Sirnach/TG und Mathias Höpli in Eschlikon/TG

1916 Alfred Gerber.

1924 Johann Wüthrich.

1924/1925 Die Wappentafel der Landvögte im Schloss wird dank der Zürcher Kantonalbank als Hypothekargläubigerin nicht verkauft.
1926 Dr. med. Jakob Kläsi-Blumer (1883-1980) - 1915-1923 Oberarzt an der Universitätsklinik Burghölzli Zürich, 1933-1954 Direktor der Universitätsklinik Waldau in Bern und Professor für Psychiatrie an der Universität Bern, Verfasser von Dramen - erwirbt das Schloss samt Nebengebäuden und Sennhütte und richtet in der Liegenschaft eine private Nervenheilanstalt ein (Leitender Arzt: Dr. H. Binswanger).

An allen Gebäuden werden Renovationen vorgenommen. Im Schloss wird 1929 die Wasserversorgung und 1932 die Ölheizung eingerichtet und am Äussern der Verputz entfernt. Kläsi wird beim Innenausbau vom Präsidenten der Antiquarischen Gesellschaft Zürich und von Bezirksratsschreiber Jean Hägi in Affoltern a. A. beraten. Die Wappentafel der Landvögte wird von Kunstmaler W. Naef-Bouvin aufgefrischt und vervollständigt.
1930 Kopie eines Glasgemäldes in Schloss Staufenberg, Baden/D, mit dem Wappen von Andreas Braem, Vogt zu Knonau. Bestrebung, eine 1927 aus dem Haus Neumarkt 13 in Zürich ausgebaute bemalte Bretterdecke des 17. Jahrhunderts einzubauen jetzt im SLM: 16984).
1932 Die ehemalige Kegelbahn wird als Wäschetrocknerei eingerichtet und mit zwei als Gartenpavillons dienenden Kopfbauten versehen.




1949 Auf Betreiben des Eigentümers Dr. J. Kläsi soll das Schloss samt Umgebung unter Denkmalschutz gestellt werden. Trotz positiver Haltung der kantonalen Baudirektion und eines Schutzverordnungsentwurfs geschehen aber keine Rechtsmassnahmen.
1963 Fassadenrenovation des Schlosses. Damals wohl Entfernung des Putzes an der Südost- und Nordwestfassade.
1965 Bei der Strassensanierung in Knonau wird die «schlossfreundlichere» Variante ausgeführt.
1971-1972 Kontakte zwischen Regierungsrat und Eigentümer betreffend einen allfälligen Kauf der Schlossanlage durch den Kanton Zürich.
1979/1984 Aufnahme ins Inventar der überkommunalen Schutzobjekte als Baudenkmal von kantonaler Bedeutung (RRB Nrn. 5113/1979 und 3438/1984).
1981/1984 Das Schloss wird nach dem Tod von Professor Kläsi 1980 von der Erbengemeinschaft zum Verkauf ausgeschrieben.
1981 Aufnahme in den regionalen Gesamtplan Knonaueramt als Kulturobjekt von regionaler Bedeutung.
1983 Die Inneneinrichtung wird an einer Auktion versteigert.
1984 Die Gemeinden des Bezirks Affoltern erwerben gemeinsam mit Hilfe des Kantons die drei Wappentafeln der Landvögte aus dem Schloss Knonau; heute im ehemaligen Amtshaus Kappel a. A.
1984 Aufnahmepläne des Schlosses von Architekt Walter Boeck, Hausen a.A. (Dok. 40).
1984 KDK-Gutachten Nr. 3-1984 (Dok. 42).
1985/1986 Unterschutzsteilung als Schutzobjekt von kantonaler Bedeutung: Verfügung der kantonalen Baudirektion vom 4. Januar 1985. Dienstbarkeitsvertrag betreffend Unterschutzstellung, Restaurierung und Nutzung des Schlosses samt den Nebengebäuden zwischen dem Staat Zürich und den Eigentümern vom 18.11.1985/28.1.1986 (RRB Nr. 258 vom 22.1.1986/ RRB Nr. 3035 vom 28.8.1991).
1986-1991 Restaurierung.
1988 Verkauf der ganzen Anlage an die Peikert AG, Zug. Weiterverkauf der Trotte.
1989-1990 Verkauf an die OPM, Gemeinschaft für Organisation, Planung, Management AG, Zürich, Bezug des restaurierten Schlosses 1990.
1990 Dendrochronologische Untersuchung durch das LRD, MoudonND (Dok. 50).
1993 Verkauf der Schlossscheune.
1994 Nach dem Konkurs der OPM AG ersteigert die Schweizerische Bankgesellschaft das Schloss.
 
1998 Kauf des Schlosses durch den jetzigen Besitzer.

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles