Eine römische Legende, ein feudaler Lord, mittelalterliche Kriege, ein Freiburger Mäzen, ein einheimischer Winzer Kastellan, das sind die Begriffe aus der Geschichte des Schlosses Ravire.
Der Name Rawyre, den man von Ravire ableiten kann, kommt aus dem Dialekt 'rouveno', selbst abgeleitet aus dem alt französischem 'ruvine'. Es bedeutet "ausgewaschener Terrain, bedeckt von Geröll". In der Tat war der Hügel, auf dem der Turm von Rawyre gebaut wurde in 1891 ein steiler und felsiger Hang. Unter den Steinen, die den Boden bedeckten, befanden sich auch Bruchsteine des alten Schlosses Bernona.
Errichtet in 1412, dominierte das Schloss das Dorf, heute verschwunden, von Bernune. Ein Spendenurkunde des 6. Jahrhunderts erwähnt diesen ehrwürdigen Weiler. Am 30. April 515, spendete der Burgunder König Sigismund der Abtei von St-Maurice die Dörfer Sierre und Bernune. Dieses, unabhängig während fast tausend zweihundert Jahren wurde der Stadt der Sonne in 1764 wieder angefügt. In unseren Zeiten ist das Dorf vollständig verschwunden, um Platz für den Weinbergen zu schaffen.
Wenn die Etymologie es will, dass der Begriff Bernona den Bauernhof von Bernon bezeichnet, ein deutscher Nachnamen, im Wallis bestätigt, verleiht eine alte Legende ihn andere Ursprünge. Die Geschichte, von Albert Duruz berichtet, der in der literarischen Welt unter dem Pseudonym Solandieu bekannt war, ist es wert zu erzählen.
57 vor unserer Zeitrechnung, erhielt ein Leutnant von Julius Cäsar, Servius Sulpicius Galba, die Aufgabe, die Kontrolle des Grossen Sankt Bernhard Passes sicherzustellen. Zwei keltische Stämmen, die Sédunes, die sich im zentralen Wallis niederliessen, und die Véragres, die im Westen des Kantons lebten, widersetzen sich ihm. Die entscheidende Schlacht fand statt in Octodure, der lateinische Name von Martigny, und sah den Sieg des römischen Generals. Die mündliche Tradition erzählt, dass während der Alpenüberquerung, ein Häftling die Flucht vor den Legionären in der Nacht gelang. Er konnte sich in den Hügeln mit Blick auf die Rhone verstecken. Tief im Wald, der ihm als Zuflucht diente, fand sich unser Flüchtling namens Ber, von Angesicht zu Angesicht mit einem römischen Soldaten namens Nona. Dieser letzte hat desertiert, weil sein Chef, über den er sich lustig machte, seinen Tod wollte. Die einstigen Feinde beschlossen friedlich zusammen zu leben. Doch ihre wachsende Freundschaft dauerte nur bis zum Tag, an dem sie entschlossen, den Wald zu verlassen. In einem Feld traf das Duo eine Schäferin, die eine kleine Herde weidete. Ohne zu zögern ergriffen die beiden Einsiedler das Mädchen und die Tiere, um sie in ihre Höhle zu bringen. Sobald sie wieder in ihrem Zufluchtsort waren, prügelten sie sich in den Tod. Ber starb während der Auseinandersetzung. Nona erhält die Schöne, mit der er eine Familie gründet. Das Paar zieht in ein kleines Haus am Hang des Hügels. Einige Jahre später umgaben andere Häuser den Foyer des römischen Deserteuren. Diese Unterkünfte bilden seit damals ein Dorf, das unter dem Namen Bernona, als Erinnerung an die ersten Einwohner, bekannt war.
In 1412, liess Petermann de Chevron, Herr von Monthey, eine befestigte Burg auf dem Hügel von Bernona errichten. In dieser Zeit war die Region von Konflikten zwischen verschiedenen Gegner heimgesucht. Der Adel widersetzte sich der Autorität des Fürstbischofs, die Dizains vom Oberwallis bekriegten die von Bas, der Savoyer und Berner Truppen intervenierten im Kanton. Viele Schlösser wurden in Brand gesetzt in 1417. Zu diesen gehörte das Bollwerk, errichtet vom Herrn de Chevron fünf Jahre zuvor. Die Geschichte der Gebäude wird an diesem Zeitpunkt gestoppt. Man weiss jedoch, dass der Hügel von Bernune mehrmals den Besitzer wechselte. Der Bischof Hildebrand von Riedmatten erwarb ihn in 1570. Später wird er das Eigentum der verschiedenen umgrenzenden Gemeinden.
In 1891 kaufte ein bemerkenswerter Greyerzer, Auguste Clavel, das Gelände, auf dem sich die Ruinen der alten Festung befanden. Er liess einen quadratischen Turm errichten, den er als Zweitwohnsitz verwendete. Während der Erdarbeiten, wurden einige alte Funde entdeckt. Man hob ein Grab aus, ein Armband sowie Knochen aus der Zeit von Ber und Nona.
Die Familie Clavel besass den Turm bis 1954, dem Jahr, in dem sie ihn an Etienne Savioz abtraten. Der Mann aus Sierre vergrösserte das Gebäude und gab ihm seine heutige Form. Er grub Keller, kaufte Weinberge in der Umgebung auf und gestaltete sie um den gesamten Bereich. Der Turm, der von der Familie Clavel errichtet wurde, wurde zum imposanten Gebäude und erhielt den Namen Schloss Ravire, der die Stadt der Sonne im Osten dominiert.
Seit 1979 ist Michel Savioz, der Sohn von Etienne, im Vorsitz des Clos du Château de Ravire, von dem er der Winzer Kastellan ist.
Ein Weinberg in einer Hand, der Clos du Château Ravire wurde im Jahre 1891 gegründet. Erneuert von der Familie Savioz, bildet er eines der interessantesten Weingüter im Wallis.
Dokumente, die die Zwischenfälle des Hügels von Ravire erörtern, lassen uns erkennen, dass im 17. Jahrhundert die am alten Schloss Bernona angrenzenden Länder zu Roggenfelder verwandelt wurden. Dieses Getreide wurde weitgehend kultiviert zu dieser Zeit, denn es war widerstandsfähig gegen die Rauheiten des alpinen Klimas. Es war die Grundlage für die tägliche Ernährung, da es für die Herstellung vom traditionellen Brot nötig war.
Mit der Zeit wurden die Felder verlassen und gingen wieder in den Wald über. Bis auf die besten Parzellen; sie wurden für Reben benötigt. Es ist bekannt, dass als Auguste Clavel seinen Turm von Raviere am ende des 19. Jahrhunderts errichtete, einige Reben bereits auf den Hügel verstreut waren. Die Werbung des Gebietes sagt, dass der Clos ein Weingut aus einer Hand im Jahre 1891 gegründet wurde.
Bis 1954 blieb die Tätigkeit als Weingut nur marginal. Die Ankunft von Etienne Savioz veränderte dies. Er beschränkte sich nicht darauf, ein Herrenhaus zu bauen, das diesen Namen verdiente, sondern machte die Zweitwohnung zu einem Weinbaubetrieb. Damals trat das Wallis in eine katastrophale Ära für den Weinbau ein, die Suche nach der Menge hatte Vorrang vor der Qualität. Die Spezialitäten verschwunden zugunsten der produktiveren Rebsorten. Die Dominanz des Fendant, Pinot Noir und Gamay bedrohte die Spezialitäten zu vernichten.
Etienne Savioz war ein Visionär, der sich weigerte, Malvoisie, Ermitage, Muskat und andere Humagne auszureissen. Der Wille, eine Vielfalt der Rebsorten zu behalten, übertrug sich auf die nächste Generation, da sein Sohn Michel, sechs neue Sorten pflanzte, als er die Domäne in 1979 übernahm. Mit der Ankunft von Amigne, Cornalin und Rèze, vervollständigte das Weingut sein Sortiment an regionalen Kuriositäten. Die Domäne betrug ca. 6 ha Weinberge, die Grösse änderte sich schlussendlich nur geringfügig, da ein Vierteljahrhundert später insgesamt 7,5 Hektaren für den Anbau von Weintrauben verzeichnet waren.
Die Weine, die von Michel Savioz erarbeitet wurde, zeichnen sich aus durch eine sehr typische Persönlichkeit. Die Methoden der Winzer ergaben Weine, stark geprägt von der Gegend, aus der sie wachsen. Die Böden der Ravire, mehrheitlich kalkhaltig, haben sehr viel Sonneneinstrahlung. Der Boden mit einem Teppich aus Steinen speichert die Wärme der Sonne tagsüber und gibt sie in der Nacht ab, damit die Reben nicht abkühlen. Das Mikroklima erlaubt es den Trauben, ein optimales Reifungsniveau zu erreichen. Das Altern von fast der ganzen Produktion in Eichenfässern, dann der Lagerung in Flaschen in unterirdischen Lagern, gibt den Weinen, die mit Clos du Château etikettiert sind, ihr besonderes Charisma.
Die Leidenschaft des Winzer Kastellan für die Weinproduktion in grossen Fässern aus Holz erhält vielleicht seinen Höhepunkt in seinem Gletscher-Wein. Im Dorf Ayer lässt Michel Savioz mehrere Fässer aus Lärchenholz mit einer Mischung aus Rèze, Ermitage und Malvoisie sorgfältig reifen. Der Gletscher, wie die spanischen Soleras, muss regelmässig gepflegt werden, was bedeutet, dass die durch Verdunstung entstandene Verluste des alten Weins durch einen jüngeren Wein ersetzt werden müssen. Einige Fässer enthalten Wein, der mehr als fünfzig Jahre in Holz gelagert wurde. Das Ergebnis ist ein Wein ohne Jahrgang, der manche beeindruckt, missfällt von Zeit zu Zeit, einige Auserwählte fasziniert, aber nie gleichgültig lässt…
Alexandre Truffer
@RomanDuVin.ch 2006
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