Valais, Wallis, Château de Visp - Viège - Schloss Visp - Viège

Das ca. 1519/1520 erbaute Wohnhaus des Humanisten und Landeshauptmanns Simon In-Albon (1492-1540) ist nicht ein Schloss. Ich glaube, dass das Haus in früheren Publikationen mit dem sogenannten "Blandrate-Schloss", welches sich wirklich auf dem alten Burghügel Gräfin-Biel befand, verwechselt wurde. Das "Blandrate-Schloss", oder was davon übrig ist, erhebt sich östlich des Hauses von Simon In-Albon und ist mit diesem durch eine "Wohnbrücke verbunden. Nach dem grossen Erdbeben 1855 wurde mit Einbezug der Ruinen das mit einem Walmdach versehene Gebäude erbaut, welches heute noch zu sehen ist. Die bis zum ersten Stockwerk reichenden Mauern verraten jedoch noch heute das hohe Alter (Ähnlichkeiten im Mauerwerk mit dem sogenannten LOCHMATTER-TURM) Doch zurück zum Haus des Simon In -Albon:

Der Baumeister des Hauses ist nicht bekannt. Doch wird der damals bekannteste Baumeister Ulrich RUFFINER als Meister vermutet. Er baute 1536 das Zentrigen-Haus in Raron, welches ebenfalls mit dem Treppengiebel versehen wurde, wenig später führte er den Umbau des Zendenrathauses in Leuk durch.


Dem Haus des Simon In-Albon wurde durch "Renovationen" in den 60er Jahren leider weitgehend zerstört. Im Inneren völlig umgebaut, hat es durch das Aufstocken und Einsetzen grosser Fenster viel von seinem ursprünglichen Aussehen verloren.

Porte d'entrée de la maison In Albon



Zum Haus des Landeshauptmann Johann-Jodok Burgener (1657-1721). Über das Haus und die Renovation siehe: F. Fux, Das Burgenerhaus in Visp. Die Synthese zweier architekturgeschichtlicher Epochen, Visp, 1990. Es gibt in Visp zwei weitere Gebäude, die den Namen Turm, Burg oder Schloss verdienen. Es handelt sich um den sogenannten LOCHMATTER-TURM, (Meierturm) und die sogenannte PFLANZETTA.

LOCHMATTER-TURM:

Dr. Walter Ruppen schreibt im Band VISP der Reihe "Schweizerische Kunstführer" auf Seite 18 folgende kurze Beschreibung: "Sogenannter Lochmatterturm im "Hof". Sitz der Meier. Wenn man das aus schmalen Quadern gefügte Rundbogentor im "Treichweg" durchschritten hat, sieht man sich bald der imposanten Giebelfront des "Lochmatterturms" gegenüber, die nicht nur wegen der malerischen Buntheit des Mauerwerks sehenswert ist, sondern auch wegen der deutlich erkennbaren Fensterumbauten, die teilweise ins Hochmittelalter hinaufreichen. Über einem niedrigen Sockel aus karminrotem (ausgeglühten?) Stein hebt sich das in verschiedenen Ockertönen gehaltene, kleinteilige Mauerwerk von den grünlichen Eckquadern ab, worunter einige eigentümliche Bossenquader mit Randschlag wie am Supersaxoschloss (12. jahrhundert) in Naters erscheinen. Im ersten Stockwerk originales schmales Zwillingsfensterchen; in der Fassadenmitte Fragmente von einem Zwillingsfensterchen mit blinden Archivolten; im zweiten Wohnstock Drillingsfenstergruppe, erste Hälfte 16. Jahrhunderts. Überreste eines Pietrarasa-Verputzes mit regelmässigem Fugenstrich."

Den Namen LOCHMATTER-TURM erhielt das Gemäuer von der Kastlans-Familie LOCHMATTER aus Visp, die ca. 200 Jahre Besitzer des Turmes gewesen waren (bis ca. 1880).

PFLANZETTA:

Dr. Walter Ruppen schreibt im Band VISP der Reihe "Schweizerische Kunstführer" auf Seite 18/19 folgende kurze Beschreibung: "Pflanzetta". gegenüber dem Friedhof steht der heute verwahrloste baugeschichtsträchtige Komplex des "Pflanzetta" wohl am Standort der Suste aus der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts, einst Eigentum des Angesehenen Familien In-Albon und Kalbermatter. Der lange traufständige Trakt wird im Westen von einem giebelständigen Haus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begrenzt, im Osten von einem erhähten Baukörper mit überragendem Treppenturm, beide versehen mit den in der ersten Jahrhunderthälfte beliebten Treppengiebeln. Turmartige Anbauten gliedern die Nordflanke." Der Gebäudekomplex wurde vor ein paar Jahren unter Aufsicht der Denkmalpflege renoviert. Der Kanton Wallis wird vermutlich Unterlagen über die baugeschichtlichen Entwicklungen haben. Das immer wieder kopierte und voneinander abgeschriebene Märchen, die in der Mitte des 14. Jh. erbaute Suste von Johann de Platea im Ort "super cristam de Vespiae" sei identisch mit der Pflanzetta, spukt leider immer noch in der Literatur umher. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass mit "super cristam" nicht der Standort der heutigen Pflanzetta gemeint ist, sondern der verschwundene Hügel "Über Biel" an dessen Standort sich heute das Kulturzentrum La Poste befindet. Der Ort wo die Pflanzetta steht hiess 1528 "planum lapidem". Einzigartig ist auch ein ca. 30 Meter tiefer, ausgemauerter Sodbrunnen, vom Grundwasser der Vispa gespiesen, der sich, heute leider zugeschüttet, im Hof der Pflanzetta befindet.

(Diese Informationen hat mir Norbert Pfaffen aus Philadelphia (USA) gesendet)

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles