Freiburg : Schloss Givisiez (en français)

Givisiez
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Weiter Luftaufnahmen von Givisiez

1539 Das Herrenhaus von Givisiez

Mitelalterliche Spuren

Zahlreiche Quellen erwähnen die Anwesenheit eines Turmes in Givisiez im 12. Jahrhundert. Das lässt eine verstärkte Gesamtheit vermuten, die den Nordzugang zur Stadt von Freiburg verteidigt hat. Die alten Chroniken berichten über den tödlichen Krieg zwischen Bern, vereint mit Savoyen, gegen Freiburg anfangs des Jahres 1448. Am 6. Januar griffen die Freiburger ihre Feinde auf der Strasse an von Givisiez und töteten 400 Männer auf dem Hügel Guintzet. Die Zerstörung der Befestigung von Givisiez stammt vielleicht aus dieser Zeit.

Die Restaurierungen am Herrenhaus von Givisiez zwischen 1987 und 1990, förderten einige Überreste zu Tage. Die westliche Mauer des Herrenhauses, mit einer Breite von ungefähr 1 Meter, scheint auf den alten Gründungen gebaut worden zu sein, die ein wichtiges Werk umfassten. Andere Grundmauern sind am Nordwestwinkel des Eigentums beim Ausheben der Garagen aufgetaucht. Am östlichen Winkel des Eigentums lässt eine Ungereimtheit des Geländes von der Anwesenheit mittelalterlicher Mauern annehmen, jene der Herrschaften von Givisiez, im 12. und 13. Jahrhundert erwähnt.

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FRANCOIS 1er D'AFFRY, Herr von GIVISIEZ

Die Konstruktion des heutigen Herrenhauses, das an den Schlussstein der Haupttür das Datum 1539 trägt, wird Francois I von Affry und seiner Ehefrau Elisabeth von Cléry zugeschrieben. Das Wesentliche der Struktur dieses Gebäudes bleibt bestehen: es besteht aus einem rechteckigen Mauerwerk mit zwei Geschossen, das durch ein Walmdach an zwei Seiten bedeckt wurde.

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In der Geschichte der freiburger Architektur, stammt das Herrenhaus Givisiez vom Höhepunkt der Renaissance. Die Konstruktion des Rathauses wurde 1530 vollendet. Gilian Aetterli und Hans Felder liessen die die Grundmauern mit einem Walmdach bedecken. Sie gaben auch alle Formen von Pfostenfenstern, die im Mode bis zum 17. Jahrhundert blieben.

Im Herrenhaus von Überstorf in 1505 hatte der Architekt eine Art von Zirkulation mit zwei senkrechten Gängen gewählt.

Barberêche, das von 1522 bis 1528 für die Familie von Praroman gebaut wurde, ist in der Neusteinzeit sehr schwer denaturiert worden. Es kann kaum als Referenz dienen. Eine neue Typologie, in der der Dekorationsakzent auf eine enge Fassade, die durch einen kleinen Bogen gekrönt wurde, steht, erscheint in 1560 im Schloss von Corbières. Jeder dieser Sommerwohnsitze markiert die künstlerische Entwicklung des Kantons dank den Geschmäcken, den Beziehungen der Kommanditisten und den Künstlern, die sie verpflichteten. Doch ist Festlegung der inneren Typologie und der funktionellen Bestimmung des Herrenhauses von Givisiez leider unmöglich. Wir kennen weder die vertikalen Fahrten, noch die Verteilung der Dienst- und des Lebensräume. Andererseits scheint das Türmchen an seinem Originalort an der Nordfassade geblieben zu sein.

1644: Die Barocke Intervention

Die Fachwerkgalerie umfasste eine doppelte Funktion. Sie schützte die Karossen und Trägerstühle, die den Zugang zur nahen Stadt erlaubten. Sie diente auch als Korridor, der die Wendeltreppe und die Appartements verband. Die sechs Achsen mit Eichenpfeiler werden vollkommen durch die Rhythmen des Fachwerks hervorgehoben. Das Zugangstürmchen wird durch ein Tor mit Pilastren geprägt, das einen gebrochenen Giebel trägt, das bereits von der barocken Ästhetik zeugt. Um eine gewisse Einheit des Stils zu gewährleisten und um seine Kreation am Hauptgebäude anzupassen, liess der Architekt die Drillingsfenster bestehen. Aber ihre schlankeren Proportionen beweisen eine Veränderung des Geschmackes. Die zwei vorstehenden Türmchen und die beschädigten Panelen geben der Masse eine Leichtigkeit, die anmutig erscheint. Der grosse Salon, der von Michael Vogelsang gegen 1660 signiert wurde, zeigt die Geschmäcke und die Feinheit der Eigentümer des 17. Jahrhunderts. Ohne Mühe kann man in Jean-Louis von Affry den Kommanditisten des Werkes sehen. Nach einer Kapitänskarriere im französischen Dienst wurde er zum Senator von Freiburg in 1656 ernannt. Obwohl Givisiez die anspruchsvollste Ausführung dieses Dekortyps im Kanton von Freiburg beanspruchte, kann es jedoch nicht als Steckpfeiler in der Entwicklung des Geschmackes angesehen werden. Diese selbe Typologie wurde im kleinen Salon von Cressier einige Jahre zurvor angenommen. Im 18. Jahrhundert verlor das Herrenhaus von Affry seine Wichtigkeit. Nicolas Alexandre von Affry, von einem jüngeren Zweig der Familie baute gegenüber der Kirche ein anderes Schloss. Durch Schenkung kommt dieses 1708 zum älteren Zweig zurück. Aber das Herrenhaus blieb eines der zahlreichen Sommerwohnsitze der Familie von Affry.

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Das Schloss Boccard

Im 19. Jahrhundert war das soziale Leben in Givisiez sehr glänzend: man nannte die drei Schlösser (Affry, Boccard und Von der Weid) "das freiburger Trianon ". Givisiez hatte seine Stunde Ehre, als Louis von Affry in 1803 zum ersten Landamann der Schweiz genannt wurde; im Sommer erhielt die Familie von Affry in ihrem Landhaus von Givisiez Besuch von allen, was Freiburg zu den berühmten Auswanderern zählte, und von den freiburger Patriziern. Die Frau von Louis von Affry, geboren Diesbach Steinbrugg, mit ihren drei Töchtern, Elisabeth (Frau von Villardin), Julie und Marie-Anne und von ihrer Schwägerin Frau Veuve von Affry, geboren Gigot von Garville, hielten dort Hof.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, heiratete Marie-Anne Elisabeth (Ninette), von Affry, die Tochter des ersten Landamann der Schweiz, Hubert von Boccard, und das Herrenhaus ging ins Erbgut von Boccard über. In den Schlössern von Givisier führte man eine ländliche Existenz: "Wenn es schön war, jagte oder fischte man, man machte grosse Spaziergänge mit dem Planwagen..., wenn es regnete, verfolgte man die Schnecken mit einem grossen Holzlöffel, der am Ende mit einer Eisenstange befestigt wurde, oder man setzte sich zusammen in die Kammer der Hausherrin, um laut vorzulesen, Strähnen zu teilen oder Haselnüsse auf zu brechen". Frau Charles von Affrey, geboren Maillardoz, hielt ebenfalls Hof und wurde von den schönen Geister dieser Zeit besucht. Ihre Töchter, Adèle von Affry (Herzogin Colonna di Castiglione, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen "Marcello") und Cécile (Baroness von Ottenfels) – eine eine Bildhauerin, die andere Dichterin - trugen zum Ruf von Givisiez bei. Als Kinder, liebten Adèle und Cécile von Affry es, die Strasse zu durchqueren, um im Hof vom Herrenhaus, auf dem Grundstück ihres Vetters Roger von Boccard zu spielen.

Zahlreiche Berichte der " Notizbücher" von Marcello sprechen über das Leben im Sommer in den Wohnsitzen von Givisiez. So stellen wir uns die Damen der guten Gesellschaft vor. Sie verlassen den grossen Salon im Norden, und trafen sich im Saal der Ritter (aktueller "Saal des Rates"). Die Fenster im Süden erlaubten es ihnen, die Kinder zu bewachen, die im grossen Hof spielten. Ein genialer Beobachtungsposten! Von dort überblickte man den bis zum Bois de la Faye, Granges-Paccot, Freiburg und die Voralpen. Man konnte also das Land überwachen und die Rückkehr der Jäger ankündigen. Der Beobachtungsposten galt auch als Zuflucht, für diejenigen, die im Vertrauen miteinander flüstern wollten. Auf dem aktuellen Rasen baute man ein "Gewächshaus an Blumen" (13,15 m x 5,25 m x 2,35 m) und ein "Kabinett der Apfelsinen" (3,80 m x 3,50 m x 2,90 m). Tief im Garten empfing ein kleiner Pavillon die Spaziergänger.

Die offene Fachwerkgalerie diente als Garage der Kaleschen und der Ort, wo die Jäger das Wild ablegten. Im 19. Jahrhundert wurde der Südwestwinkel des Herrenhauses von einer Terrasse flankiert, zu der man durch eine metallische Treppe gelangte. Die Sprossenfenster des Zimmers des ersten Stockwerkes wurden durch Türen-Fenster ersetzt. Wiederholt empfing der Sommerwohnsitz Boccard religiöse Flüchtlinge von anti-klerikalen Gesetze von Frankreich. Somit wohnte Mutter Barat, Gründerin der Damen des Sacré Coeur, im Herrenhaus in 1830. Während ihres Aufenthaltes suchte sie in den Umgebungen von Freiburg einen Wohnsitz, um dort ein Noviziat zu gründen: ihre Wahl fiel auf Middes. In der Schweiz empörten sich einige der liberalen Partei von der zu grossen Anzahl von religiösen Gemeinschaften und ihrer Macht. Als in Freiburg das Gesetz vom 20. Juli 1798, das den Klöstern verbot, Novizen zu empfangen, in 1803 aufgehoben worden war, blieben die Spannungen zwischen Radikalen und Konservativen. Sie waren immer noch im Bund. Ein Artikel des eidgenössischen Paktes von 1873 verbot "die Klostergründung oder irgendeine Einrichtungsart, in dem man ein Gemeinschaftsleben führen könnte".

In 1880 mieteten die Erben von Frl. Antoinette von Boccard (Tante Mimi), das Herrenhaus und im Missachtung des Bundesgesetzes unterzeichneten sie einen Pachtvertrag von zwei Jahren mit den Maristes Brüdern. Der Vogelsang-Salon wurde zur Kapelle. Brachten die Nymphen, die die Mauern schmücken, die jungen Leute auf andere Gedanken? Die Väter bedeckten die Wände mit Jutetuch!!! Nur die Decke blieb erspart. Zwölf Väter und fünfzig Schüler besetzten das Haus, als im Januar 1882 der Staatsrat gemäss dem Bundesgesetz die Auflösung der Gemeinschaft befahl. Die Religiösen mussten sich innerhalb von vier Wochen fügen. In dieser Periode vor den Wahlen fand man keine Mittel, die radikale Regierung zu bezwingen. Jedoch nach manchen Interventionen ihrer Freunde erhielten die Maristen eine Frist bis zum Ende des Schuljahres. Im Sommer verliessen die Religiösen das Herrenhaus. Sie stellten ihren Scholastikat in Spanien auf. Die Familie von Boccard installierte die Elektrizität im Schloss und lebte dort bis zum Jahre 1903.

Givisiez

Am Anfang des 20. Jahrhunderts zwang das Combes-Gesetz zahlreiche religiöse Gemeinschaften, Frankreich zu verlassen. Das Dekret betraf hauptsächlich die Orden, die sich dem Unterricht widmeten. Mehrere fanden Zuflucht in Givisiez und im Verstoss gegen die Bundes- und kantonalen Gesetze öffneten sie dort Schulen.

Die Brüder der Christlichen Instruktion

Im März 1903 versuchten zwei von Clermont kommende Brüder der Christlichen Instruktion, in der Region von Freiburg ein grosses Haus zu mieten, um dort ein Noviziat zu gründen. Ihre Wahl fiel auf Chassotte trotz des hohen Mietpreises: Fr. 3'000. bis Fr. 4'000 pro Jahr. Aber die Entscheidung verzögerte sich, und den Treuen Jesusgefährten gelangen es, Chassotte zu erwerben. Sie machten daraus ein Pensionat für junge Mädchen. Der ehemalige Eigentümer von Chassotte teilte den Brüdern von Sankt-Gabriel mit, dass das "Schloss von Boccard" zu mieten war. Zum gleichen Zeitpunkt schrieb Herr von Boccard ihnen und schlägt sein Haus vor. "Ich glaube Sie sind angenehm, und schlage Ihnen mein Schloss von Givisiez vor, dass Sie sehen mussten, als Sie zur Kirche gingen. Ein Haus rechts, am Eingang des Dorfes mit zwei Türmchen. Es gibt zwanzig Zimmer, ein grosser geschlossener Garten und elektrisches Licht. Das Haus ist von Mauern umgeben. Obwohl ich einen Verkaufspreis verlangen würde, der höher ist als jener Chassotte, würde ich es Ihnen vermieten zu 2' 500 Franken. Ich stehe zu Ihrer ganzen Verfügung für alle Auskünfte, die Sie wünschen. Ich bin mit keinem Anderen in Verhandlungen, und ich würde Ihnen die Präferenz geben, da mein Vetter mir gesagt hat, wer Sie sind und welche angenehmen Beziehungen er mit Ihnen hatte..."

Bruder Apollinaire und Bruder Maurice besuchten Ende April das Haus und handelten einen Pachtvertrag aus. Hier die Beschreibung der Orte: "Sie heisst das Boccard-Schloss; der Name ist reich, aber das Haus ist es kaum: ein antikes und etwas feierliches Tor, dessen Rahmen von Efeu und von jungfräulicher Rebe ganz bedeckt ist, ein kleiner rechteckiger Hof, ein Haus mit dicken Mauern, die mit Liebe einen Maulbeerbaum umrunden und die sich schlängelnd um eine prächtigen Rebe ringen, einige Zimmer, deren Ofen, ein besonderes Heizungssystem in der Schweiz, die schönste Verzierung ist, eine grosse offene Passage, der uns jedoch kaum als Unterstand vor der Kälte schützen würde, aber die zu einem Türmchen führt, dessen kleine Zimmer sind: Sakristei, Schlafstellen, Klassen usw. Vor dem Haus, bzw. vor dem Schloss, steht ein grosser Garten und ein schönes Gewächshaus; alles im Grunde Baumgruppen, deren weisse Spitzen im Frühling den kostbarsten Schmuck ausmachen, und in einer Ecke des Dickichts ein kleiner Pavillon, wo die Modellschuhmacherwerkstatt des guten Bruders Crépin entstanden ist. Nun wissen Sie alles... Das Haus ist angenehm, umgeben von Mauern, nahe der Kirche. Ein Garten von 20 bis 30 Are bietet eine beträchtliche Anzahl von Obstbäumen aller Arten in angrenzenden Spalieren, besonders fruchtbar... Ein Landwirt muss die richtige Quantität Düngers liefern, um das Land zu düngen... Das Haus wird angepasst, und in gutem Zustand gesetzt. Ein Heizungssystem wird installiert, um alle Appartements zu heizen. Es sind grosse Steingutöfen, die man mit Holz oder Anthrazit heizt: die Benutzung ist daher sehr wirtschaftlich und verteilt überall eine gute Wärme... Siebzehn elektrische Lampen beleuchten die Appartements zur jährlichen Summe von etwa hundert Franken... ". Andere noch angegebene Einzelheiten begünstigten die Wahl der Brüder: Wasser für Speisen, zum Waschen und ein grosses Gewächshaus, in dem man Blumen und Stecklinge für den Verkauf sähen könnte, Schuppen, Werkstätten, Geflügelhof, Keller...

Anfangs Mai begann der Umzug der Familie von Boccard. Während der Bruder Apollinaire in Clermont umkehrte, um über seine Aufgabe zu berichten, führte der Bruder Maurice die ersten Ausbauarbeiten am Hause und an den Gärten durch. Bald kamen ein anderer Bruder und vier Novizen ihn helfen. Diese kleine Gruppe hätte das Essen fast vergessen, wenn Frau Hubert von Boccard nicht darauf geachtet hatte. Sie war für einige Wochen die Köchin des Schlosses. Der Pachtvertrag wurde am 10. August 1903 für 3 Jahre unterzeichnet: vom 10. Mai 1903 an mit einem jährlichen Mietens von Fr. 2'500. - zahlbar pro Quartal. Das Leben der Gemeinschaft organisierte sich schnell. Diskretion war unerlässlich, und Religiöse und Novizen trugen alle Laiengewänder. Sie arbeiten sowohl an ihren Studien als auch an den Handarbeiten: Gartenarbeit, Wartung und Renovierung des Hauses. Die verschiedene Nebenbauten, Gemüsegärten, Gewächshaus, Hühnerstall und Schweinemästerei erlaubten es ihnen, für ihre Bedürfnisse aufzukommen. Jeder verborgene Winkel des Hauses wurde besetzt.

Im Jahre 1904 lenkt eine Materialsendung an die Gemeinschaft des Sankt Gabriel in Givisiez die Aufmerksamkeit der eidgenössischen Kanzlei auf sie. Welche Verachtung der Verfassung! Der freiburger Staatsrat, erinnerte sich an den Orden und wurde gezwungen zu handeln. Aber Freiburg, "die christliche Republik",  wurde von Georges Python regierte, ein Staatsberater. Er fand das Mittel, die Absicht des Gesetzgebers zu verdrehen. Seine Antwort an "Bern" wurde ein Meisterstreich in machiavelistischer Politik. Es reichte aus, die Institution der Brüder neuzutaufen. So entstand das "Pensionat von Boccard"!

Ende des Jahres 1905 wurde der Vorgesetzte der Brüder der Christlichen Institution vor die Wahl gestellt: entweder den Mietvertrag verlängern oder abzuziehen. Er entschliess sich, die Gemeinschaft von Givisiez nach Belgien zu verlagern, obwohl seine Leute sich in der Region niedergelassen und sich an seine Einwohner gewöhnt hatten. Als letzte Möglichkeit, schlug Herr von Boccard vor, die Miete auf Fr. 1'500 pro Jahr zu reduzieren.. Aber die Entscheidung des Vorgesetzten blieb fest. Im Mai 1906 verliess die erste Gruppe der Brüder von Sankt Gabriel die Schweiz, und im August folgte der Rest.

Die Missionare von Sankt François von Sâles

Das Herrenhaus blieb nicht lang unbesetzt. Die Missionare von Sankt François von Sâles mieten es im Jahre 1907, um dort ein Jugendheim einzurichten. Der Pachtvertrag lag bei 15 Jahren und der Mietzins bei Fr. 3'500. - pro Jahr. Aber die Behausung war zu klein. Herr von Boccard akzeptierte einen Umbau des Hauses: der Kostenvoranschlag der Arbeiten war Fr. 50'000. -, darunter Fr. 30'000. - zu Lasten des Eigentümers, Herrn Hubert von Boccard. Aber die Kosten erreichten schliesslich Fr. 100'000.-

Die Umbauten von 1907

Hauptgebäude

Die Entscheidung, die bewohnbare Fläche zu erhöhen und es an die Bedürfnisse eines Erziehungshauses anzupassen, hatte auf dem Schloss von Affry eine bedauernswerte Auswirkung. Das gewählte Projekt erhöhte das Hauptgebäude um ein Stockwerk, und doch blieb das grosse Walmdach bewahrt.

Innere Einrichtungen

Die funktionellen Bedürfnisse eines Internates veranlassten den Architekten dazu, den dreifachen vertikalen Umlauf abzuschaffen. Leider war das Heilmittel schlechter als das Übel. Das Vorzimmer im Osten wurde unterteilt. Der schräge Korridor wurde völlig durch eine Treppe versperrt. Im Westen wurde der sehr alte Saal im Erdgeschosses unterteilt. Glücklicherweise bewahrte man die bemalte gotische Decke. Zwei winzige Zimmer entstanden in der Verlängerung der Fassade. Sie gaben der Terrasse eine schlechtere Wirkung. Der Vogelsang-Salon wurde in eine Kapelle umgewandelt, deren Altar den Platz des Schornsteins einnahm. Die Mauern des Vogelsang-Salons blieben bis 1936 von Jutetuch bedeckt.

Barockes Gebäude

Südliche Fassade

Um die Fläche des alten Gebäudes zu erhöhen, beschloss der Architekt, das Fachwerk vorzurücken und es auf die Vorderseite des Türmchens auszurichten. Diese Option, die die historische Substanz so wie die Formen berücksichtigte, war für das Zeitalter ziemlich erstaunlich. Die zwei neuen Fenster wurden mit einer solchen Pflege entworfen, dass die Hinterwand mit einer Raute bereichert wurde, die mit dem Originalmodell identisch war. Der hinteren Fassade wurde diese Rücksicht nicht gewährt. Die Schlafstellen der ersten Etage forderten eine Verdopplung der Fenster. Einzig das zentrale Drillingsfenster wurde respektiert. Das Dach des Vogelsang-Saales wurde auch erhöht. Man öffnete vier kleine Fenster. Am hinteren Teil baute man ein Schutzdach des schlechtesten Geschmackes. Im Jahre 1920 verliessen die Missionare von Sankt François das Herrenhaus und es wurde zum Verkauf angeboten...

Die Franziskanerschwestern von Blois

Das "Schloss von Boccard" wurde 1920 offiziell verkauft, die neuen Eigentümer waren die Frauen Souchu Georgine Héloïse, Cavaille Marie und Darchu Lucienne. Hinter diesen Namen steckten die Franziskanerschwestern von Blois. Sie liessen sich im Herrenhaus nieder, das sie in eine Klinik und später in eine Familienpension – das Genesungsheim: "die Heilige Maria-Pension" umwandelten. Es war Eigentum der Heilige Maria-Assoziation. Die Religiösen richteten das Innere neu ein. Im Jahre 1936 wurden die Steingutöfen, die "Hauptverzierungen" der Zimmer durch Heizkörper ersetzt, weniger lästig und funktioneller. Wahrscheinlich wurden zu dieser Zeit die Jutetücher, die die Mauern des Vogelsang-Salons bedeckten, entfernt. Eine gute Entscheidung! Andere Umbauten, die von 1936 bis 1960 durchgeführt wurden, waren weniger ästhetisch: zahlreiche Bauten wurden dem Gebäude hinzugefügt. Anhänge über drei Etagen im Nordwestwinkel maskierten fast gänzlich die Fassaden des Vogelsang-Salons. Ausserdem wurden sie von Blech bedeckt! Zwei neue Balkons "schmückten" die westliche Fassade, und die Türen-Fenster nahmen zu. An der Nordfassade lehnten sich Holzstösse an. Die Schwestern bauten auch ein Solarium.

Das Herrenhaus von Affry, ein historisches Monument

In dieser zweiten Hälfte des Jahrhunderts versuchte die Schweiz, die Gebäude, die Zeugen der Vergangenheit, zu bewahren. Durch einen Erlass vom 14. Mai 1973 klassifizierte der Staatsrat das Haus von Affry als historisches Monument.

Die Herrenhaus AG

Das Konsortium der Industriezone von grossem Freiburg (CIG), erwarb das Eigentum in 1974. Es wurde zum Wohnsitz für ältere Menschen, "Herrenhaus AG“, eine von Herrn und Frau Henchoz verwaltete AG. Im Jahre 1981 bot die CIG das Herrenhaus mit dem angrenzenden Gelände von 12'082 m2 zum Verkauf an. Die Gemeinde von Givisiez hatte zwar ein Vorkaufsrecht auf dieses geschichtsträchtige Symbol des Dorfes, aber sie war nicht der einzige mögliche Erwerber. Eine Gruppe von Personen, die in der Herrenhaus AG arbeiteten, gründeten die "die Assoziation des Herrenhauses", das das Eigentum für "die älteren Menschen kaufen wollte. Falls dies nicht mehr der Fall wäre, würde sie der Gemeinde nachgegeben". Ausserdem kursierte ein beharrliches Gerücht, dass eine Gruppe von Freiburgern das Eigentum erwerben wollte, um dort eine Steiner Schule (anthroposophische) zu gründen. Die Verhandlungen begannen zwischen CIG und die Gemeinde von Givisiez. Die Bevölkerung des Dorfes war dazu aufgerufen, sich zum Erwerb des Eigentums zu äussern. Bei der kommunalen Versammlung vom 28. Juni 1982 war die Wahl günstig: 124 Ja gegen 24 Nein. Von diesem Datum an gehörte das Herrenhaus der Gemeinde von Givisiez. Von 1982 bis 1987 wurde die "Herrenhaus AG", obwohl das Herrenhaus sich nach und nach von seinen Pensionären leerte, weiterhin unter der Leitung von Frl. Berset geführt. Das Türmchen wurde in 1907 zu Klassensäle renoviert. Einer von ihnen wurde der Gemeindebibliothek zugewiesen. Im Jahre 1987 begann die Restaurierung des Herrenhauses.

Einrichtungen von 1987 bis 1990

Die Bereitstellung des Herrenhauses von Givisiez als ein Wohnsitz für ältere Menschen gab eine günstige Gelegenheit zur Gesamtumstrukturierung. Die Konstruktion eines modernen und funktionellen Anhangs, dessen harmonische Fläche an die Umgebung angepasst wurde, erlaubte eine Erleichterung des Programms. Eine feinfühlige Intervention war nicht denkbar, in Anbetracht der früher erfahrenen Vergehen. Der inneren Umstrukturierung ging eine Umfragekampagne voraus. Obwohl diese nur oberflächlich statt fand, wollte man schwerwiegende Interventionen und Veränderungen an den Gebäuden vermieden. Die finanziellen Unterstützungen des Staates und des Bundes erlaubten ebenfalls die Restaurierung des Originaldekors. Somit wurde der Vogelsang-Saal wieder zu einer der bedeutenden Zeugen des gültigen Stils des 17. Jahrhundert. Die Architekten Passer und Sauterel liessen ausserdem die Originalfläche von den Zusätzen befreien, die im Laufe der Jahrhunderte angehäuft wurden. Die spürbarste Verbesserung betraf zuerst die Eingangshalle mit ihrer Decke mit "ungarischen Punkt" und die Treppe, deren Rampe seine Originalform wiedererlangte. Der gotische Saal nahm seine Dimensionen vom 16. Jahrhundert wieder auf. Im ersten Stockwerk wurde die Decke (im südwestliches Winkelstück) in der Halle verschoben. Die Interventionen der hinteren Fassaden zeigten dieselbe Wirkung: das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes wiederzufinden.

Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles