Freiburg und Waadt : Die Schlösser von Guévaux (en français)

Das waadtländische Haus und der Bauernhof

Weitere Luftaufnahmen von Guévaux

Über das Herrenhaus von Guévaux ist nicht viel der Öffentlichkeit bekannt, ihre Lage am Fuss des Vully stellt es abseits der urbanisierten Zentren und der grossen Verkehrsachsen. Das war jedoch nicht immer der Fall. Das Dorf, das zum ersten Mal in 1240 erwähnt wurde, scheint Teil einer grossen Herrschaft zu sein, die Lugnorre, Joressant, Mur, Villars-le-Grand und Cudrefin umfasste. Kurz vor 1350 wurde diese Herrschaft in zwei geteilt, die neue Grenze ging durch die Mitte von Guévaux. So wurde der westliche Teil freiburgerisch und der andere waadtländisch.

Guévaux gegen 1730-40

In 1742 bebauten die zwei Vetter Kilchberger die zwei grossen waadtländischen und freiburgerische Grundstücke, die heute Guévaux zu einem der schönsten Beispiele von aristokratischen Wohnsitzen im Weinbauland machen.

Das freiburgerische Herrenhaus

Ofen im aktuellen Esszimmer, aus 1747 datierend, mit JCLD signiert

Als Enkel von Jean-Antoine Kilchberger, dem Herrn von Bremgarten, und von Judith von Loys, waren Nicolas (1699-1762), und Jean-Bernard (1702-1762) Kilchberger nicht nur Deutsche Vetter, sondern auch Schwager. Der Erste hatte in der Tat Marianne und der zweite Catherine, Töchter von Jean Jenner und von Marie Kilchberger geheiratet. Als Mitglieder des Grossen Rates erhielten sie beide zu dieser Zeit die Direktion einer Vogtei in Vully, Nicolas die von Avenches von 1746 bis 1752 und Jean-Bernard die von Saint-Jean bei Cerlier in 1747.

Die Nachbarschaft der zwei Schwager war nicht ohne Probleme. Sie mussten sogar in 1753 die Regierung aus Bern in Anspruch zu nehmen, um den Konflikt zu schlichten. In 1755 versuchte Nicolas, sein Eigentum zu verkaufen, aber der Verkauf erfolgte nicht, und ging es in 1762 an seinen Erben über.

Die folgenden Informationen beziehen sich auf das waadtländische Herrenhaus.


Das Gesamtschema mit Behausungskörpern und Flügeln, die einen Ehrenhof abgrenzen, zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zu den grossen klassischen französischen Schlössern. Ein identisches Aussehen findet man in der Tat in der ersten Realisierung dieses Typs auf schweizerischem Boden: im Schloss Isle, das gemäss den Plänen von Jules Hardouin-Mansart in 1696 gebaut wurde. Die Ähnlichkeiten sind auch in der ersten Realisierung in Bern erkennbar, im Schloss Thunstetten (gebaut in 1713). Guévaux zeigt gegenwärtig reduzierte Proportionen, aber die Grundsätze bleiben dieselben. Die Identität des Architekten von Guévaux ist nicht bekannt, aber es kann gut sein, dass Albrecht Stürler dort eine wichtige Rolle gespielt hat. Stürler wurde beauftragt, mehrere wichtige Baustellen im Kanton Waadt zu führen: Bonmont, Aubonne, Oron...

Der Sohn von Nicolas, Charles-Louis-Nicolas Kilchberger liess grosse Ausbauarbeitarbeiten insbesondere von der Abhängigkeit ausführen. Der von Architekten Carl Ahasver von Sinner gebaute Bauernhof, ähnelt jenem, der im Schloss Marnand in 1786 gebaut wurde. Das Innere des Hauses hat noch den Geschmack der Zeit bewahrt.

Als Charles-Louis-Nicolas Kilchberger in 1812 starb, gab er das Eigentum nicht an seiner einzigen Tochter Margerite (1773-1832), Frau von Albert Fédéric Dachselhofer, sondern an die Erbschaft des Bruders seiner ersten Ehefrau, Béat Emile Rudolph Tscharner (1752-1806). Seine Witwe, Corneli Jacobea, pflegte in der Tat Guévaux während etwa zwanzig Jahre. Unklar ist jedoch, ob sie in dieser Zeit Änderungen an den Gebäuden anbringen liess.

Die Umbauten durch die Familien Roulet und Rivier

Am 20. Januar 1825 ging das Herrenhaus in die Hände einer Neuenburger Familie, die sich in Marseille niedergelassen hatten: die Familie Roulet. Die neuen Eigentümer haben die Arbeiten im Innern des Hauses geprägt.

Aquarelle von Edouard Kinkelin gegen 1820

Gegen 1860 fanden mehrere Änderungen statt, während das Herrenhaus des 18. Jahrhunderts über Rebberge herrschte, wurde das aus dem 19. Jahrhundert, das sich von der Seeseite durch eine Galerie öffnet, in einem ausgedehnten Raum integriert. Diese Veränderung wurde akzentuiert durch die erste Korrektur des Laufs der Jura (1868-1890), die grundlegend die Landschaft des Sees veränderte, indem sie ihn durch ein Feuchtgebiet von mehreren Zehn Metern begrenzte.

Andere Änderungen wurden zur gleichen Zeit am Eingangshof vorgenommen, gleichzeitig mit der Erbauung der ersten befahrbaren Strasse, die Salavaux mit Môtier verband in 1872-73.

In den 1880er Jahren, als Théophile Rivier, der Schwiegersohn von Fanny Schloesing-Roulet, die anderen Teile der Erbschaft zurückkaufte, wechselte er seinen Lebensraum für einige Zeiten zu Guévaux. Als er Pasteur für die freie Kirche von Avenches ernannt wurde, residierte er das ganze Jahr mit seiner Familie dort, bis zu seinem Tod in 1887.

Ihm verdanken wir in 1880 den Ersatz der Holzgalerie durch eine von Charles Louis Schnyder Neuveville gelieferte Stahlkonstruktion, nach den Plänen des Architekten Alfred Rychner von Neuenburg. Auch wurden Renovierungen des Inneren durchgeführt.

Zusammenfassung

Selten finden wir die Gebäude, die wie Guévaux den Eindruck erwecken, ein vollkommen harmonisches Wachstum gehabt zu haben. Ebenso wie die umliegende Landschaft einen Wechsel vom intensiven Weinbaubetrieb zu Wiesen und Wälder erlebte, hat sich der alte aristokratische Wohnsitz des Kilchberger Vogtes zu einem offenen Landhaus in der Natur gewandelt. Trotz dieser Änderungen hat es mit viel Authentizität die wesentlichen Eigenschaften des Ursprungsgebäudes beibehalten

Photo gegen 1930

(Extrakte von "Guévaux ou la vie tranquille d'une maison de campagne au bord du lac de Morat" von Monique Fontannaz. Revue historique vaudoise 1997)

Unten das freiburgerische Herrenhaus:


Bibliographie

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©Les châteaux suisses. Die Schweizer Schlösser. The Swiss Castles