Im Userental – der Name bedeutet sowie wie Bärental – kreuzen sich zwei bereits in frühgeschichtlichen Zeiten begangene Passstrassen. Die eine führte von Westen nach Osten über Furka- und Oberalppass und verbindet das Wallis mit Graubünden. Die andere verläuft in nord-südlicher Richtung über den Gotthardpass. Die Turmburg von Hospental wurde am Schnittpunkt dieser bedeutenden Passrouten angelegt. Der hoch über Hospental gelegene Turm wirkt düster und malerisch zugleich. Aus unbehauenen Steinen errichtet, bildet er noch heute ein markantes Wahrzeichen des Urserentals
Auf drei Seiten ist der Turm vom steilen Hang geschützt, auf der Südwestflanke wurde zur Erschwerung einer feindlichen Annäherung ein Halsgraben ausgehoben. Der Einstieg in den hochragenden Turm erfolgte durch einen Hocheingang im ersten Obergeschoss an der Südostseite. Das Erdgeschoss war somit nur von innen zugänglich und könnte als Gefängnis benützt worden sein. Im zweiten Obergeschoss ragt quer über dem Turmeingang ein kleiner Erker hervor. Es handelt sich hier um einen einfachen Aborterker, wie wir ihn bei ähnlichen Türmen nicht selten finden. Auch das dritte Obergeschoss bestand nur aus einem einzigen Raum. Balkenlöcher im äusseren Mauerwerk zeigen den Verlauf einer ursprünglichen, gedeckten Holzgalerie auf, die wohl als Wehrgang um den Turm herumführte. Im Turminnern selbst blieben ein Schüttstein und Spuren von Feuerstellen erhalten. Je drei unterschiedlich grosse Zinnen bekrönen die Mauerabschlüsse. Als Dachform des Turms wird ein Satteldach angenommen, welches auf der das dritte Obergeschoss abschliessenden Plattform ruhte. Regen- und Schmelzwasser wurde vom Dach durch Abzugslöcher auf das Dach der Galerie geführt und gesammelt.
Der Turm von Hospental diente nicht der Kontrolle über den Gotthardverkehr oder gar als Zollstation, wo Zollgebühren eingezogen wurden, obschon das Tal um die Mitte des 13. Jahrhunderts wirtschaftlich einen grossen Aufschwung nahm. Seine Anfänge reichen weiter zurück als die Erschliessung des Gotthards durch die Sicherung der Schöllenenpassage. Seit der Karolingerzeit gehörte das Urserental zu den Güter des jenseits des Oberalppasses gelegenen Klosters Disentis. Das Tal wurde wohl in den Sommermonaten von welschen Untertanen des Klosters – deshalb auch der welsche Name des Tales – gerodet und urbar gemacht. Die so neu gewonnenen Weideflächen wurden bald mit Vieh bestossen. Erst im 11. oder 12. Jahrhundert wurden auf Geheiss des Abtes von Disentis die ersten Dauersiedlungen in der wilden, unwirtlichen Gegend von deutschsprachigen Walsern aus dem Oberwallis errichtet. In Andermatt, unmittelbar am Ausgang der Schöllenen, entstand ein kirchliches Zentrum, das durch die alte Talkirche mit den romanischen Bauteilen dokumentiert wird. In Hospental, dem Mittelpunkt des Tals, fasste hingegen die Obrigkeit Fuss. Klösterliche Dienstleute regierten im Namen des Abts über die Untertanen, zogen Steuern ein und übten die Gerichtsbarkeit aus. Heute noch sind im Wald zwischen Hospental und Andermatt Überreste des Galgens sichtbar, ein eindrückliches Zeugnis der Blutgerichtsbarkeit. Die klösterlichen Rechte und Herrschaftsansprüche erforderten ein Baudenkmal, das diese Macht auch wirklich manifestierte. So entstand gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf einem Felssporn ob Hospental eine Burganlage, die aus einem viereckigen Turm sowie einer Ringmauer bestand. Dieser trutzige und vor allem repräsentative Bau diente den klösterlichen Beamten als Amts- und Wohnsitz.
Seit dem frühen 13. Jahrhundert ist eine Familie ritterlichen Standes urkundlich bezeugt, die sich nach Hospental nannte und in der Burg Wohnsitz hatte. Im Wappen führte sie einen aufrechten Bären mit Kreuz. Als Untervögte des Klosters nahmen die Hospental dessen Interessen wahr. Nachkommen dieses später weitverzweigten Ministerialengeschlechts spalteten sich in verschiedene Linie, und heute noch lässt der Familienname Hospenthal vor allem in Zürich, aber auch an anderen Orten des In- und Auslands nachweisen.
Mit der Erschliessung der Schöllenen um 1230 wurde der Gotthardpass zum Zankapfel der politisch Mächtigen. Kaiser Friedrich II zog um 1240 die Vogtei über das umstrittene Tal ans Reich und belehnte damit die Grafen von Rapperswil, die als treue staufische Parteigänger galten und in Uri ausserdem schon reich begütert waren. Nach deren Aussterben im Jahre 1283 ging die Vogtei an Rudolf von Habsburg über. Dadurch geriet das Urserental unter starken habsburgisch-österreichischen Einfluss. 1317 gelang es aber der Urner Familie von Moos, die Herrschaft über das Tal in ihre Hand zu bringen. Die Feudalherrschaft im Tal wurde im 14. Jahrhundert jedoch nach und nach durch die politische Selbständigkeit der Talbewohner geschmälert, und schliesslich schloss sich Urseren 1410 politisch den Urnern an. Zu diesem Zeitpunkt ist die Burg wohl verlassen worden. Verschiedene Besitzer folgten einander. 1425 wurde der immer noch stattliche Turm von Walter Meyer an Jenni Switer verkauft. Der Kaufpreis war höchst gering: er bestand aus einem Ochsen.
Der unbewohnte Turm zerfiel dann allmählich. 1898 wurde er einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen, die sich bis in unsere Zeit hinein gut gehalten hat.
Die Ruine ist jedermann frei zugänglich.
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