Das Bild dieses "Schlosses" an den Ufern des Genfer Sees hat bereits die Welt umrundet. Nachdem das Montbenon Casino (1919-1922) und die MonRepos Villa (1922-1968) hier waren, liess sich das IOC hier in 1968 nieder. Aber was ist die Geschichte dieses herrlichen Hauses, das zum konstanten Sitzungsort der Internationalen Olympischen Bewegung wurde? Mit seinen Empfangsräumen mit Holztäfelung, seinen wunderbaren Kaminen aus dem 18. Jahrhundert und den Pfeilern des ehemaligen Haupt-Empfangszimmer (heute das Büro des Direktors), wer hätte gedacht, dass dieses feine Haus auf der Stelle von was vermutlich die erste Christliche Kirche des berühmten "vicus" von Vidy, Roman Lousanna war. (Es ist interessant, dass es noch Spuren dieser alten Kirche in den Kellern des Schlosses sichtbar sind.)
In 1453, obwohl die benachbarten Dörfer von Renens und Chavannes ihre eigenen Kirchen hatte, wurde das Haus noch besucht und die Gemeindemitglieder aufgefordert “ein diskretes Glasfenster in der Mauer des Schiffes, das zum See stand, zu positionieren, damit das Innere besser beleuchtet würde". Die Ankunft der Berner markierte ihr Ende. François Merlinge, Bürger von Lausanne, kaufte den "Temple von Vidy mit dem Priesterhaus und der Scheune, Nahe am Friedhof, dem Hof und ein angrenzendes Hanffeld, mit Wiesen in verschiedenen Teilen von Vidy", welche danach durch Heirat an die Coupin und Melotte Familien gingen. In 1669 wurde die Kirche zum Haus. Dann wechselte es mehrmals Eigentümer, durch Kauf, Erbe oder Heirat.
Elévation de la façade sud, restituée dans son état ancien. Elevation de la façade nord dans son état actuel. Plan du rez-de-chausséeEiner der Besitzer, Samuel de Teil, liess vor 1724 eine Scheune bauen. Das Eigentum wurde von der Loys Familie in 1733 gekauft und gehörte in 1771 Captain Jean-Louis de Loys, der in Genf wohnte, da er dort die Tochter des Mayor Cramer heiratete. Da seine Kinder Lausanne mochten, liess er das Eigentum renovieren. Die Arbeiten wurden von seinem Bruder Brigadier Etienne-Louis Loys de Middes geführt, der auch eine Residenz in der Dorigny Nachbarschaft errichtete, mit der Hilfe vom Architekten Rudolph de Crousaz de Mézery und vermutlich auch vom Architekten Gabriel Delagrange. Die Residenz wurde in 1774 vollendet. Am 12 Mai 1800, empfing man Napoleon Bonaparte im Haupt-Empfangszimmer einige Minuten lang, der damals erster Konsul war und seine Truppen begutachtete bevor er sie zum Grossen Sankt Bernhard Pass nahm. In 1918, wurde es der Gemeinde angeboten, doch sie lehnte ab, das Eigentum zu kaufen. Das Haus blieb im Besitz der Loys Familie bis 1919, als es mit dem angrenzenden Land (über 27 Hektare) vom Oberst de Treytorrens de Loys an André Martin, ein Treibstoffhändler von Lausanne. (Oberst de Treytorrens de Loys war der gleiche Mann, der Pierre de Coubertin in die verschiedene Institutionen von der Schweiz und ihr Militärsystem einführte.) Das Vidy Anwesen wurde dann in verschiedene Teile an verschiedene Käufer verkauft. Dann, in 1960, erhielt die Gemeinde die Eigentumsrechte und restaurierte es in 1964 und 1965. Während der Nationalen Ausstellung in 1964, wurden die Empfangsräume für Ehrengäste verwendet. Am 30. Juni 1965, wurden die Möbel und Kunstwerke, die die Zimmer während der sechs Monaten der Ausstellung schmückten, versteigert. Das Schloss wurde dann zum Zentrum für Europäische Forschung, unter der Leitung von Jean Rieben, und zu Büros des Professors Silbermann, Direktor des Institutes für Massenkommunikationsforschung der Universität von Lausanne.
Am 1. März 1968, da die Büros der IOC in der Mon-Repos Villa zu beengt waren, gaben die Lausanner Behörden dem IOC die freie Verfügung des Schlosses Vidy zusammen mit der Villa Gruaz, für welche die Gemeinde den Unterhalt übernahm. Die Villa Gruaz würde vom IOC Generalsekretär, Johann Westerhoff, bestimmt. Eine Mietvereinbarung wurde am 1. Juli 1972 "für einen Olympiaden" unterzeichnet, für den gleichen Zeitraum erneuerbar. In der gleichen Zeit wurde das Schloss Vidy als historisches Monument vom Staat Waadt deklariert am 17. Dezember 1971. Dazwischen fanden Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten am Gebäude und an den Fassaden statt.
1978 und 1984. Da das Personal der IOC von 12 Personen in 1968 auf 43 in 1982 wuchs, wurden andere Orte in Lausanne nahe dem Bahnhof und in der Malley Umgebung vom IOC bevölkert. Alle Mitarbeiter des IOC zusammen unter einem Dach zu bringen, war der grosse Traum, vor allem der vom Präsidenten Samaranch. In 1982, entschied die 85. IOC Session in Rom, den Hauptsitz der IOC und das Olympische Museum an einem Ort zu versammeln. Diese Idee wurde jedoch in der 87. IOC Session in Sarajevo aufgegeben, die bekannt gab, dass der administrative Hauptsitz im Schloss Vidy bleiben würde, mit einem neuen Anbau und dass das Olympische Museum in Ouchy gebaut werden sollte.
Am 8. Juni 1984, erlaubte die Gemeinde von Lausanne dem IOC das Recht für einen Anbau am IOC Hauptsitz (dass das Schloss und den zukünftigen Anbau umfasste) für eine Periode von 99 Jahren. Am 12. Oktober 1986, an der 91. IOC Session in Lausanne und nach zwei Jahren harter Arbeit, konnte das IOC in sein eigenes Gebäude ziehen: Olympic House, entworfen von den Architekten Pedro Ramirez Vázquez, Ehrenmitglied des IOC und Jean‑Pierre Cahen. Mit diesem modernen und funktionalen Gebäude, das sich in die umgebende Landschaft gut einfügt, gelangte es dem Präsidenten "einen Kult für die Schönheit zu offerieren, für die klassische Reinheit und moderne Nüchternheit, und für subtile Verbindungen die den Sport so sehr an die schönen Künste binden".
In seiner langen Geschichte seit dem 23. Juni 1894, kann die Olympische Bewegung somit den Wert der Entscheidung von Lausanne am IOC Hauptsitz in 1915 hochschätzen. Heute symbolisieren das Schloss Vidy und Olympic House die starke Bindung der Institution mit dem Kanton Waadt und der Arbeit von Pierre de Coubertin.
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