Vinzel ist ein schmuckes kleines Bauerndorf zwischen Jurafuss und Genfersee. Die Jahrhunderte scheinen hier spurlos vorbeigegangen zu sein; man könnte sich dort heute noch in der Zeit der Berner Herrschaft (ca. 1500 bis 1800) wähnen, als das Château ein Pied-à-terre der Berner Junker war, die von hier aus die Weinlese überwachten und den Zehnten eintrieben.
Eigentlich sind es zwei Schlösser: oben am Hang das feudaler anmutende "La Bâtie" und unmittelbar darunter das rustikaler erscheinende eigentliche "Château de Vinzel". Beide waren zeitweise in ein und demselben Besitz. Wie bedeutend dieser war, zeigt ein verblichenes Foto aus dem Jahre 1902, auf dem nicht weniger als 95 Winzerinnen und Winzer im Hof posieren - und mittendrin thront der damalige Patron Franz von Reding. Selbst der alte Schwyzer Adel war in der Waadt präsent.
Der romantische Schlosshof mit seiner üppigen, exotischen Vegetation ist eine Welt für sich. Da findet man einen uralten Maulbeerbaum aus China,und an der Südfassade spriesst eine 150jährige Spalierrebe der Sorte Isabella, einer Hybriden-Kreuzung aus dem amerikanischen South Carolina. Grosse Bogentore führen in den immensen, kühlen Keller mit seinen mächtigen Eichenfässern, denen in neuerer Zeit eine Batterie von Edelstahltanks beigestellt wurde.
1936 wurde das Château de Vinzel samt Grund und Boden von Arnold Schenk vom gleichnamigen Weinhaus erworben. Seither ist der Rebberg einer totalen Drainage unterzogen worden. An den Hängen über Vinzel ist der Jurakalk von einer massiven Lehmschicht überzogen, was die Böden wasserundurchlässig und somit feucht und schwer macht. Um leichteren und trockeneren Grund zu erhalten, wurde daher der Rebberg des Châteaus zwischen 1950 und 1977 metertief umgebrochen. Das Resultat sind bessere Reife und frischere, fruchtigere Weine. Bei dieser massiven Bodenbearbeitung traten merkwürdige Felsbrocken aus Glimmerstein zutage, die Gletscher vor 30000 Jahren aus dem Val d'Anniviers im Wallis an den Genfersee transportiert hatten. Einer dieser Felsen aus grünlichem Glimmerschiefer entspricht genau dem Gestein, das man in Zermatt findet, und pikanterweise hat dieser Brocken die Form des Matterhorns.
Wühlt man weiter im Lehm von Vinzel, so findet man, dass hier bis 1956 eine Ziegelei existierte, in der im Jahre 1927 ein gewisser Josip Broz, genannt der Serbe, von Hand Ofensteine formte, bis er von den Gendarmen verhaftet und des Landes verwiesen wurde, weil seine Papiere nicht in Ordnung waren. Der Mann machte dann in seiner Heimat Karriere: Er wurde Marschall Tito.
Die 8,4 Hektaren Reben sind mit mit Chasselas bepflanzt, und zwar mit dem sogenannten Klon "Vinzel". Unter der Leitung von Jean-Daniel Monachon, dessen Vater schon seit 1948 die Reben besorgt hat, sind drei Arbeiter auf der Domäne beschäftigt. Angewandt werden dort die Grundsätze der Integrierten Produktion (IP), d. h. sparsames Düngen nur aufgrund von Analysen, Grüneinsaat zwischen den Reihen, Schädlingsbekämpfung nur in Notfällen. Die Ernte wird strikte limitiert, und das lange vor der Einführung der gesetzlichen Auflagen der Appellation d'Origine Contrôlée. Ausgedünnt wird im Juni auf eine Traube pro Trieb, wenn nötig erfolgt eine zweite Regulierung nach dem 15. August. Gelesen wird von Hand, normalerweise in der ersten Oktoberhälfte. Dann zeigen sich die Qualitäten der Domäne: Dank der Bodenverbesserung und der konsequenten Mengenbeschränkung liegt der Zuckergehalt der Trauben regelmässig sieben bis acht Öchsle höher als das Jahresmittel.
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Im Jahre 2003 wurde eine Parzelle des Weinbergs von Château de Vinzel mit Merlot bepflanzt. Seit dem Jahrgang 2009 bringt in der Folge Château de Vinzel einen hervorragenden Merlot du Château de Vinzel auf den Markt, der von Beginn weg mehrfach an nationalen und internationalen Verkostungswettbewerben ausgezeichnet wurde. Château de Vinzel ist seit 2004 Gründungsmitglied der Vereinigung Clos, Domaines & Châteaux, eine Vereinigung die sich der Herstellung von Qualitätsweinen aus definierten Ursprungsgebieten widmet. Weitere Informationen unter: www.c-d-c.ch |
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