Grosse Einweihungsfeier "Burgfäscht"
Nach zweieinhalb Jahren Arbeit ist die Burgruine Hünenberg neu renoviert und steht für Besuchende wieder offen. Das Projekt konnte dank optimaler Zusammenarbeit aller Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden. Am 6. Juni 2009 findet zur Einweihung ein grosses "Burgfäscht" statt. "Die archäologischen Untersuchungen haben neue und zum Teil überraschende Erkenntnisse zur Geschichte der Burg hervor gebracht", so Manuela Weichelt-Picard.
Kulturgut in Gefahr
Die Burgruine Hünenberg – ein beliebtes Ausflugsziel – war bis vor Kurzem teilweise einsturzgefährdet. Zum Schutz der Besuchenden und des Kulturdenkmals liess die Korporation Hünenberg die Anlage konservieren. Parallel dazu erfolgten archäologische Untersuchungen. 1944 hatte die Korporation den Burghügel erworben. Unter der Leitung des archäologiebegeisterten Landwirten und Kantonsrichters Emil Villiger legten Freiwillige, Feuerwehr, Turnverein und Schüler die Anlage bis 1951 frei. Seit der letzten Sanierung sind über 40 Jahre vergangen.
Termine und Kosten eingehalten
Die Konservierungsarbeiten der vergangenen Jahre standen unter der Leitung der Architektin Gabriela Güntert und des Architekten Lukas Högl. Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Direktion des Innern, begleitete die Arbeiten in fachlicher Hinsicht. Die Zivilschutzorganisation des Kantons Zug half bei der Baustelleninstallation und der Errichtung einer Zufahrtsrampe.
Im Rahmen der Restaurierung wurden die Mauern gereinigt und wo nötig gesichert. Das Bestreben von Bauherrschaft, Kanton und Architektin/Architekten war es, wesentliche Ursachen des Zerfalls zu beheben, ohne das Bild der Ruine merklich zu verändern. Besonders die vorher überwachsenen Fundamente des ehemaligen Bergfrieds erwecken jetzt mit ihrer Mächtigkeit grossen Eindruck. Mit grosser Sorgfalt reparierten die mit Natursteinmauern erfahrenen Handwerker schadhafte Stellen. Auch der 10 m tiefe Sodbrunnen ist gesichert und vom Schutt der letzten 60 Jahre befreit; er trägt jetzt eine neue Abdeckung.
Alle Beteiligten sind glücklich über den erfolgreichen Abschluss des mehrjährigen Projekts, das ohne Zwischenfälle oder Probleme verlief. Die budgetierten Kosten wurden nicht überschritten. Weil die Burg unter Denkmalschutz steht, wurde die Restaurierung von der Einwohnergemeinde Hünenberg und vom Kanton Zug finanziell unterstützt. Zusätzlich richtete der Bund einen Beitrag aus. Der Kanton trug ausserdem auch die Kosten der archäologischen Untersuchungen.
Korporation und Einwohnergemeinde werden die frisch restaurierte Burgruine am "Burgfäscht" vom 6. Juni 2009 mit Mittelaltermarkt einweihen. Zur Einweihung des ältesten Hünenberger Bauwerks werden alle eingeladen, als Ritter, Burgfräulein, Edelsleute, Kräuterfrauen, etc. am mittelalterlichen Treiben teilzunehmen.
Eine aktualisierte Hinweistafel wird Besucherinnen und Besucher über die Geschichte der Burg Hünenberg informiert. Zusätzlich gibt es auch ein Informations-Faltblatt, welches von der Korporation herausgegeben wird.
Überraschende Funde
Seit 2005 und parallel zu den Restaurierungsarbeiten führte die Kantonsarchäologie Zug, Direktion des Innern, in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters der Universität Zürich archäologische Untersuchungen durch. Dabei legten die Fachleute an gezielt ausgewählten Stellen Sondierschnitte an, untersuchten das oberirdisch erhaltene Mauerwerk und suchten das Gelände nach Funden ab.
"Wider Erwarten erwiesen sich die noch vorhandenen mittelalterlichen Reste und Funde auf dem Burghügel als äusserst umfangreich," erklärt Regierungsrätin Weichelt-Picard begeistert. "Auch ein römischer Münzschatz kam zum Vorschein, den die Direktion des Innern im Sommer 2007 bereits der Öffentlichkeit vorgestellt hat." Die 68 Münzen datieren in die Zeit von ca. 150 v. Chr. bis 270 n. Chr. Es könnte sich um Spuren eines römischen Heiligtums handeln.
Die reichen Funde der Ausgrabungen 1944 bis 1951 und der archäologischen Untersuchungen der vergangenen vier Jahre werden jetzt in der Kantonsarchäologie Zug aufbereitet und restauriert. Die archäologische und historische Gesamtauswertung wird in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich während der kommenden Jahre durchgeführt. Einzelne Funde sind erstmals am "Burgfäscht" ausgestellt.
Spannende Geschichte der Burg
Die archäologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass die Burg um 1100 oder im frühen 12. Jahrhundert errichtet wurde. Davon haben sich die Reste des überraschend prächtigen Wohnbaus (Palas) und eines Torbaus erhalten. Die Gebäude sind so sorgfältig gemauert, wie es nur auf ganz wenigen anderen Burgen jener frühen Zeit gemacht wurde. Zum Bau gehören auch romanische Bauskulpturen, u.a. ein Würfelkapitell und ein Löwenrelief. Es gab auch einige Kleinfunde, wie Keramikscherben und eine Schachfigur. Da Urkunden aus dieser Zeit
weitgehend fehlen, ist der Bauherr dieser überdurchschnittlich grosszügigen Anlage weiterhin unbekannt.
Die hochmittelalterliche Burg stürzte zum Teil ein. Neue Stütz- und Ringmauern mussten errichtet werden. Um 1250 erbauten die Herren von Hünenberg anstelle der alten Gebäude an der Hangkante im aufgeschütteten ehemaligen Innenhof die neuen Wohnbauten. Dazu gehört vor allem der mächtige Wehrturm mit seinem eindrücklichen, 3 m dicken Megalithmauerwerk.
Aus dieser neu erbauten Burg des 13./14. Jahrhunderts stammen Funde von Ofenkacheln, Waffen und Münzen. Die Herren von Hünenberg waren um 1300 die bedeutendste Kleinadelsfamilie in der Zentralschweiz. Im Spätmittelalter verliessen sie ihren Sitz und siedelten sich in den Städten an, wo das Leben als angenehmer und komfortabler empfunden wurde. Es gibt Hinweise darauf, dass die Habsburger die Burg Hünenberg beim Gefecht "an der Totenhalde" am Heiligabend 1388 im Rahmen des Sempacher Krieges zerstörten. Die Hünenberger verkauften ihre unbewohnte Burg 1414 an einheimische Bauern.
Direktion des Innern
Manuela Weichelt-Picard
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